Einleitung

Der Opel Rocks-e positioniert sich als elektrisches Leichtkraftfahrzeug (L6e) und zielt darauf ab, eine Lücke zwischen Rollern und Kleinwagen in der urbanen Mobilität zu schließen. Er ist für junge Fahrer ab 15 Jahren mit AM-Führerschein ebenso interessant wie für Pendler und Carsharing-Dienste. Als nahezu baugleiches Modell des Citroën Ami und Fiat Topolino setzt er auf Minimalismus und Funktionalität.

Design & Verarbeitung

Der Rocks-e fällt mit seinem einzigartigen, kubischen Design sofort auf. Opels Vizor-Design findet sich an der Front wieder, während LED-Scheinwerfer und -Blinker für eine moderne Optik sorgen. Ein cleverer Ansatz zur Kostensenkung ist die identische Bauweise von Front- und Heckschürze sowie der gegenläufig öffnenden Türen, was zudem einen „Wow-Effekt“ erzeugt. Der Innenraum ist von rustikalem Hartplastik geprägt, das optisch und haptisch überzeugt und die puristische Designphilosophie unterstreicht. Die Verarbeitungsqualität ist für diese Fahrzeugklasse angemessen, auch wenn stellenweise von scharfen Plastikgraten und knarzenden Türen berichtet wird.

Innenraum & Komfort

Trotz seiner geringen Außenmaße bietet der Rocks-e ein überraschend großzügiges Raumgefühl für zwei Personen. Die versetzte Sitzposition gewährleistet ausreichend Kopf- und Beinfreiheit, selbst für größere Insassen bis 1,90 Meter. Nur der Fahrersitz ist verstellbar, was in scharfen Kurven einen besseren Seitenhalt wünschenswert macht. Ein klassischer Kofferraum fehlt, dafür gibt es flexible Stauräume im Beifahrerfußraum und hinter dem Fahrersitz, ergänzt durch praktische Ablagen, Netze und Becherhalter. Komfortmerkmale wie Klimaanlage oder aufwendige Sitzheizung sucht man vergebens, es gibt einfache Heizung und Lüftung. Die klappbaren Seitenfenster sind zwar gewöhnungsbedürftig, erfüllen aber ihren Zweck. Die Sicht auf Ampeln kann durch A-Säule und Dachholm eingeschränkt sein.

Infotainmentsystem

Der Rocks-e verzichtet bewusst auf ein integrierten Infotainmentsystem im herkömmlichen Sinne. Stattdessen dient das eigene Smartphone in einer speziellen Halterung samt USB-Anschluss als Multimediazentrale. Eine optionale portable JBL-Bluetooth-Box sorgt für den Sound. Wesentliche Fahrinformationen werden übersichtlich auf einem kleinen digitalen Display hinter dem Lenkrad angezeigt. Dieser minimalistische Ansatz mag als Verzicht erscheinen, ist aber gleichzeitig äußerst praxisnah und preisbewusst.

Antrieb & Fahrverhalten

Angetrieben wird der Rocks-e von einem Elektromotor, der eine Dauerleistung von 6 kW (8 PS) und kurzzeitig bis zu 9 kW (12 PS) liefert. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 45 km/h begrenzt, was für den Stadtverkehr völlig ausreichend ist. Auf den ersten Metern beschleunigt der Rocks-e überraschend flott und lässt manchen Pkw an der Ampel hinter sich. Das Fahrgefühl wird oft als agil und wuselig beschrieben, fast wie ein Go-Kart. Mit einem Wendekreis von nur 7,20 Metern ist er extrem handlich und lässt sich auch quer in Parklücken manövrieren. Das straffe Fahrwerk und der tiefe Schwerpunkt sorgen für hohe Agilität und Kippsicherheit. Allerdings mangelt es an Geräuschdämmung, sodass Motor- und Abrollgeräusche stets präsent sind. Das Fahren mit nur einem Pedal ist nach kurzer Eingewöhnung gut möglich. Starten und Gangwahl erfolgen noch sehr analog und mechanisch.

Verbrauch & Unterhalt

Der Rocks-e glänzt mit sehr geringen Unterhaltskosten. Es fällt keine Kfz-Steuer an, und die Versicherung ist – je nach Tarif – bereits ab rund 100 Euro pro Jahr zu haben. Eine volle Batterieladung kostet etwa zwei Euro. Die 5,5 kWh Batterie ermöglicht eine WLTP-Reichweite von 75 Kilometern, die auch in der Praxis oft erreicht wird. Das Laden an einer normalen Haushaltssteckdose dauert etwa 3,5 Stunden. Das integrierte Drei-Meter-Ladekabel, das sich aus der Beifahrertür ziehen lässt, wird jedoch als fummelig beim Zurückrollen empfunden. Schnellladeoptionen gibt es nicht, auch ein Adapter für öffentliche Ladesäulen verkürzt die Ladezeit nicht. Der Kaufpreis beginnt bei 8.340 Euro, optionale Ausstattungsvarianten kosten mehr. Attraktive Leasingangebote ab ca. 79 Euro monatlich machen den Rocks-e zugänglicher.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Als Leichtkraftfahrzeug darf der Rocks-e nicht mit den Sicherheitsstandards von Pkws verglichen werden. Er verfügt über Dreipunkt-Sicherheitsgurte, aber sucht man vergeblich nach Airbags oder modernen Assistenzsystemen. Opel positioniert ihn bewusst als sicherere Alternative zu E-Bikes, Motor- und Elektrorollern. Gegenüber diesen bietet er eine schützende Fahrgastzelle mit Stahlgitterrohrrahmen, mehr Sichtbarkeit im Verkehr und Schutz vor Witterungseinflüssen. Eine NCAP-Sicherheitsbewertung liegt für den Rocks-e nicht vor.

Fazit

Der Opel Rocks-e ist ein charmantes und pragmatisches Fahrzeugkonzept für die urbane Mobilität. Er überzeugt durch seine extreme Wendigkeit, das überraschende Platzangebot für zwei und die äußerst geringen Betriebskosten. Für Stadtfahrten und Kurzstrecken bietet er eine erstaunlich flotte Beschleunigung und ein agiles Fahrgefühl, das viel Spaß bereitet. Kompromisse müssen beim Komfort (Geräuschdämmung, Federung, einfache Sitze) und bei der fehlenden Sicherheitsausstattung im Vergleich zu Pkws in Kauf genommen werden. Auch das Handling des Ladekabels erfordert Geduld. Dennoch ist der Rocks-e eine attraktive, preiswerte und wettergeschützte Alternative zu Zweirädern, besonders für junge Fahrer und umweltbewusste Pendler, die ein funktionales, rein elektrisches Fahrzeug für den urbanen Raum suchen.