Einleitung

Der Ford Capri feiert ein Comeback, allerdings in einem völlig neuen Gewand. War er früher ein erschwingliches Sport-Coupé, so präsentiert er sich nun als elektrisch angetriebener Crossover mit Coupé-Dach. Das Fahrzeug basiert auf der MEB-Plattform von Volkswagen, die auch dem Ford Explorer EV zugrunde liegt. Ford hat sich zum Ziel gesetzt, dem Capri trotz der gemeinsamen Technik eine eigenständige Identität zu verleihen und spricht damit Kaufinteressenten an, die ein Familienauto mit Chic und Fahrfreude suchen.

Design & Verarbeitung

Optisch hebt sich der neue Capri deutlich von seinen VW-Plattformbrüdern ab. Ford hat eine eigene Karosserie entwickelt, die Elemente des klassischen Capri adaptiert: eine sportlich gestaltete Front mit flachem Kühlergrill, eine kräftig modellierte Schulterlinie und ein rund auslaufendes hinteres Seitenfenster. Die coupéhafte Dachlinie mündet in ein muskulöses Heck mit schwarzer Querspange. Insgesamt wird das Design als eigenständig, bullig und optisch gelungen wahrgenommen – edler als mancher Konkurrent.

Im Innenraum zeigen sich die Meinungen zur Material- und Verarbeitungsqualität gemischt. Während die Autozeitung sie als „sehenswert gut“ bewertet, kritisieren ADAC und Carwow den Einsatz von viel Hartplastik, insbesondere am Armaturenbrett und im hinteren Bereich der Türverkleidungen. Nur schmale Bereiche sind gepolstert oder geschäumt. Diese „preisbewusste Materialanmutung“ schmälert den sonst guten Gesamteindruck.

Innenraum & Komfort

Der Capri bietet ein großzügiges Raumangebot. Mit 4,63 Metern Länge und gleichem Radstand wie der Explorer ist er geräumig dimensioniert. Das Bein- und die Kopffreiheit im Fond werden als ausgezeichnet beschrieben, trotz der Coupé-Dachlinie. Der Kofferraum ist mit 495 Litern (ADAC Messung) bis zu 572 Litern (Herstellerangabe) Fassungsvermögen bei normaler Bestuhlung und bis zu 1510 Litern bei umgeklappter Rückbank sehr praxistauglich und gut nutzbar. Ein besonderes Feature ist das vertikale Zentraldisplay, das sich in der Neigung verstellen und ein verstecktes Staufach freigeben kann – ein Alleinstellungsmerkmal.

Der Fahrkomfort wird durchweg positiv hervorgehoben. Das Stahlfahrwerk ist komfortabel und bügelt die meisten Unebenheiten gekonnt weg. Auch bei 2,1 Tonnen Leergewicht bleibt der Capri souverän. Lediglich bei dynamischer Fahrweise ist ein leichtes Wanken spürbar, da auf adaptive Dämpfer verzichtet wurde. Die Klimatisierung wird als gut bewertet, allerdings ist die Steuerung der hinteren Sitzbank nicht separat möglich und die Klimaregelung sitzt teils zu tief.

Infotainmentsystem

Das Highlight im Innenraum ist das zentrale Hochformat-Display, das einen aufgeräumten Eindruck vermittelt. Seine einzigartige Fähigkeit, nach vorn und oben geschoben zu werden, um ein abschließbares Staufach freizugeben, ist innovativ und praktisch. Das Betriebssystem wird, trotz Touchscreen-Dominanz, als recht gut beherrschbar beschrieben. Kritikpunkte betreffen jedoch die ablenkungsintensiven und unpräzisen Touchslider am Lenkrad sowie die seifige Audio-Lautstärke-Einstellung per Slider.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Ford Capri ist rein elektrisch unterwegs und teilt sich VWs bewährte Elektromotoren. Er ist mit verschiedenen Batterie- und Antriebsvarianten erhältlich:

  • Standard-Range (52 kWh, RWD): 125 kW (170 PS), bis zu 393 km WLTP-Reichweite.
  • Extended-Range (77 kWh, RWD): 210 kW (286 PS), bis zu 627 km WLTP-Reichweite. Testverbrauch im Winter 24,0 kWh/100 km, Reichweite 332 km.
  • Extended-Range (79 kWh, AWD): 250 kW (340 PS), bis zu 592 km WLTP-Reichweite. ADAC Test: 495 km Reichweite, 17,5 kWh/100 km Verbrauch.

Die Fahrleistungen sind in den stärkeren Versionen enorm; der AWD beschleunigt in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das Fahrverhalten ist primär komfortabel ausgelegt. Die Lenkung ist leichtgängig, aber präzise. Bei sportlicher Fahrweise oder spontanen Richtungswechseln neigt das Heck zum „Drängen“ oder „Tänzeln“, was dezentes Gegenlenken erfordert und den Spaßfaktor erhöht, aber bei Nässe herausfordernd sein kann. Das ESP greift im Ernstfall beherzt ein.

Verbrauch & Unterhalt

Der Verbrauch des Ford Capri im praxisnahen ADAC Ecotest liegt bei 17,5 kWh/100 km für das AWD-Modell, was als beachtlich gut gilt und zu einer CO₂-Bilanz von 88 g/km führt (deutscher Strommix). Der Wintertest des RWD-Modells zeigte einen Verbrauch von 24,0 kWh/100 km und eine Reichweite von 332 km. Alle Varianten können an AC-Säulen mit bis zu 11 kW laden. Die DC-Schnellladeleistung variiert: Basis (145 kW), RWD (135 kW), AWD (185 kW). Im ADAC Test erreichte der AWD eine durchschnittliche Ladeleistung von 127 kW (10-80% in 30 Minuten für 376 km).

Preislich startet der Capri bei 44.950 Euro für die Basisversion, das getestete AWD-Topmodell bei 59.400 Euro. Der Capri liegt damit über dem technisch verwandten Ford Explorer und nur wenige hundert Euro über dem VW ID.5 Pro. Die Fahrzeuggarantie beträgt zwei Jahre, die der HV-Batterie acht Jahre oder 160.000 km (SoH 70%).

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der Ford Capri profitiert von der Zusammenarbeit mit VW im Bereich der Fahrerassistenzsysteme. Er ist serienmäßig mit einer reichhaltigen Ausstattung an aktiven und passiven Sicherheitssystemen versehen, darunter City-Notbremsassistent, Kollisionswarnung, Spurhalte- und Spurwechselassistent, Verkehrszeichenerkennung und Berganfahrassistent. Auch innovative Funktionen wie bidirektionales Laden (V2H/V2G) sind je nach Ausstattung vorhanden. Im ADAC-Sicherheitstest erreicht der Capri eine sehr gute Bewertung von 1,5, besonders hervorzuheben ist die aktive Sicherheit mit Assistenzsystemen (0,6).

Fazit

Der neue Ford Capri bewältigt den Spagat zwischen historischer Namensgebung und modernem Elektro-SUV-Coupé bravourös. Trotz der VW-MEB-Plattform gelingt es Ford, dem Wagen einen eigenständigen Charakter zu verleihen, der durch sein attraktives Design und ein ausgewogenes, komfortables Fahrwerk überzeugt. Das großzügige Raumangebot, das intelligente Display und die starken Fahrleistungen machen ihn zu einem praxistauglichen Begleiter. Abstriche gibt es bei der Materialanmutung im Innenraum und der teils ablenkenden Touch-Bedienung. Für Fahrdynamiker bietet das Heckantriebsmodell eine Prise mehr Agilität. Unterm Strich ist der Capri eine gelungene Neuinterpretation und eine Überlegung wert. Mit dem alten Capri hat er zwar nur den Namen gemein, bietet aber eine souveräne und fahraktive Alternative im Segment der Elektro-Crossover. Im ADAC Autotest erreicht er ein gutes Gesamturteil von 1,8 und fünf Sterne im Ecotest. Die Wahl zwischen Capri und Explorer ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.