Einleitung

Der Cadillac Lyriq markiert das ambitionierte Comeback der US-Marke Cadillac in Europa. Als luxuriöses Elektro-SUV positioniert er sich im Premiumsegment und tritt gegen etablierte Konkurrenten wie das Tesla Model X, Mercedes EQE SUV und Audi Q8 e-tron an. Der Lyriq setzt auf eine rein elektrische Strategie, um auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen.

Design & Verarbeitung

Der Lyriq präsentiert sich mit einer imposanten, markanten Front, die von einem geschlossenen Kühlergrill dominiert wird. Das Heck fällt mit seiner schräg stehenden Klappe und den verspielten Lichtelementen ungewöhnlich dynamisch aus. Mit über fünf Metern Länge ist der Lyriq ein stattliches Fahrzeug. Im Innenraum überzeugt der Lyriq mit einem sehr edlen Ambiente. Es dominieren fast durchgängig weiche Oberflächen, akkurat vernähtes Leder und eine angenehme Haptik. Selbst Ablagefächer sind hochwertig mit Leder ausgekleidet, was den Luxusanspruch unterstreicht.

Innenraum & Komfort

Trotz seiner stattlichen Außenmaße verzichtet der Lyriq auf eine dritte Sitzreihe, bietet dafür aber verschwenderische Platzverhältnisse auf allen Sitzen. Sowohl vorne als auch im Fond genießen Passagiere reichlich Kopf- und Beinfreiheit. Der Kofferraum ist mit 588 bis 1687 Litern sehr groß und gut zugänglich, jedoch kann die schräge Heckklappe sperrige Gegenstände limitieren. Der Fahrkomfort ist beeindruckend: Das SUV rollt dank Luftfederung und sanfter Abstimmung der großen 21-Zoll-Räder sehr geschmeidig und bügelt Unebenheiten souverän weg. Der Innenraum ist zudem hervorragend gedämmt. Ein Highlight ist das akustische Noise-Cancelling-System, das über Lautsprecher in den Kopfstützen hörbar Gegenschall erzeugt und Außengeräusche, selbst Reifenabrollgeräusche, eliminiert, was zu einer außergewöhnlich ruhigen Fahrt führt.

Infotainmentsystem

Das Cockpit wird von einem beeindruckenden, 33 Zoll großen Touchscreen dominiert, der sich vom Fahrerbereich bis zur Mitte erstreckt und eine gute Auflösung bietet. Die Bedienung ist intuitiv; neben dem Touchscreen erfreut ein praktischer Dreh-Drücksteller in der Mittelkonsole, der präzise Eingaben ermöglicht. Viele Funktionen lassen sich zudem über haptische Tasten am Lenkrad oder in der Mittelkonsole steuern. Die Navigation erfolgt über Google Maps, das serienmäßig Ladestopps entlang der Route vorschlägt. Digitale Instrumente hinter dem Lenkrad sind gut ablesbar und individualisierbar. Android Auto und Apple CarPlay sind integriert, wobei eine kabellose Anbindung in Kürze per Update erwartet wird.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Lyriq wird von zwei Elektromotoren angetrieben, die zusammen 388 kW (528 PS) Systemleistung und 610 Nm Drehmoment liefern. Der Allradler sprintet in nur 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Trotz dieser beeindruckenden Fahrleistungen ist der Lyriq klar auf Komfort ausgelegt. Er fährt sich leise und souverän, lädt zum entspannten Cruisen ein und überstrahlt Schlaglöcher. Sportliche Ambitionen hegt er jedoch nicht. Die Lenkung ist vergleichsweise schwergängig, indirekt und bietet wenig Rückmeldung, was präzises Manövrieren oder sportliches Kurvenfahren erschwert. Die verschiedenen Fahrmodi beeinflussen hauptsächlich die Gasannahme.

Verbrauch & Unterhalt

Der Cadillac Lyriq ist mit einer großen 102-kWh-Batterie (netto) ausgestattet, die eine WLTP-Reichweite von 530 Kilometern ermöglicht. Mit einem Leergewicht von fast 2,8 Tonnen und hoher Leistung ist der angegebene WLTP-Durchschnittsverbrauch von 22,5 kWh/100 km nicht herausragend und liegt über dem einiger Konkurrenten. Das Laden an DC-Schnellladesäulen ist mit maximal 190 kW brauchbar, aber nicht Klassenbestwert; eine halbe Stunde Ladezeit soll für 80 Prozent genügen. An AC-Säulen nimmt der Lyriq die vollen 22 kW, was eine vollständige Ladung in etwa viereinhalb Stunden ermöglicht. Die Anhängelast beträgt 1,6 Tonnen, was weniger ist als bei manchen Mitbewerbern im Segment.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der Lyriq verfügt über eine umfassende Armada an Assistenzsystemen, die den Fahrer unterstützen. Besonders hervorzuheben ist das Kollisionswarnsystem, das durch Vibrationen im Fahrersitz auf drohende Gefahren hinweist, was für Ungeübte anfangs irritierend sein kann, sich aber deaktivieren lässt. Der digitale Rückspiegel soll die eingeschränkte Sicht durch die schräg liegende Heckscheibe kompensieren und erfordert etwas Eingewöhnung.

Fazit

Der Cadillac Lyriq stellt eine interessante und gute Alternative im Segment der Premium-Elektro-SUVs dar. Er besticht durch seine umfangreiche Serienausstattung, die ihn im Direktvergleich mit der europäischen Konkurrenz preislich oft attraktiver macht, sowie durch seinen herausragenden Geräusch- und Fahrkomfort. Die Leistung ist immens, doch die Lenkung ist gewöhnungsbedürftig indirekt und das hohe Gewicht fordert seinen Tribut beim Verbrauch. Eine potenzielle Hürde für eine weitere Verbreitung in Europa ist das derzeit noch dünne Händlernetz von Cadillac. Vertrauen sollen eine vierjährige Fahrzeuggarantie und acht Jahre Garantie auf die Batterie schaffen, doch bleibt abzuwarten, ob die Marke langfristig erfolgreich in Europa Fuß fassen kann. Trotzdem bietet der Lyriq ein einzigartiges und luxuriöses Fahrerlebnis.