Einleitung

Der BYD Dolphin Surf, der in Europa unter diesem Namen vermarktet wird, zielt auf den Markt der bezahlbaren Elektro-Kleinwagen ab und mischt diesen mit seiner attraktiven Preisgestaltung und umfangreichen Ausstattung auf. Er füllt eine Lücke, die europäische Hersteller, wie VW mit dem ID.2 (erwartet 2026), noch nicht geschlossen haben. Konkurrenten wie der Dacia Spring bieten zwar einen niedrigeren Preis, aber auch deutlich weniger Ausstattung. Andere Modelle wie der Citroën e-C3 oder der Fiat Grande Panda Elektro bewegen sich in einem ähnlichen Preissegment, sind aber oft weniger gut ausgestattet.

Das Modell wurde von Carwow mit dem "Stadtauto Award 2026" ausgezeichnet und konnte im ADAC Test, trotz einiger Kritikpunkte, überzeugen. Die Preise beginnen bei Aktionsangeboten von unter 20.000 Euro für die Basisversion Active, die regulär bei 22.990 Euro startet. Die Top-Variante Comfort liegt bei 30.990 Euro.

Design & Verarbeitung

Optisch präsentiert sich der Dolphin Surf modern und ansprechend. Das serienmäßige LED-Tagfahrlicht an der Front und das durchgehende LED-Leuchtenband am Heck sorgen für einen zeitgemäßen Look. Die dynamische Seitenlinie mit markanten Sicken und der Dachkantenspoiler verleihen dem Kleinwagen einen sportlichen Touch. Ab der Ausstattungslinie Boost werten schwarze Leichtmetallfelgen das Erscheinungsbild weiter auf.

Der Innenraum überzeugt mit einer soliden Verarbeitung und einem durchdachten Materialmix. Anstelle einer kargen Hartplastiklandschaft setzt BYD auf unterschiedliche Oberflächen, darunter auch veganes Leder für die Sitze und Alcantara-ähnliche Materialien an den Armaturen, die ein freundliches und wohnliches Ambiente schaffen. Besonders positiv hervorzuheben ist das Lenkrad, dessen Kranz gut in der Hand liegt und dessen Knöpfe einen wertigen Eindruck vermitteln. Stoffbezogene Sonnenblenden unterstreichen den Anspruch an eine höhere Materialanmutung in dieser Klasse.

Innenraum & Komfort

Obwohl der BYD Dolphin Surf ein Kleinwagen ist, überrascht er mit einem großzügigen Raumangebot. Insbesondere im Fond finden selbst Erwachsene mit einer Körpergröße von bis zu 1,80 m bequem Platz. Die vorderen Sitze sind komfortabel gestaltet und mit veganem Leder bezogen. Lediglich die nicht neigbare Sitzauflage kann für größere Personen auf längeren Fahrten unbequem werden. Beheizbare Vordersitze sind nur in der höchsten Ausstattungslinie Comfort verfügbar.

Das Kofferraumvolumen liegt bei ordentlichen 308 Litern (Carwow, Auto Bild, Autozeitung) oder 220 Litern (ADAC) und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzbank auf bis zu 1.037 Liter (Carwow, Auto Bild, Autozeitung) bzw. 990 Liter (ADAC) erweitern. Eine hohe Ladekante und eine Stufe nach dem Umklappen der Rücksitze erschweren jedoch das Beladen. Ein "Frunk" unter der Motorhaube ist nicht vorhanden.

Der Innenraum bietet zahlreiche Ablagemöglichkeiten, darunter ein großes Fach unter der Mittelkonsole, Smartphone-Ablagen (induktives Laden im Comfort-Modell) und Türfächer. Die Isofix-Verankerungspunkte für drei Kindersitze sind ein weiteres praktisches Detail.

Infotainmentsystem

Der Dolphin Surf ist serienmäßig mit zwei Bildschirmen ausgestattet: einem drehbaren 10,1-Zoll-Touchscreen in der Mitte und einem 7-Zoll-Fahrerdisplay hinter dem Lenkrad. Das BYD-eigene Betriebssystem läuft flüssig und bietet Funktionen wie Navigation mit automatischer Ladeplanung, Apple CarPlay und Android Auto (kabellos).

Die Sprachsteuerung, die sich über "Hi BYD" aktivieren lässt, ist ausgereifter als in früheren BYD-Modellen und regelt zuverlässig Klimaanlage oder Musik. Einige physikalische Tasten und Drehwalzen unterhalb des Touchscreens ermöglichen eine intuitive Bedienung wichtiger Funktionen wie der Klimaanlage. Die Drehfunktion des Hauptbildschirms, bei der Apple CarPlay im vertikalen Modus nicht funktioniert, wurde jedoch als weniger nützlich empfunden. Over-the-Air-Updates (OTA) sind in dieser Fahrzeugklasse eine Seltenheit und ein Pluspunkt. Features wie NFC Keyless Entry und Vehicle-to-Load (V2L) sind ebenfalls an Bord.

Antrieb & Fahrverhalten

Der BYD Dolphin Surf ist entweder mit einem 65 kW (88 PS) oder einem 115 kW (156 PS) starken Elektromotor erhältlich, der jeweils die Vorderachse antreibt. Das Basismotormodell mit 88 PS beschleunigt in 12,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist für den Stadtverkehr völlig ausreichend. Die stärkere Variante mit 156 PS sprintet in 8,3 bis 9,1 Sekunden auf 100 km/h und sorgt für ein sehr agiles Fahrgefühl, besonders im urbanen Umfeld. Die Höchstgeschwindigkeit beider Versionen ist auf 150 km/h begrenzt.

Der Fahrkomfort ist für diese Preisklasse ordentlich. Die Federung ist eher weich abgestimmt und dämpft die meisten Fahrbahnunebenheiten gut ab. Lediglich die Hinterachse kann bei tieferen Unebenheiten oder auf welligem Autobahnbelag für leichte Unruhe sorgen. Die Lenkung ist komfortabel ausgelegt und ausreichend direkt, erfordert jedoch laut ADAC bei Geradeausfahrt ständige leichte Korrekturen. Ein Schwachpunkt ist die Bremsleistung: Mit Bremswegen von 38,4 m (kalt) und mehr als 40 m (warm) aus 100 km/h gehört der Dolphin Surf nicht zu den Besten. Auch die Rekuperation ist mit nur zwei Stufen eingeschränkt und bietet kein echtes One-Pedal-Driving, was im Stadtverkehr wünschenswert wäre.

Verbrauch & Unterhalt

Die Reichweite des BYD Dolphin Surf variiert je nach Akku- und Motorisierung. Die Active-Version mit 30 kWh-Akku und 88 PS bietet eine WLTP-Reichweite von 220 km. Die Modelle Boost und Comfort mit 43,2 kWh-Akku erreichen eine WLTP-Reichweite von 310 bis 322 km. Im ADAC Ecotest wurde ein Verbrauch von 19,2 kWh/100 km ermittelt, was eine reale Reichweite von etwa 260 km bedeutet. Bei Autobahnfahrten und niedrigen Temperaturen kann diese auf unter 150 km sinken, während im reinen Stadtverkehr über 300 km möglich sind.

Die Ladeleistung liegt an DC-Schnellladestationen bei bis zu 65 kW (Active) oder 85 kW (Boost/Comfort). Eine Teilladung von 10 auf 80 Prozent dauert etwa 30 bis 45 Minuten. An AC-Wallboxen lädt der Dolphin Surf mit 11 kW. Eine Wärmepumpe, die die Effizienz im Winter steigern würde, ist nicht verfügbar. Der Unterhalt ist durch jährliche Wartungsintervalle (oder alle 20.000 km) und eine noch nicht flächendeckende Werkstattinfrastruktur geprägt. Die Vollkaskoeinstufung kann hoch ausfallen.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der BYD Dolphin Surf erzielt beim renommierten NCAP-Crashtest die Bestwertung von 5 Sternen (2025), was ein hohes Sicherheitsniveau bestätigt. Besonders gut schnitt er bei der Kinder- (86%) und Erwachsenensicherheit (82%) ab. Die Karosserie besteht zu über 68 Prozent aus hochfestem Stahl, und die Blade-Batterie gilt als besonders sicher und schwer entflammbar. Umfangreiche Airbags sind serienmäßig an Bord.

Ein umfassendes Fahrerassistenzpaket (ADAS) gehört zur Serienausstattung aller Varianten. Es beinhaltet unter anderem einen adaptiven Tempomat, eine Spurhaltehilfe, eine automatische Notbremsung und eine intelligente Fernlichtregelung. Jedoch wurde die Abstimmung einiger Systeme kritisiert: Der Spur- und Lenkassistent greift teils zu voreilig ein und die gesetzlich vorgeschriebene Geschwindigkeitswarnung ist umständlich zu deaktivieren. Radarsensoren im Heck für Systeme wie Spurwechselwarner fehlen.

Fazit

Der BYD Dolphin Surf präsentiert sich als ernstzunehmender Herausforderer im Segment der Elektro-Kleinwagen. Er punktet mit einem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis, einem überraschend geräumigen und hochwertig anmutenden Innenraum sowie einer langen Garantie (6 Jahre/150.000 km auf das Fahrzeug, 8 Jahre/200.000 km auf die Batterie). Für den urbanen Einsatz ist er bestens geeignet.

Abstriche müssen Käufer bei der Bremsleistung, der begrenzten Rekuperationsfunktion und den teils aufdringlichen Fahrassistenzsystemen machen. Auch die durchschnittlichen Ladezeiten und das noch wachsende Servicenetz gilt es zu beachten. Insgesamt bietet der Dolphin Surf ein attraktives Gesamtpaket für preisbewusste Käufer, die einen modern ausgestatteten und praktischen Elektro-Kleinwagen suchen.