Lange Zeit war er das „verbotene Früchtchen“ im Kia-Portfolio: Der Seltos ist weltweit ein absoluter Verkaufsschlager, machte um Deutschland aber bislang einen großen Bogen. Das ändert sich 2026. Mit der zweiten Generation bringt Kia das kantige Kompakt-SUV endlich nach Europa – und schließt damit eine Lücke, von der viele gar nicht wussten, dass sie existiert.

Kia hat heute die Katze aus dem Sack gelassen: Der neue Seltos kommt. Und zwar nicht nur in Indien oder den USA, wo er längst zum Straßenbild gehört, sondern ab 2026 auch offiziell in Europa. Die Ankündigung ist eine kleine Sensation, denn bislang setzte Kia in der Kompaktklasse hierzulande auf ein dichtes Gedränge aus Stonic, XCeed und Niro. Der Seltos jedoch bringt etwas mit, das den anderen teilweise fehlt: echte, hemdsärmelige SUV-Präsenz.

Ein Design mit Kante – Schluss mit Crossover-Kuschelkurs

Während der XCeed eher als hochgebocktes Coupé daherkommt und der Niro konsequent auf Aerodynamik und Effizienz getrimmt ist, darf der neue Seltos „Kante zeigen“. Die zweite Generation folgt konsequent der aktuellen Designphilosophie „Opposites United“. Das bedeutet: Eine aufrechte Front, die markante „Star Map“-Lichtsignatur, die wir schon vom großen Bruder EV9 kennen, und eine Silhouette, die Robustheit ausstrahlt.

Für deutsche Käufer ist das eine gute Nachricht. Wer bislang einen kompakten Kia wollte, aber den futuristischen Look des Niro zu speziell und den XCeed zu wenig praktisch fand, bekommt nun eine klassische Alternative. Der Seltos wirkt wie ein geschrumpfter Telluride – selbstbewusst, breitbeinig und bereit für den Alltag zwischen Supermarktparkplatz und Feldweg.

Innenraum: Digitales Wohnzimmer statt Cockpit

Auch im Innenraum macht der Seltos einen spürbaren Sprung. Das neue Modell übernimmt das Panorama-Display-Konzept der größeren Modelle. Zwei nahtlos verbundene Bildschirme dominieren das Armaturenbrett und sorgen für jene „raffinierte Funktionalität“, die Kia im Pressetext verspricht. Interessant wird hier vor allem das Platzangebot: Durch die kastenartige Form dürfte der Seltos im Fond und Kofferraum mehr nutzbaren Raum bieten als seine schnittigeren Crossover-Geschwister – ein entscheidendes Kaufargument für junge Familien.

Antrieb: Der Hybrid wird der Schlüssel sein

Doch was steckt unter der Haube? Während in den USA und Indien wohl weiterhin reine Benziner dominieren werden, dürfte für den deutschen Markt vor allem eine Option entscheidend sein: der Hybrid. Um im CO2-sensiblen Europa Fuß zu fassen, ist die Adaption des bewährten 1.6-Liter-Hybridantriebs aus dem Niro fast schon Pflicht. Das würde den Seltos nicht nur sparsam machen, sondern ihn auch direkt gegen Platzhirsche wie den Toyota Corolla Cross oder den VW T-Roc positionieren.

Das interne Duell: Niro oder Seltos?

Die spannendste Frage bleibt jedoch, wie Kia den Seltos preislich und strategisch einsortiert. Er wildert zweifellos im Revier des Kia Niro. Die Rollenverteilung könnte künftig so aussehen: Der Niro bleibt der Technologieträger für alle, die vollelektrisch oder als Plug-in-Hybrid unterwegs sein wollen. Der Seltos hingegen bedient als klassischer Vollhybrid (oder Mildhybrid) die pragmatische Kundschaft, die ein ehrliches, geräumiges Auto ohne Ladekabel-Pflicht sucht.

Fazit: Eine Bereicherung mit Ansage

Dass der Seltos ein Erfolgstyp ist, beweisen die weltweiten Verkaufszahlen. Dass er nun nach Deutschland kommt, ist ein logischer Schritt. Der Markt für kompakte, gut aussehende SUVs ist nach wie vor riesig, und der Seltos bringt genau die richtige Mischung aus Lifestyle und Nutzwert mit, um VW und Co. Marktanteile abzujagen. Wenn der Preis stimmt, könnte der „Neue“ ganz schnell zum Liebling der deutschen Kia-Händler werden.