Einleitung
Der VW Caddy der fünften Generation, seit 2020 auf dem Markt und Mitte 2024 leicht überarbeitet, basiert auf Volkswagens modularem Querbaukasten (MQB), der auch dem Golf zugrunde liegt. Er positioniert sich als äußerst vielseitiger Hochdachkombi für Familien, Gewerbetreibende und sogar Camper. Durch diese technische Basis und eine umfassende Überarbeitung markiert der Caddy einen erheblichen Fortschritt in Design, Technik und Fahrkultur gegenüber seinen Vorgängern.
Design & Verarbeitung
Optisch präsentiert sich der Caddy V modernisiert und kantiger, was ihn deutlich von den rundlicheren Vorgängergenerationen abhebt. VW Nutzfahrzeuge hebt die neue „Edition“-Ausstattung hervor, die schwarze Design-Details und optional ein integriertes Panoramadach sowie 17- oder 18-Zoll-Leichtmetallfelgen bietet. Die Verarbeitung ist robust, zweckmäßig und spiegelt die Nutzfahrzeug-Gene wider, wenngleich sie nicht immer das Niveau der Pkw-Geschwister erreicht. Spaltmaße und Dichtungen sind jedoch präzise. Kleinere Gebrauchsspuren sind bei diesem Fahrzeugtyp normal.
Innenraum & Komfort
Der Caddy ist in der Standardversion um zehn Zentimeter auf 4,50 Meter gewachsen und bietet, vor allem vorn, üppiges Platzangebot. Die Maxi-Version misst 4,85 Meter. Die hintere Sitzbank im Kurz-Caddy bietet für große Fondpassagiere nur befriedigenden Platz. Das Gepäckteil ist beeindruckend: 635 Liter unter dem Rollo, bis zu 2140 Liter dachhoch bei umgelegten Sitzen. Die Maxi-Version fasst sogar zwei Europaletten. Neu sind zwei klapp- und entnehmbare Einzelsitze in der dritten Reihe. Dank Schraubenfedern statt Blattfedern hinten und einer aufwendigen Achskonstruktion fährt der Caddy nun deutlich ruhiger und komfortabler, auch wenn bei langsamer Fahrt über Hindernisse ein leichtes Poltern an der Hinterachse hörbar sein kann. Die Doppel-Schiebetüren erleichtern den Zugang enorm, können aber an Steigungen manchmal schwer zu arretieren sein. Der Innenraumlärm bei hohen Geschwindigkeiten ist wahrnehmbar, aber nicht störend.
Infotainmentsystem
Das hochmoderne Cockpit des Caddy V kombiniert ab der Pkw-Version serienmäßig ein volldigitales Kombiinstrument mit einem bis zu 10 Zoll großen Infotainment-Touchscreen. Zentrale Bedienelemente, wie Lautstärke und Temperatur, werden über Slider gesteuert, was jedoch als unpraktisch empfunden wird, da diese unbeleuchtet sind und haptisches Feedback fehlt. Der Sprachassistent IDA ist verfügbar und kann optional mit Chat-GPT-Funktion über VW Connect Plus erweitert werden. Der Caddy ist voll vernetzt, bietet Echtzeit-Verkehrsdaten und zahlreiche App-Funktionen. Allerdings wurden bei frühen Modellen Softwareprobleme wie Systemabstürze oder Störungen der Navigationsfunktion und Rückfahrkamera bemängelt.
Antrieb & Fahrverhalten
Zum Start gab es Benziner (1.5 TSI mit 116 PS) und Diesel (2.0 TDI mit 102 oder 122 PS). Neu hinzugekommen ist eine Plug-in-Hybrid-Version namens eHybrid mit 150 PS Systemleistung und einer elektrischen Reichweite von bis zu 122 Kilometern. Eine Erdgas-Variante ist ebenfalls verfügbar. Geschaltet wird je nach Version mittels Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-DSG. Die Umstellung auf die MQB-Plattform und eine direkter übersetzte Servotronic-Lenkung verleihen dem Caddy ein agiles, handliches und überraschend PKW-ähnliches Fahrgefühl. Er tritt neutral und wankarm auf. Die Motoren überzeugen mit gutem Durchzug, der 122-PS-Diesel schiebt selbst bei niedrigen Drehzahlen kräftig an. Der optionale Allradantrieb ist dem Top-Diesel vorbehalten.
Verbrauch & Unterhalt
Beide Hauptmotorisierungen – der 2.0 TDI und der 1.5 TSI – zeigen sich im Test sparsam. Der 122 PS starke TDI erreicht im ADAC Ecotest einen Durchschnittsverbrauch von 5,7 Litern Diesel pro 100 Kilometer und vier von fünf Sternen. Der 1.5 TSI kommt auf 6,9 Liter Super (ADAC) bzw. bis zu 8,1 Liter (Auto Motor Sport) und ebenfalls vier Sterne. Die Abgasreinigung beider Aggregate ist vorbildlich. Die Unterhaltskosten sind als moderat einzustufen, mit einer Kfz-Steuer zwischen 141 und 156 Euro. Monatliche Kosten für 15.000 km Jahresfahrleistung liegen bei ca. 286-287 Euro (ohne Wertverlust). Die Anschaffungspreise sind jedoch stramm, auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt, was die stabile Nachfrage widerspiegelt.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Caddy V profitierte stark von der MQB-Umstellung im Bereich Sicherheit und Assistenzsysteme. Serienmäßig sind nun Verkehrszeichenerkennung, Geschwindigkeitsregelanlage, Einparkhilfen sowie Aufmerksamkeits- und Müdigkeitserkennung. Gegen Aufpreis kann der Caddy mit bis zu 19 Assistenzsystemen aufgerüstet werden, darunter teilautonome Fahrfunktionen bis 210 km/h und Anhänger-Rangierhilfen. Im ADAC-Test erzielt der Caddy eine gute Sicherheitsnote (2,0). Frühere Modelle wiesen jedoch teils Ausfälle von Front Assist und Parksensoren auf. Es gab auch Rückrufe des Kraftfahrt-Bundesamtes wegen fehlerhafter Querlenkerhülsen, mangelhafter Sommerreifen und beschädigter Sicherheitsgurtbänder.
Fazit
Der VW Caddy der fünften Generation ist ein beeindruckend vielseitiges und hochfunktionales Fahrzeug, das die Grenzen zwischen Nutzfahrzeug und Pkw verschwimmen lässt. Sein enormes und flexibles Platzangebot, gepaart mit dem durch die MQB-Plattform deutlich gesteigerten Fahrkomfort und einer umfangreichen Palette an modernen Assistenzsystemen, machen ihn zu einer attraktiven Wahl für unterschiedlichste Nutzerkreise. Die Motoren sind effizient und sauber. Abstriche müssen bei der mitunter umständlichen Touch-Bedienung im Cockpit und bei der Softwarestabilität früherer Modelle gemacht werden. Auch die hohen Anschaffungspreise sind ein Faktor. Dennoch bietet der Caddy ein überzeugendes Gesamtpaket für all jene, die ein praktisches, geräumiges und komfortables Fahrzeug suchen.