Einleitung

Der Suzuki Vitara, seit über 30 Jahren ein fester Bestandteil des Mini-SUV-Segments, hat sich durch wiederholte Überarbeitungen stetig weiterentwickelt. Zuletzt im Jahr 2024 aktualisiert, bietet er mittlerweile sowohl einen mild hybridisierten Vierzylinder-Benziner (1.4 Boosterjet Hybrid) als auch einen Vollhybrid-Antrieb (1.5 Dualjet Hybrid) an. Beide Antriebsvarianten wurden vom ADAC ausführlich getestet. Der Vitara ist bekannt für seine kompakten Abmessungen, die hohe Sitzposition und die Option auf einen Allradantrieb namens "Allgrip", der ihn von vielen Konkurrenten in seiner Klasse abhebt. Trotz seiner Entwicklungen zeigt der Vitara in einigen Bereichen sein fortgeschrittenes Alter, punktet aber gleichzeitig mit einer bemerkenswerten Zuverlässigkeit und Langzeitqualität. Der Einstiegspreis beginnt bei etwa 27.500 Euro (Stand 2024).

Design & Verarbeitung

Seit der Überarbeitung Mitte 2024 präsentiert sich der Vitara mit einem modernisierten Äußeren und Innenleben. Die Optik wurde einen Tick eleganter, aber im Kern bleibt das charakteristische, fast kastenartige Hochformat erhalten, das an klassische Offroader erinnert. Diese Form ist nicht nur funktionell, sondern verleiht dem Vitara auch eine erwachsene Präsenz, ohne ultrakompakt zu wirken.

Die Verarbeitung im Innenraum ist jedoch ein Punkt, der in den Tests häufig kritisiert wird. Es dominieren harte Kunststoffe, und die Materialanmutung wird oft als weniger hochwertig beschrieben. Dies trägt zum Teil zu einem erhöhten Geräuschniveau bei hohen Geschwindigkeiten bei und kann den Gesamteindruck etwas schmälern. Positiv ist jedoch, dass Suzuki bei den für Deutschland bestimmten Exemplaren eine zusätzliche Rostvorsorge vornimmt, was sich in einer hohen Rostresistenz widerspiegelt. Grauimporte, die diese Behandlung nicht erhalten haben, sind daher weniger empfehlenswert.

Innenraum & Komfort

Das Platzangebot im Vitara ist für ein Mini-SUV dieser Größe (nicht einmal 4,20 Meter Länge) beachtlich. Vorne finden Personen bis etwa 1,90 Meter ausreichend Raum. Im Fond wird es naturgemäß etwas enger; hier reicht die Beinfreiheit für rund 1,85 Meter große Mitfahrer, jedoch eher auf kürzeren Strecken. Die hohe Sitzposition, die an größere Geländewagen erinnert, wird von vielen Testern gelobt und sorgt für eine gute Übersicht im Straßenverkehr.

Das Kofferraumvolumen variiert je nach Antrieb:

  • Mildhybrid: 375 Liter (normal), erweiterbar auf bis zu 1280 Liter bei umgeklappter Rücksitzbank und Nutzung bis zum Dach.
  • Vollhybrid: 289 Liter (normal), da die größere Batterie Platz beansprucht, erweiterbar auf 1195 Liter.

Das Fahrwerk ist grundsätzlich weich abgestimmt, lässt aber bei größeren Fahrbahnunebenheiten harte Schläge zu den Insassen durchdringen. Die Sitze selbst werden von einigen Testern als schmal und einfach empfunden.

Infotainmentsystem

Mitte 2024 erhielt der Vitara ein moderneres Infotainmentsystem mit einem neuen 9-Zoll-Touchscreen. Dieses ermöglicht die kabellose Integration von Smartphones über Apple CarPlay und Android Auto. Zudem bietet die Suzuki Connect-App Remote-Funktionen wie Statusanzeige, Standortbestimmung und Geofencing.

Trotz der Modernisierung wirkt das Infotainment auf einige Tester immer noch etwas antiquiert im Vergleich zu modernen Systemen. Die Bedienung des Vitara ist zwar grundsätzlich schnell erlernbar, da Tasten sinnvoll platziert und nach Funktionen gruppiert sind. Allerdings gibt es auch weniger intuitive Aspekte:

  • Ein Teil der Fahrzeugeinstellungen muss über einen sehr dünnen Dreh-Drück-Stab neben dem Kombiinstrument vorgenommen werden.
  • Die Menüs sind teils schlecht ins Deutsche übersetzt, enthalten viele Abkürzungen und können nur im Stand bedient werden. Ein begonnenes Einstellprozedere geht bei Fahrtantritt verloren. Hier besteht Verbesserungsbedarf.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Suzuki Vitara ist mit zwei Hybridantrieben erhältlich:

  • 1.4 Boosterjet Mildhybrid (129 PS): Dieser Turbobenziner mit 48-Volt-Mildhybridsystem (ISG, 10 kW Elektromotor) bietet muntere Fahrleistungen. Der E-Motor unterstützt beim Anfahren und sorgt für zusätzlichen Schub. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert 10,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h. Die Elastizität wird als gut bewertet, was Überholvorgänge zügig ermöglicht.
  • 1.5 Dualjet Vollhybrid (116 PS Systemleistung): Eine Eigenentwicklung von Suzuki mit einem 75 kW Benziner und einem 24 kW E-Motor. Der Antrieb ermöglicht rein elektrische Fahrstrecken von etwa einem Kilometer bei sanftem Gasfuß (z.B. in Tempo-30-Zonen). Gekoppelt ist dieser Motor an ein automatisiertes Schaltgetriebe. Obwohl Schaltpausen durch den E-Motor überbrückt werden sollen, sind bei Volllast noch leichte Rucke spürbar. Die Systemleistung ist ausreichend für den Alltag, aber nicht auf sportliches Fahren ausgelegt.

Beide Motoren können optional mit dem "Allgrip"-Allradantrieb kombiniert werden. Dieser semipermanente Allradantrieb, der standardmäßig die Vorderräder antreibt und bei Bedarf über eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung die Hinterachse zuschaltet, ist eine Seltenheit in dieser Klasse. Mit Fahrmodi wie "Snow", "Auto", "Sport" und "Lock" (feste 50:50 Kraftverteilung) zeigt der Vitara eine überraschende Geländetauglichkeit für ein "Pkw-SUV", nicht zuletzt dank seines geringen Leergewichts. Die Bodenfreiheit von 185 mm ist für leichte Offroad-Ausflüge ausreichend. Allerdings bemängeln Tester, dass der erste Gang für Geländeanwendungen zu lang übersetzt ist, was das Anfahren an steilen Hängen erschwert und die Kupplung stärker beansprucht.

Die Lenkung wird als recht gefühllos mit wenig Rückmeldung beschrieben, zudem fehlt es an präziser Zentrierung und das Lenkrad stellt sich nicht immer vollständig in die Mitte zurück. Im ADAC Ausweichtest zeigt der Vitara jedoch ein problemfreies und sicheres Fahrverhalten mit effektiven ESP-Eingriffen. Der Bremsweg aus 100 km/h liegt bei durchschnittlich 36,3 Metern (Vollhybrid) bis 37,8 Metern (Mildhybrid), was als nur befriedigender Wert eingestuft wird. Die Vorderachse wird in Gebrauchtwagen-Tests gelegentlich als etwas unterdimensioniert beschrieben, was zu Spiel in Radaufhängung und Stabilisator führen kann.

Verbrauch & Unterhalt

Im ADAC Ecotest erzielten sowohl der Mildhybrid als auch der Vollhybrid einen Durchschnittsverbrauch von 6,4 Litern Super auf 100 Kilometer. Dies liegt in beiden Fällen etwa einen Liter über den WLTP-Werksangaben (5,4 bzw. 5,6 l/100 km).

  • Mildhybrid (ADAC Ecotest): 6,4 l/100 km, 175 g CO₂/km. Zeigt erhöhten CO-Ausstoß im Autobahn-Zyklus und Partikelausstoß nicht so niedrig wie erwartet, was zu drei von fünf Ecotest-Sternen führt.
  • Vollhybrid (ADAC Ecotest): Ebenfalls 6,4 l/100 km, 165 g CO₂/km. Der Vollhybrid punktet aber insbesondere im Stadtverkehr mit einem um 0,5 Liter geringeren Verbrauch gegenüber dem Mildhybrid. Dies bestätigt die Stärke des Hybridsystems bei häufigem Bremsen und Beschleunigen, wo es die Rekuperationsenergie nutzen kann. Auch der Vollhybrid erhält nur drei von fünf Ecotest-Sternen aufgrund des erhöhten CO-Ausstoßes auf der Autobahn.

Allgemein gilt der Vitara als robust und zuverlässig. Dies spiegelt sich auch in geringen Wertverlusten und hohen Gebrauchtwagenpreisen wider. Der Dauertest der Auto Bild bescheinigt ihm eine "unbedingte Verlässlichkeit" auch nach über 100.000 Kilometern. Die Betriebskosten pro Kilometer wurden im Auto Bild Dauertest mit 0,19 Euro (ohne Wertverlust) bzw. 0,37 Euro (mit Wertverlust) beziffert.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Seit der Überarbeitung Mitte 2024 wurde das Arsenal an Assistenzsystemen modernisiert und erweitert. Wichtige Neuerungen und Funktionen sind:

  • Ein verbesserter Kollisionsverhinderer, der mehr Objekte früher erkennt.
  • Der radar- und kamerabasierte adaptive Abstandstempomat verfügt nun über eine Verkehrszeichenerkennung zur automatischen Anpassung der Fahrgeschwindigkeit.
  • Ein aktiver Spurhalteassistent, der bei aktiviertem Tempomat das Fahrzeug in der Spur hält.
  • Eine Kamera in der Instrumententafel, die den Fahrer überwacht und bei Müdigkeit oder Ablenkung warnt.

Im ADAC-Test punktet der Vitara besonders in der Kategorie Sicherheit mit guten Bewertungen (Gesamtnote 2,3 beim Mildhybrid, 2,2 beim Vollhybrid).

Fazit

Der Suzuki Vitara ist ein kompaktes SUV mit langjähriger Tradition, das trotz seines fortgeschrittenen Alters durch kontinuierliche Überarbeitungen und die Einführung von Mild- und Vollhybridantrieben relevant bleibt. Er überzeugt mit einer hohen Zuverlässigkeit, einer robusten Bauweise und einem im Segment seltenen, kompetenten Allradantrieb, der ihm eine erstaunliche Geländetauglichkeit verleiht. Das Platzangebot vorne ist gut, und die hohe Sitzposition wird geschätzt.

Auf der Kehrseite stehen ein teils lieblos wirkender Innenraum mit viel Hartplastik, eine gefühllose Lenkung und ein nur befriedigender Bremsweg. Auch das Infotainmentsystem und die Bedienlogik einiger Fahrzeugeinstellungen zeigen Verbesserungsbedarf. Im ADAC Ecotest erzielen beide Hybridvarianten durchschnittliche Verbrauchswerte und nur drei Sterne.

Alles in allem ist der Vitara ein grundsolides, praktisches und langlebiges Fahrzeug, das besonders für Käufer interessant ist, die Wert auf Verlässlichkeit und Allradfähigkeit legen. Er ist zwar kein Billigheimer, punktet aber durch seinen geringen Wertverlust. Der Vitara ist ein Auto, das einfach funktioniert und sich durch seine Praxistauglichkeit auszeichnet, auch wenn er in puncto Komfort und moderner Anmutung nicht immer mit der Konkurrenz mithalten kann. Für Herbst 2025 ist eine rein elektrische Version in Kooperation mit Toyota angekündigt, was das Ende der Verbrenner-Varianten einläuten könnte.