Einleitung
Der Opel Corsa Electric, ehemals Corsa-e, repräsentiert die elektrische Variante des äußerst populären Kleinwagens von Opel. Seit seiner Einführung in der sechsten Generation im Jahr 2019 hat er sich als feste Größe im Markt etabliert. Basierend auf der Common Modular Platform (CMP) des Stellantis-Konzerns, profitiert er von Synergien mit Modellen wie dem Peugeot e-208.
Ursprünglich mit einem 100 kW (136 PS) starken Motor und einer 50 kWh Batterie erhältlich, wurde das Portfolio durch eine optimierte 115 kW (156 PS) Version mit einem 51 kWh (netto 50,8 kWh) Akku und effizienterer Technik erweitert. Das umfassende Facelift Ende 2023 brachte nicht nur eine frische Optik mit dem Opel Vizor, sondern auch wichtige technische Neuerungen im Infotainment und Antrieb. Trotz seiner Verbrenner-Basis ist die Elektrifizierung beim Corsa Electric überraschend gut gelungen, was ihn zu einem attraktiven Angebot für den Alltag macht.
Design & Verarbeitung
Das Design des Opel Corsa Electric präsentiert sich nach dem jüngsten Facelift moderner und kompakter. Der integrierte Opel Vizor an der Front und der neu platzierte Namensschriftzug am Heck verleihen ihm ein „flottes“ und „jugendliches“ Erscheinungsbild. Opel setzt zudem auf Nachhaltigkeit durch den Verzicht auf Chromleisten.
Im Innenraum dominiert eine eher „nüchterne Sachlichkeit“ mit einem spürbaren Anteil an Hartplastik, was ihn vom „französischen Chic“ des Peugeot e-208 abhebt und dem günstigeren Preis Rechnung trägt. Die Gestaltung des Cockpits orientiert sich dabei am größeren Bruder Opel Astra, wirkt aufgeräumt und modern. Kritikpunkte betreffen die haptische Anmutung der leicht genoppten Oberflächen an den Türinnenseiten, die als „billig“ empfunden werden können, sowie die Verwendung von Klavierlack am Armaturenbrett, der im Alltag schnell „schmuddelig“ aussehen kann.
Innenraum & Komfort
Die Platzverhältnisse im Opel Corsa Electric entsprechen den Erwartungen an einen Kleinwagen. Auf den Vordersitzen finden Fahrer und Beifahrer bequem Platz, die leicht tiefere Sitzposition vermittelt ein gutes Gefühl der Integration und fördert die Fahrdynamik.
Im Fond wird es für großgewachsene Passagiere allerdings eng an Kopf und Knien, besonders wenn die Vordersitze für größere Personen eingestellt sind. Die abfallende Dachlinie schränkt die Kopffreiheit für Personen über 1,80 m ein, was im Kleinwagensegment jedoch keine Seltenheit ist. Für drei Personen ist die Rückbank eher eine „Kuscheleinheit“, der mittlere Sitz dient bestenfalls als Trennlinie.
Das Kofferraumvolumen beträgt 267 Liter, eine Reduktion im Vergleich zum Verbrenner-Corsa (309 Liter) aufgrund der Batterieintegration. Bei umgeklappten Rücksitzen (im Verhältnis 60:40) kann das Volumen auf bis zu 1042 Liter erweitert werden. Für Familien mit beispielsweise einem Kinderwagen oder für größere Transportaufgaben stößt der Corsa Electric schnell an seine Grenzen. Ein „Frunk“ (zusätzlicher Stauraum unter der Fronthaube) fehlt, sodass Ladekabel im ohnehin begrenzten Kofferraum verstaut werden müssen.
Hinsichtlich des Komforts bietet der Corsa Electric eine gelungene Balance. Die Federung ist straffer abgestimmt als beim technisch verwandten Peugeot e-208, vermeidet jedoch unnötige Härte und Schaukelei. Die gute Geräuschdämmung trägt dazu bei, dass der Wagen stets leise fährt. Optional sind Komfortsitze erhältlich.
Infotainmentsystem
Im Rahmen des Facelifts erhielt der Opel Corsa Electric ein neues, volldigitales Cockpit. Ab der Ausstattung Elegance ist ein 7 Zoll großes Multimedia-Display serienmäßig, während in höheren Linien oder optional ein bis zu 10 Zoll großer Touchscreen verfügbar ist. Dieses System wird von einem schnellen Snapdragon-Prozessor angetrieben und nutzt eine neue, optimierte Software.
Die Bedienung ist flüssig und reaktionsschnell, alle Animationen laufen ohne Verzögerung ab. Das System besticht durch klare, eher nüchtern gehaltene Grafiken. Besonders positiv hervorzuheben ist die kabellose Smartphone-Anbindung via Apple CarPlay und Android Auto sowie eine verbesserte, zuverlässigere Sprachbedienung. Erfreulicherweise hält Opel an einer klassischen Klimabedienung mit haptischen Knöpfen und Drehreglern fest, was die intuitive Bedienung während der Fahrt erheblich erleichtert.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Opel Corsa Electric ist mit zwei Leistungsstufen erhältlich: einem 100 kW (136 PS) und einem optimierten 115 kW (156 PS) Elektromotor. Beide Varianten liefern ein maximales Drehmoment von 260 Nm und sind mit einer Ein-Gang-Automatik ausgestattet.
Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) ermöglichen eine Anpassung der Leistung, wobei im Sportmodus die volle Kraft freigesetzt wird. Die 156-PS-Version beschleunigt in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die 136-PS-Variante in 8,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h begrenzt, wobei der Wagen bis etwa 120 km/h „recht flott daherkommt“.
Das Fahrverhalten ist agil, dynamisch und wendig. Dies wird durch das im Vergleich zum Vorgänger um über 100 kg reduzierte Gewicht und die straffere Fahrwerksabstimmung als beim Peugeot e-208 begünstigt. Mit einem Leergewicht von rund 1.530 bis 1.544 kg ist er ein „sportlicher Elektro-Kleinwagen“. Die Lenkung ist präzise, direkt und rückmeldestark, was für ein souveränes Fahrgefühl sorgt. Das ESP ist gut abgestimmt und ermöglicht Fahrspaß, während es im Grenzbereich untersteuernd eingreift.
Die Rekuperation erfolgt über das serienmäßige regenerative Bremssystem. Sie ist zwar sanft, bietet jedoch keine verstellbaren Stufen, was als Nachteil empfunden wird. Im B-Modus ist „One-Pedal-Driving“ möglich. Ein aktiver Fußgänger-Warnton (AVAS) ist bis 50 km/h installiert.
Verbrauch & Unterhalt
Die offizielle WLTP-Reichweite variiert je nach Motorisierung und Akku. Die 136-PS-Version mit 50 kWh erreicht 347 bis 357 km, während die effizientere 156-PS-Version mit 51 (netto 50,8) kWh bis zu 405 bis 424 km schafft.
In realen Tests zeigten sich Abweichungen: Der ADAC Ecotest ermittelte für die 136-PS-Version 18,8 kWh/100 km und 280 km Reichweite, während die 156-PS-GS-Version auf 16,5 kWh/100 km (inklusive Ladeverlusten) und 345 km Reichweite kam, was zu fünf Ecotest-Sternen führte. Auto-Motor-und-Sport maß für die GS-Version im Winter einen höheren Testverbrauch von 21,7 kWh/100 km und eine Reichweite von 262 km, was auf die Temperaturempfindlichkeit hinweist.
Serienmäßig wird der Corsa Electric mit einem Ladeset für Haushaltssteckdosen (Mode 2, 1,8 kW) und einem einphasigen Onboard-Charger mit 7,4 kW zum Wechselstromladen (AC Typ 2) geliefert. Ein dreiphasiges AC-Laden mit 11 kW ist nur gegen einen Aufpreis von 1.190 Euro erhältlich, was als teuer bemängelt wird. Eine vollständige Ladung an einer 11-kW-Wallbox dauert rund 5 Stunden und 15 Minuten. An DC-Schnellladestationen (CCS) kann der Corsa Electric mit bis zu 100 kW laden und erreicht in etwa 30 Minuten 80 % Kapazität. Die durchschnittliche Ladeleistung der GS-Version liegt laut ADAC bei 80,9 kW (Spitze 105,8 kW). Eine Funktion zur Ladebegrenzung auf 80 % zum Akkuschutz fehlt.
Die Unterhaltskosten sind im Vergleich zu Verbrennern geringer, und die Versicherungseinstufungen sind günstig (Haftpflicht 14, Teilkasko 15, Vollkasko 19). Die Preise beginnen bei rund 30.000 Euro, die GS Long Range Version kostet ab 38.045 Euro.
Sicherheit & Assistenzsysteme
In puncto Sicherheit und Assistenzsystemen macht der Opel Corsa Electric eine lobenswerte Figur, da viele wichtige Features bereits ab dem Basismodell serienmäßig an Bord sind. Dazu gehören der Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung und Fußgängererkennung, die Müdigkeitserkennung, ein Tempolimits registrierender Geschwindigkeitsregler und -begrenzer sowie die Verkehrszeichenerkennung. Besonders hervorzuheben ist der aktiv eingreifende Spurhalte-Assistent, der für seine sanfte, präzise Arbeitsweise gelobt wird und den Fahrer nicht mit hektischen Manövern verschreckt.
Obwohl kein separater Crashtest für den Corsa Electric durchgeführt wurde, gilt die 4-Sterne-Wertung des Euro NCAP für das Verbrennermodell. Der Insassenschutz ist mit 84 % für Erwachsene und 86 % für Kinder gut bewertet, der Fußgängerschutz hingegen mit 66 % eher mittelmäßig, was auf bestimmte Karosseriestellen zurückzuführen ist. Gegen Aufpreis ist ein "große Klasse" eingestuftes LED-Matrixlicht verfügbar. Erfreulich ist zudem, dass die elektronischen Systeme „sich vornehm zurückhalten“ und den Fahrer nicht ständig mit Warnungen überfrachten.
Fazit
Der Opel Corsa Electric präsentiert sich als ein rundum gelungener und alltagstauglicher Elektro-Kleinwagen, der vor allem in städtischen und überregionalen Bereichen überzeugt. Sein dynamisches Fahrverhalten, gepaart mit einem modernen und jugendlichen Design, macht ihn attraktiv für eine breite Zielgruppe. Die umfangreiche serienmäßige Sicherheitsausstattung und das verbesserte Infotainmentsystem tragen maßgeblich zur Attraktivität bei.
Die Einführung des stärkeren 156-PS-Antriebs und des effizienteren Akkus hat die Reichweite und Fahrsouveränität deutlich gesteigert. Allerdings bleiben einige Kleinwagen-typische Schwächen, wie das begrenzte Platzangebot im Fond und das kleinere Kofferraumvolumen, die teilweise durch das Fehlen eines „Frunks“ noch verstärkt werden. Auch der teilweise hohe Energieverbrauch bei widrigen Bedingungen und die eingeschränkte Sicht nach hinten sind zu beachten.
Trotz kleinerer Kritikpunkte bei Ladeoptionen (teures dreiphasiges AC-Laden, fehlende 80%-Ladebegrenzung) ist der Corsa Electric dank seiner ausgereiften Technik und des guten Fahrkomforts eine hervorragende Wahl für Pendler und alle, die einen unkomplizierten Einstieg in die Elektromobilität suchen. Er ist ein praktischer Begleiter, der seine Versprechen im Kleinwagensegment weitestgehend erfüllt.