Einleitung

Der Mercedes EQS positioniert sich als elektrisches Flaggschiff und Technologieträger im Niveau der S-Klasse. Basierend auf einer dezidierten Elektro-Plattform (EVA) setzt er auf eine Skateboard-Architektur mit flexiblen Radstand- und Batterieoptionen. Mit dem ersten Facelift erhält der EQS optische sowie technische Neuerungen, darunter eine größere Batterie und verbesserte Assistenzsysteme, um seine Position im Luxussegment zu festigen.

Design & Verarbeitung

Das äußere Design des EQS bricht mit traditionellen Oberklasse-Limousinen durch seine fließende Linienführung, geprägt von einem einzigen Bogen. Das Facelift bringt den markentypischen aufrecht stehenden Stern auf die Motorhaube zurück, was dem Fahrzeug mehr Kontur verleiht. Im Innenraum gibt es kleine Änderungen wie galvanisierte Chrom-Rahmen für Lüftungsdüsen und optional umklappbare Beifahrersitzlehnen sowie besonders bequeme Executive-Sitze. Trotz des Premium-Anspruchs wurden in Tests vereinzelt kleinere Qualitätsprobleme wie nicht perfekt entgratete Kunststoffteile, ein schleifendes Kofferraum-Rollo und einfache Sonnenblenden bemerkt.

Innenraum & Komfort

Der EQS bietet ein großzügiges Raumangebot, das dank des riesigen Radstands Passagieren bis zu zwei Meter Körpergröße im Fond komfortable Fahrt ermöglicht. Der Kofferraum ist mit 610 bis 1770 Litern (Herstellerangabe) bzw. 475 bis 1550 Litern (ADAC Messmethode) sehr geräumig. Ein besonderes Merkmal ist der Hepa-Filter im Bug, der für extrem saubere Innenraumluft sorgt. Der Fahrkomfort ist dank serienmäßiger Luftfederung exzellent, wodurch sich Insassen wie auf Wolken gebettet fühlen. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten werden Unebenheiten sensibel abgefedert, und grobe Verwerfungen dringen nur gedämpft durch. Die Geräuschdämmung ist herausragend, was – bei deaktiviertem Kunstsound – zu beinahe absoluter Stille führt, vergleichbar mit Maybach-Modellen.

Infotainmentsystem

Das Cockpit des EQS kann optional mit dem beeindruckenden „Hyperscreen“ ausgestattet werden, einer gebogenen Glasfläche, die sich von Tür zu Tür erstreckt und drei Bildschirme umfasst. Die grafische Darstellung und Reaktionsschnelligkeit sind erstklassig. Allerdings kann der immense Funktionsumfang und die verschachtelten Menüs zu Ablenkung führen. Auch die Touchflächen am Multifunktionslenkrad reagieren teils weniger sensibel. Das MBUX-System integriert künstliche Intelligenz, die die Gewohnheiten des Fahrers lernt und Abläufe vorschlägt. Trotzdem gab es Berichte über ruckelnde Kartendarstellungen und generell eine als fummelig empfundene Bedienung der Lenkrad-Touchpads und billig wirkende Lenkstockhebel.

Antrieb & Fahrverhalten

Der EQS überzeugt mit kraftvollen und effizienten Antrieben. Der 450+ bietet 360 PS und beschleunigt in 6,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, während der 580 4Matic mit 544 PS in 4,1 Sekunden sprintet. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 210 km/h elektronisch begrenzt. Im ADAC Ecotest zeigte sich der EQS außergewöhnlich sparsam, mit Verbräuchen von 21,5 kWh/100 km (EQS 450+) und 23,3 kWh/100 km (EQS 580 4Matic), inklusive Ladeverluste. Die hohe Effizienz wird durch einen Bestwert im Luftwiderstand (0,2 Cw), optimierte Komponenten und hohe Rekuperationsleistungen (bis 290 kW) erreicht. Die getesteten Reichweiten von 575 km (450+) und 530 km (580) im ADAC Ecotest sind sehr gut, der Wintertest des 450+ bestätigte sogar >582 km Testreichweite bei 20,4 kWh/100km. Das Laden von 10 auf 80 Prozent dauert an Schnellladern rund eine halbe Stunde bei durchschnittlich 166 kW. Dank Allradlenkung wirkt die über fünf Meter lange Limousine erstaunlich handlich und meistert den ADAC Ausweichtest problemlos. Das Bremspedalgefühl wurde nachgebessert, jedoch kann es im adaptiven Rekuperationsmodus noch zu teils intransparenten Druckpunkten kommen.

Verbrauch & Unterhalt

Die Effizienz des EQS ist bemerkenswert, wie die niedrigen ADAC Ecotest-Verbräuche zeigen. Die großen Batteriekapazitäten (neu 118 kWh) tragen zur hohen Reichweite bei. Allerdings positioniert sich der EQS preislich im absoluten Oberklasse-Segment, mit Grundpreisen ab 109.551 Euro. Dies, zusammen mit den hohen Versicherungseinstufungen, macht den Unterhalt des EQS sehr kostspielig.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der Mercedes EQS erreicht ein hohes Sicherheitsniveau, wie die sehr gute ADAC-Sicherheitsnote belegt. Die Fahrerassistenzsysteme sind umfassend, darunter ein Abstandstempomat, der den automatischen Spurwechsel beziehungsweise Überholvorgänge beherrscht. Ein Highlight ist der optionale „Drive Pilot 95“ für hochautomatisiertes Fahren nach Level 3. Dieses System ermöglicht es dem Fahrer, bei geeigneten Bedingungen (rechte Spur, Leitfahrzeug, bis 95 km/h) die Fahraufgabe vollständig an das Fahrzeug abzugeben und sich anderen Tätigkeiten zu widmen. Die Sicherheit wird durch eine redundante Systemarchitektur, doppelt vorhandene Sensoren (Kamera, Radar, Ultraschall, Lidar), ein hochpräzises Positionierungssystem und eine digitale HD-Karte gewährleistet. Eine Innenraumkamera überwacht die Aufmerksamkeit des Fahrers, und das System warnt bei nötiger Übernahme deutlich. Zudem kann das Fahrzeug automatisch eine Rettungsgasse bilden.

Fazit

Der Mercedes EQS zeigt eindrucksvoll die Möglichkeiten moderner Elektromobilität im Luxussegment. Er überzeugt mit exzellentem Fahrkomfort, bemerkenswerter Effizienz und hoher Reichweite. Dazu kommen ein geräumiger Innenraum und innovative Assistenzsysteme bis hin zu Level-3-Autonomie. Im ADAC Test erreichte er Top-Noten von 1,6 und 1,7. Abstriche sind bei kleineren Verarbeitungsmängeln und einem teils ablenkenden oder kritisch reagierenden Bediensystem zu machen. Auch die Anschaffungs- und Unterhaltskosten liegen im absoluten Premium-Segment. Dennoch festigt der EQS seinen Ruf als herausragendes Elektro-Flaggschiff und setzt Maßstäbe in seiner Klasse.