Einleitung

Der Fiat 600 markiert Fiats Rückkehr ins B-Segment der Kompakt-SUVs. Verfügbar als rein elektrischer Fiat 600e und als Mildhybrid, präsentiert er sich als erwachsener Nachfolger des klassischen „Seicento“ und als vergrößerter Bruder des beliebten Fiat 500. Er basiert auf der bewährten Stellantis eCMP-Plattform, die er mit Modellen wie dem Jeep Avenger oder Opel Mokka teilt. Mit seinem charmanten, runden Design und dem Fokus auf Alltagstauglichkeit und Platzangebot richtet sich der 600 an Familien und all jene, die das Fiat-Design lieben, aber mehr Raum benötigen. Insgesamt wird er als stimmiges Gesamtpaket mit hohem Nutzwert bewertet.

Design & Verarbeitung

Optisch zitiert der neue Fiat 600 seinen kleinen Bruder, den 500er, mit runden Scheinwerfern und einem freundlichen Gesicht, ergänzt um markante „600“-Details an verschiedenen Stellen. Seine Proportionen wirken trotz der deutlich gewachsenen Länge (4,17-4,18 Meter) knuffig und ansprechend. Im Innenraum dominieren klare Linien und ein aufgeräumtes, italienisch reduziertes Design.

Die Verarbeitungsqualität ist solide, auch wenn viel Hartplastik im Cockpit und Interieur zum Einsatz kommt. Dies wird jedoch durch interessante Oberflächen und eine entspannte Atmosphäre ausgeglichen. Die Farbpalette des 600 setzt bewusst auf Bunt statt Grau, was den fröhlichen Charakter unterstreicht. Die La Prima Ausstattung bietet zudem hochwertige Details wie elfenbeinfarbenes Kunstleder und eine 64-fach einstellbare Ambientebeleuchtung.

Innenraum & Komfort

Der Fiat 600 bietet als Fünftürer ein ordentliches Platzangebot. Vorne ist der Raumeindruck überraschend luftig, mit viel Kopffreiheit und ausreichend Platz für Fahrer und Beifahrer. Der Einstieg kann jedoch aufgrund des hohen Schwellers etwas mühsam sein. Im Fond finden zwei durchschnittlich große Erwachsene gut Platz, auch wenn der Knieraum etwas knapper bemessen ist als vorne. Die dritte Person auf der Rückbank hat eingeschränkte Schulterfreiheit und kann mit den Knien an die Mittelkonsole stoßen.

Praktische Ablagen, darunter ein großes Fach in der Mittelkonsole mit faltbarer Abdeckung und flexible Getränkehalter, bieten insgesamt 15 Liter Stauraum. Hinten gibt es allerdings weniger Ablagemöglichkeiten und keine zentralen Lüftungsdüsen. Der Kofferraum überrascht positiv: Mit 385 Litern (Hybrid) bzw. 360 Litern (Elektro) übertrifft er Modelle wie den VW Golf. Bei umgeklappter Rückbank (Verhältnis 40:60) wächst das Volumen auf bis zu 1.256 Liter (Hybrid) bzw. 1.231 Liter (Elektro). Im La Prima ist zudem ein höhenverstellbarer Ladeboden und eine elektrische Heckklappe verfügbar.

Infotainmentsystem

Das Cockpit des Fiat 600 ist modern und funktional gestaltet. Hinter dem Lenkrad befindet sich ein 7,0 Zoll großes digitales Instrumentendisplay, dessen Design an den ursprünglichen 600er erinnern soll und das alle wichtigen Fahrinformationen klar darstellt. In der Mitte des Armaturenbretts thront ein 10,25 Zoll großer Touchscreen für das Infotainmentsystem.

Die Grafik des Touchscreens ist eher schlicht, die Menüführung ist nicht immer sofort logisch, aber die Bedienung wichtiger Funktionen wie Klimaanlage und Lautstärke erfolgt über praktische physische Tasten und Drehregler. Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto ist kabellos möglich. Das Topmodell La Prima bietet zusätzlich ein Navigationssystem mit Echtzeitdaten für Parkmöglichkeiten, Staus und Ladestationen, ein Smartphone-Ladepad sowie zusätzliche USB-C-Anschlüsse im Fond. Die Möglichkeit, Türverriegelung, Klimaanlage und Licht aus der Ferne zu steuern, erhöht den Komfort zusätzlich.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Fiat 600 ist sowohl als Mildhybrid als auch als Elektrofahrzeug erhältlich. Der Hybrid verfügt über einen 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbomotor, der zusammen mit einem 21 kW (29 PS) starken Elektromotor eine Systemleistung von 100 PS oder 145 PS bietet. Die Kraftübertragung erfolgt über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Vorderräder. Der 145 PS-Motor liefert mit 8,5 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h eine spürbar dynamischere Leistung als die 10,5 bzw. 11,1 Sekunden des 100/110 PS-Aggregats. Rein elektrisches Fahren ist im Hybrid nur über kurze Distanzen beim Anfahren, Rangieren oder im Stop-and-Go-Verkehr möglich.

Der Fiat 600e wird von einem 115 kW (156 PS) starken Elektromotor angetrieben. Er beschleunigt in 9,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. Drei Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) variieren die Leistungsentfaltung.

Das Fahrwerk des 600 ist straff abgestimmt, bietet aber ausreichend Komfort. Die Lenkung ist leichtgängig und indirekt, was im Stadtverkehr von Vorteil ist, aber wenig Rückmeldung bietet. In Kurven neigt sich der 600 leicht, bleibt dank ESP jedoch jederzeit sicher und neigt zum Untersteuern. Die Geräuschdämmung, insbesondere beim Elektro, ist gut und blendet Antriebs-, Wind- und Abrollgeräusche weitgehend aus. Eine Anhängerkupplung ist für den 600e noch nicht verfügbar.

Verbrauch & Unterhalt

Der Fiat 600 Hybrid verspricht einen WLTP-Verbrauch von 4,8 bis 4,9 Litern auf 100 km. Im Test lag der Verbrauch realistisch bei 5,9 bis 6,0 Litern Super, bei sparsamer Fahrweise sind auch 5,0 Liter möglich. Die stärkere Hybrid-Variante verbraucht kaum mehr als die schwächere, was den geringen Aufpreis attraktiv macht. Mit einem 44-Liter-Tank ergibt sich eine praxisnahe Reichweite von etwa 700 km. Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs trägt zu einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs um bis zu 15 Prozent bei.

Der Fiat 600 Elektro verfügt über eine Netto-Batteriekapazität von 51 kWh, was eine WLTP-Reichweite von 409 km ermöglicht. Der WLTP-Verbrauch liegt bei 15,1 bis 15,2 kWh/100km, wobei der reale Verbrauch stark vom Fahrstil abhängt. Das Laden dauert an einer DC-Schnellladestation mit maximal 100 kW etwa 30 Minuten (10-80%), an einer AC-Wallbox mit 11 kW rund sechs Stunden (0-100%).

Fiat bietet auf den 600 lediglich zwei Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung, was im Vergleich zu einigen Konkurrenten als durchschnittlich kurz gilt. Eine 8-jährige Garantie gegen Durchrostung und für die Batterie (bis 160.000 km beim EV) wird gewährt. Die Preisgestaltung ist Fiat-typisch fair, insbesondere die Basisausstattung bietet viel Auto für das Geld.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der Fiat 600 ist in beiden Antriebsversionen bereits in der Basisausstattung gut mit Sicherheitssystemen ausgestattet. Dazu gehören ein Aufmerksamkeits-, Spurhalte- und Notbremsassistent (mit Fußgänger- und Radfahrererkennung) sowie hintere Parksensoren und ein Tempomat.

Das Topmodell La Prima erweitert den Umfang der Assistenzsysteme erheblich. Hier sind ein adaptiver Tempomat (ACC) mit Stauassistent für teilautomatisiertes Fahren (Level 2), 360-Grad-Parksensoren, eine 180-Grad-Rückfahrkamera mit dynamischen Orientierungslinien, ein Toter-Winkel-Assistent und ein Fernlichtassistent an Bord. Diese optionalen Systeme erhöhen die Sicherheit und den Komfort im Alltag deutlich. Eine Euro NCAP Crashtest-Bewertung lag zum Testzeitpunkt noch nicht vor.

Fazit

Der Fiat 600 ist eine überzeugende Wahl für alle, die das sympathische Design des Fiat 500 schätzen, aber ein deutlich geräumigeres und alltagstauglicheres Fahrzeug suchen. Er bietet ein gutes Platzangebot, insbesondere im Kofferraum, und ein charmantes, nutzerfreundliches Interieur. Während die Fahrleistungen der Hybrid-Modelle (insbesondere die 145 PS-Variante) alltagstauglich und effizient sind, könnte die Lenkung direkter und das Fahrgefühl lebendiger sein. Der elektrische 600e überzeugt mit seiner Elastizität und für ein E-Auto guten Reichweite im Kompaktsegment. Die teils als durchschnittlich empfundene Qualitätsanmutung im Innenraum und die kurze Basisfahrzeuggarantie sind kleine Wermutstropfen. In den unteren Ausstattungslinien bietet der Fiat 600 ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und stellt eine sinnvolle Erweiterung des Fiat-Portfolios dar. Seine Vielseitigkeit macht ihn zu einer guten Wahl für urbane Familien und Pendler.