Einleitung

Der Fiat 500 ist seit seiner Neuauflage ein absoluter Sympathieträger und Kultobjekt, das wie kaum ein anderes Fahrzeug das Gefühl von "Dolce Vita" vermittelt. Fiat bietet den beliebten Kleinwagen sowohl als modernen Mild-Hybrid als auch als rein elektrisch angetriebenen 500 Elektro an. Während der Mild-Hybrid die klassische Bauform beibehält und 2020 einen neuen Motor erhielt, wurde der elektrische Fiat 500 komplett neu entwickelt. Er ist in allen Dimensionen gewachsen und bietet mit der optionalen 3+1-Karosserieform, einem kleinen Zusatztürchen auf der Beifahrerseite, eine einzigartige Lösung für besseren Zugang zum Fond. Beide Varianten sind primär für den Stadtverkehr konzipiert, sprechen aber unterschiedliche Käuferschichten an, die entweder am traditionellen Verbrenner festhalten möchten oder den Sprung in die Elektromobilität wagen wollen.

Design & Verarbeitung

Das knuffige und zeitlose Design ist ein Markenzeichen des Fiat 500. Sowohl der Hybrid als auch der Elektro-500 überzeugen durch ihren hohen "Ist-ja-süß-Faktor" und ihren individuellen Charme.

  • Hybrid: Die Verarbeitung ist solide, jedoch zeigen sich Abstriche bei den Materialien im Innenraum, wie dünner Teppich und das Fehlen von geschäumten Kunststoffen. Spezielle Dekoelemente und umweltfreundliche Sitzbezüge aus recyceltem Kunststoff setzen Akzente.
  • Elektro: Hier wurde das Design modernisiert, ohne die Wurzeln zu verlieren. Die optische Wertigkeit ist deutlich höher, mit ansprechenden Materialien wie Öko-Leder und Recycling-Stoffen, die auch haptisch überzeugen. Liebevolle Details wie das "Made in Torino"-Silhouetten im Türgriff oder die Skyline von Turin auf der Ladeschale unterstreichen die Verbundenheit zur Herkunft. Trotz viel Hartplastik wirkt der Innenraum hochwertig.

Innenraum & Komfort

Das Platzangebot im Fiat 500 ist bauartbedingt eingeschränkt, was dem Kleinwagenformat geschuldet ist.

  • Vordersitze: Fahrer und Beifahrer finden überraschend viel Platz und sitzen bequem. Im Elektro-Modell ist die Bewegungsfreiheit vorn sogar spürbar größer, und Personen bis 1,95 Meter finden gut Platz. Die Sitzposition ist generell höher.
  • Rücksitze: Der Fond ist in allen Varianten sehr eng, bietet kaum Beinfreiheit und eingeschränkte Kopffreiheit. Die hinteren Sitze dienen eher als Notbehelf für kurze Strecken oder zusätzlichen Stauraum. ISOFIX-Halterungen sind vorhanden.
  • Kofferraum: Auch das Gepäckabteil ist kompakt. Die Limousinen bieten 185 Liter Kofferraumvolumen, das Cabrio (500C) 165 oder 170 Liter. Bei umgeklappter, 50:50 teilbarer Rückbank steigt das Volumen auf bis zu 550 Liter. Die hohe Ladekante erschwert das Beladen. Ladekabel im Elektro-Modell reduzieren den nutzbaren Platz zusätzlich.
  • Praktikabilität: Ablageflächen sind im Elektro-Modell ausgewogen verteilt, inklusive induktiver Ladeschale. Die Rundumsicht ist meist gut, lediglich die kleine Heckscheibe und das aufliegende Faltdach beim Cabrio können die Sicht nach hinten einschränken.

Infotainmentsystem

Der Fiat 500 bietet eine intuitive Bedienung mit einer Mischung aus physischen Knöpfen und modernen Infotainment-Systemen.

  • Hybrid: Das Cockpit kombiniert geschmackvolle, große Tasten für Klimafunktionen mit einem Touchscreen für Multimedia und Smartphone-Integration (Apple CarPlay, Android Auto, Digitalradio serienmäßig). Drehregler für Lautstärke und Navigation bleiben erhalten.
  • Elektro: Hier kommt ein bis zu 10,25 Zoll großer Touchscreen mit dem "UConnect"-Bediensystem zum Einsatz, das sich ohne große Eingewöhnung einwandfrei bedienen lässt. Die Menüstruktur ist logisch. Wichtige physische Knöpfe, etwa für die Heizung, bleiben erhalten. Es bietet kabelloses Apple CarPlay und Android Auto, induktives Smartphone-Laden und Sprachsteuerung. Sogar die Kopplung von zwei Smartphones gleichzeitig ist möglich.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Fiat 500 bietet unterschiedliche Fahrerlebnisse je nach Antriebsart.

  • Fiat 500 Hybrid:
    • Angetrieben von einem 70 PS starken Dreizylinder-Mild-Hybrid mit manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe.
    • Ein integrierter Startergenerator ermöglicht sanftes Start-Stopp, Rekuperation und "Segeln" (Motorabschaltung unter 30 km/h).
    • Die Beschleunigung ist eher betulich (0-100 km/h in ca. 13,8-15,6 Sekunden), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 167 km/h.
    • Der Abrollkomfort ist für den kurzen Radstand akzeptabel, kann aber auf schlechten Straßen hoppelich wirken. Die Lenkung ist rückmeldungsarm, die Schaltung wenig präzise.
    • Trotzdem kann sich auf kurvigen Landstraßen ein wenig Fahrspaß einstellen.
  • Fiat 500 Elektro:
    • Wahl zwischen 70 kW (95 PS) oder 87 kW (118 PS) Elektromotor.
    • Bietet e-typisch sofortigen, druckvollen Vortrieb (0-100 km/h in 9,0-9,5 Sekunden, Spitze 135-150 km/h).
    • Fährt bemerkenswert leise dank 1-Gang-Automatik ohne Schaltrucke.
    • Das Fahrwerk federt spröde ab, und die Lenkung kann schwammig wirken. Dennoch zeigt das Fahrzeug im ADAC Ausweichtest fahrdynamisches Können.
    • Verschiedene Fahrmodi wie "Normal", "Range" (ermöglicht "One-Pedal-Driving") und "Sherpa" (maximales Energiesparen) sind wählbar.
    • Ein besonderer Clou ist die "Amarcord"-Titelmelodie als Fußgängerwarnung unter 20 km/h.

Verbrauch & Unterhalt

Beide Varianten des Fiat 500 zeigen im Betrieb eine gute Effizienz, wenn auch mit unterschiedlichem Einsparpotenzial.

  • Fiat 500 Hybrid:
    • Fiat gibt einen kombinierten Verbrauch von 4,1 Litern/100 km an. Im ADAC Ecotest lag der Verbrauch bei 5,3 Litern Super/100 km, was 1,2 Liter unter dem Benziner-Durchschnitt liegt und eine gute Umweltnote (2,0) einbringt.
    • In der Praxis erreichen geübte Fahrer im Stadtverkehr Verbräuche unter fünf Litern.
    • Die Autokosten schneiden insgesamt positiv ab (Note 1,5 im ADAC).
  • Fiat 500 Elektro:
    • Verfügbar mit 23,8 kWh oder 42 kWh (brutto) Batterie. Die größere Batterie liefert eine WLTP-Reichweite von bis zu 320 km, im ADAC Ecotest wurden 245-250 km realistische Reichweite erzielt, innerorts sogar rund 300 km. Die kleine Batterie reicht nur für ca. 150 km.
    • Der ADAC Ecotest-Verbrauch liegt zwischen 15,9 und 17,4 kWh/100 km, auch im Winter ist der Verbrauch akzeptabel (20-22 kWh), jedoch mit Reichweiteneinbußen.
    • Laden ist an AC-Säulen mit bis zu 11 kW möglich (ca. 4 Stunden für den großen Akku), an DC-Schnellladern mit bis zu 85 kW (ca. 35 Minuten für 80% Ladung). Die Ladeleistung nimmt bei hohem Füllstand ab.
    • Die Versicherungseinstufung ist niedrig.
    • Empfehlung ist die 42-kWh-Batterie für bessere Alltagstauglichkeit und Langstreckentauglichkeit.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Die Sicherheitsausstattung des Fiat 500 variiert stark zwischen den Modellgenerationen und Antriebsarten.

  • Fiat 500 Hybrid:
    • Im Euro NCAP Crashtest erreichte das Modell drei von fünf Sternen.
    • Hat nach heutigen Maßstäben Defizite bei modernen Assistenzsystemen: Notbremssystem, Abstandswarner, Totwinkel- oder Spurassistent sind nicht serienmäßig verfügbar oder fehlen gänzlich. Auch bei Kindersicherheit und Fußgängerschutz schneidet der ältere Baujahr schlechter ab. Der Bremsweg aus 100 km/h liegt bei mittelmäßigen 36,6 Metern.
  • Fiat 500 Elektro:
    • Erzielte im Euro NCAP Crashtest vier von fünf Sternen, mit guten Ergebnissen beim Fußgängerschutz (Beine) und überzeugendem Insassenschutz für Erwachsene und Kinder.
    • Serienmäßig mit Notbremssystem, Geschwindigkeits- und Spurhalteassistenten ausgestattet.
    • Optional sind weitere Systeme wie ein aktiver Spurassistent, Verkehrszeichenerkennung, Überholsensor und Rain-Sensing-Scheibenwischer erhältlich. Teilautonomes Fahren ist mit entsprechender Ausstattung möglich.
    • Bekannte Rückrufaktionen gab es für das IBS-Modul, die Hochvoltbatterie und Airbag-Software. Die Zuverlässigkeit ist generell hoch, aber Software-Probleme können auftreten. Der Bremsweg ist mit 34,3 m bis 35,7 m kürzer als beim Hybrid.

Fazit

Der Fiat 500 bleibt, ob als Hybrid oder Elektro, eine emotionale Wahl und ein charmantes Stadtauto. Seine knuffige Optik und das "Dolce Vita"-Gefühl machen ihn zu einem beliebten Begleiter. Der Hybrid ist eine solide, günstigere Option für Puristen, die einen sparsamen Kleinwagen mit einfacher Bedienung suchen, jedoch Abstriche bei modernen Assistenzsystemen und dem Platzangebot machen müssen.

Der rein elektrische Fiat 500 ist das deutlich modernere Fahrzeug, das in Design, Interieurqualität und Infotainment spürbare Fortschritte gemacht hat. Er überzeugt mit agilen Fahrleistungen, leisem Antrieb und alltagstauglicher Reichweite (insbesondere mit dem größeren Akku). Auch für mittellange Strecken ist er überraschend gut nutzbar. Der Hauptkritikpunkt beider Modelle, insbesondere aber des Elektro-500, ist der hohe Anschaffungspreis, der im Vergleich zu einigen Konkurrenten als nicht mehr wettbewerbsfähig angesehen wird. Trotzdem bietet der Fiat 500 ein einzigartiges Fahrerlebnis, das viele Liebhaber finden wird.