Einleitung

Mit dem DS 9 bringt die junge Luxusmarke DS Automobiles eine elegante Stufenhecklimousine auf den Markt, die sich bewusst als extravagante Alternative zu etablierten Modellen wie der BMW 5er, Mercedes E-Klasse oder Audi A6 positioniert. Die in China gefertigte Limousine setzt auf "Pariser Chic" und eine konsequente Ausrichtung auf Fahrkomfort statt übertriebener Sportlichkeit. Aktuell ist das Flaggschiff ausschließlich als Plug-in-Hybrid erhältlich, wobei es eine Hommage an den legendären Citroën DS durch Designdetails wie Positionslichter auf Dachhöhe darstellt. Trotz seines anspruchsvollen Auftritts stellt der DS 9 eine Herausforderung für Käufer dar, die in der Preisklasse um 60.000 Euro oft zu altbewährten Marken tendieren. Dennoch bietet er eine willkommene Abwechslung für jene, die "anders" sein möchten.

Design & Verarbeitung

Der DS 9 beeindruckt äußerlich durch eine sehr elegante und unverwechselbare Linienführung. Die lange Motorhaube mit Chromband, die markanten LED-Scheinwerfer und die vertikalen Tagfahrlichter verleihen der Front einen imposanten und stilvollen Auftritt. Die coupéhafte Silhouette, unterstützt durch 21-Zoll-Räder und elektrisch versenkbare Türgriffe, betont modernes Design. Am Heck finden sich schmale Rückleuchten im Wabenmuster sowie die bereits erwähnten Positionslichter an der C-Säule, die für einen Hauch Exklusivität sorgen. Die Verarbeitungsqualität im Innenraum ist hoch, mit handwerklich aufwändigen Nähten an den Ledersitzen (Leder aus Bayern) und reichlich verchromten Bedienelementen, die sich gut anfassen. Selbst dreifache Gummidichtungen an den Türen zeugen von einem Bemühen um Qualität, auch wenn an manchen Stellen, wie scharfen Plastikverkleidungen oder sichtbaren Sicherungsblechen, kleine Abstriche gemacht werden müssen. Das Gesamtbild strahlt dennoch einen Premiumanspruch aus.

Innenraum & Komfort

Beim Öffnen der Türen offenbart sich ein einladender Innenraum, der als "wuchtige Wohnzimmer-Fauteuils" beschriebene Ledersitze bietet. Ein Highlight ist die analoge B.R.M.-Uhr, die sich beim Motorstart majestätisch in den Blick dreht. DS setzt auf hochwertige Materialien wie Alcantara in der Performance Line oder Nappaleder in den höheren Ausstattungslinien, die großzügig verbaut sind. Der Sitzkomfort ist sowohl vorne als auch hinten sehr gut. Ein großer Pluspunkt des 4,93 Meter langen DS 9 ist die überaus großzügige Beinfreiheit im Fond, die dank des 2,90 Meter langen Radstands selbst für sehr große Passagiere ausreichend ist. Die Kopffreiheit im Fond ist jedoch ab einer Körpergröße von etwa 1,85 Metern eingeschränkt. Gegen Aufpreis oder serienmäßig in Top-Modellen bietet der Fond sogar Sitzheizung, -lüftung und Massagefunktionen, Merkmale, die sonst eher in der absoluten Luxusklasse zu finden sind. Die Geräuschdämmung ist durch doppelt verglaste Fenster exzellent und sorgt für eine überaus ruhige Fahrt. Das Standardfahrwerk bietet auf ebenen Strecken einen sanften und komfortablen Abrollkomfort, der von einem "leichten Wogen über lange Wellen" geprägt ist, ohne dabei schwammig zu wirken.

Infotainmentsystem

Das Infotainmentsystem des DS 9, das im Wesentlichen die Bedienlogik der Konzernbrüder von Peugeot und Citroën teilt, präsentiert sich in einem Design, das Form über Funktion stellt. Während die festen Direktwahltasten grundsätzlich lobenswert sind, sind sie jedoch zu klein und gleichförmig gestaltet, was dazu führen kann, dass der Blick zu lange von der Straße abgelenkt wird. Die Steuerung der Heizung über den Touchscreen wird als unpraktisch empfunden. Ungewöhnlich platziert sind zudem der Startknopf oberhalb des Zentralmonitors und die Fensterheberschalter in der Mittelkonsole. Die zwei 12-Zoll-Displays (Instrumente und Zentralmonitor) zeigen eine verspielte Menüstruktur mit grafisch animierten Darstellungen, die anfänglich spektakulär, auf Dauer aber als nervig empfunden werden können. Ein nennenswerter Mangel in dieser Preiskategorie ist das Fehlen eines Head-up-Displays. Mit dem Modelljahr 2023 wurde das Infotainment jedoch überarbeitet, und das neue, sprachgesteuerte System DS Iris sowie serienmäßiges Wireless Apple CarPlay und Android Auto sollen die Benutzerfreundlichkeit verbessern, ebenso wie eine serienmäßige 360-Grad-Kamera.

Antrieb & Fahrverhalten

Der DS 9 wird aktuell ausschließlich mit Plug-in-Hybridantrieben angeboten. Der ehemals verfügbare E-Tense 225 (225 PS Systemleistung) wurde durch die stärkeren E-Tense 250 (250 PS) und E-Tense 360 4x4 (360 PS) ersetzt. Im rein elektrischen Modus bietet der DS 9 ein sehr sanftes und leises Gleiten bei ausreichender Leistung für zügiges Vorankommen bis zu hohen Geschwindigkeiten. Das Ansprechverhalten durch die E-Maschine ist spontan. Wenn sich jedoch der Vierzylinder-Benziner zuschaltet, kann es zu einem spürbaren Rütteln kommen, und bei hoher Leistungsabforderung klingt der Motor knorrig und angestrengt. Der stärkere E-Tense 360 4x4, als sportliches Aushängeschild konzipiert, bietet zwar reichlich Systemleistung, liegt aber tiefer und federt straffer, was trotz der serienmäßigen Active Scan Suspension (Kamera-gesteuerte adaptive Dämpfer) zu spürbarer Polterei auf schlechten Straßen führen kann. Das Zusammenspiel der Antriebskomponenten kann teils "ruckelig" sein und nicht immer souverän wirken. Die Lenkung wird als gefühlsarm und butterweich beschrieben, während die Bremsen sich hingegen als vehemente und gut dosierbar erweisen, die den DS 9 auf kurzen Wegen zum Stehen bringen.

Verbrauch & Unterhalt

Die elektrische Reichweite der Plug-in-Hybrid-Modelle variiert stark je nach Fahrweise und Modell. Während der ehemalige E-Tense 225 im ADAC-Test 46 Kilometer rein elektrisch schaffte, erreichten Testfahrzeuge des 360 4x4 teilweise nur circa 24 bis 35 Kilometer. Die neueren E-Tense Modelle mit 15,6 kWh Batterie versprechen laut WLTP bis zu 67 (250 PS) bzw. 65 (360 PS) Kilometer elektrische Reichweite. Im Hybrid-Modus lag der Testverbrauch für den E-Tense 225 bei durchschnittlich 7,0 Litern Super pro 100 km. Bei vollgeladener Batterie ergab sich ein kombinierter Verbrauch von 9,0 kWh Strom und 4,4 Litern Super auf 100 km. Im ADAC Ecotest erhielt der DS 9 nur drei von fünf Sternen, unter anderem wegen leicht erhöhter Partikelanzahl und CO-Emissionen. Die monatlichen Unterhaltskosten wurden bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern auf etwa 255 Euro geschätzt, wobei der Wertverlust hier nicht berücksichtigt ist. Die Preise für den DS 9 beginnen bei rund 58.910 Euro für den E-Tense 250, während das Spitzenmodell E-Tense 360 4x4 Opera Première bei 82.450 Euro liegt. Das begrenzte Händlernetz in Deutschland (ca. 30 Standorte) könnte zudem eine Herausforderung für potenzielle Käufer darstellen.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der DS 9 ist mit einem umfangreichen Paket an Sicherheits- und Assistenzsystemen ausgestattet, die dem Premiumanspruch gerecht werden sollen. Serienmäßig sind unter anderem ein aktiver Müdigkeitswarner, adaptive LED-Scheinwerfer, eine Verkehrszeichenerkennung, ein Spurhalteassistent und ein Totwinkelwarner an Bord. Optional kann der DS 9 mit fortgeschrittenen Systemen wie einem aktiven Abstandsregeltempomat mit Stop-and-go-Funktion und einem aktiven Spurhaltesystem erweitert werden. Es wurde jedoch berichtet, dass manche Assistenzsysteme unter bestimmten Bedingungen (z.B. freie Straße, Sonnenschein) ihre Aktivierung verweigern können. Der DS 9 unterstützt autonomes Fahren auf Level 2. Eine Infrarotkamera trägt zur Sicherheit bei Dunkelheit bei, indem sie vor Fußgängern oder Tieren auf dem Fahrweg warnt. Zudem kann das Fahrzeug über eine spezielle DS-App mit dem Smartphone geöffnet werden.

Fazit

Der DS 9 ist zweifellos ein außergewöhnliches Fahrzeug, das sich durch sein extravagantes Design und seinen hohen Fahrkomfort wohltuend von der Masse abhebt. Er bietet französische Eleganz und eine luxuriöse Innenausstattung, insbesondere im großzügigen Fond, die höchsten Ansprüchen genügt. Doch trotz dieser Stärken gibt es Bereiche, in denen der DS 9 den etablierten deutschen Premiumkonkurrenten noch hinterherhinkt. Dazu gehören eine teils umständliche Bedienlogik des Infotainments, die Geräuschkulisse des Benzinmotors unter Last und eine Fahrwerksabstimmung, die auf schlechten Straßen Poltergeräusche zulässt. Auch die elektrische Reichweite ist im Vergleich zu manchen Wettbewerbern eher knapp bemessen. Der DS 9 ist dennoch eine mutige und willkommene Alternative für Käufer, die Wert auf Individualität und Komfort legen und bereit sind, über kleinere Schwächen hinwegzusehen. Er ist für Genussfahrer gedacht, die das Gleiten über die Straße dem sportlichen Heizen vorziehen.