Einleitung
Der BYD Seal U ist ein neuer Wettbewerber im Mittelklasse-SUV-Segment, verfügbar als Elektrofahrzeug (BEV) und Plug-in-Hybrid (PHEV). Erwartet wird er als familiengerechtes Fahrzeug mit attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis und umfangreicher Serienausstattung. Mit seiner Einführung Anfang 2024 fordert BYD etablierte Marken heraus.
Design & Verarbeitung
Das Design des Seal U folgt BYDs eleganter "Ocean Aesthetics"-Linie, die eine moderne und fließende Formsprache aufweist. Die PHEV-Version unterscheidet sich durch horizontale Lufteinlässe an der Front. Im Innenraum besticht der Seal U durch ein hochwertiges Ambiente. Materialien fühlen sich gut an, die Verarbeitung wird als edel beschrieben. Details wie der Kristall-Wählhebel und Ambientebeleuchtung tragen zum Noblesse bei. Minimale Mängel wie scharfkantige Grate oder fusselnder Teppich fallen kaum ins Gewicht.
Innenraum & Komfort
Der Seal U, dessen "U" für Nutzen und Geräumigkeit steht, bietet als 4,79 Meter langes SUV reichlich Platz.
- Sitze: Elektrisch verstellbare, beheizte und belüftete Vordersitze mit veganem Kunstleder. Die Rückbank bietet viel Beinfreiheit und eine neigungsverstellbare Lehne für erhöhten Komfort.
- Fond & Raumgefühl: Ausreichende Kopffreiheit und ein serienmäßiges Panorama-Schiebedach schaffen ein luftiges Raumgefühl.
- Kofferraum: Die elektrische Heckklappe öffnet sich zu einem familientauglichen Kofferraum. Die BEV-Version bietet 552 bis 1.440 Liter, die PHEV-Version 425 bis 1.440 Liter. Ein Frunk fehlt; Ladekabel müssen im Fach unter dem Kofferraumboden verstaut werden. Eine Anhängelast von bis zu 1.300 kg ist möglich.
- Sicherheit: ISOFIX-Befestigungen für Kindersitze sind an den äußeren Rücksitzen und dem Beifahrersitz vorhanden, ergänzt durch eine "Child Forgetting Detection".
Infotainmentsystem
Das moderne Infotainmentsystem ist ein Highlight.
- Displays: Es verfügt über ein 12,3-Zoll-Digitalcockpit und einen zentralen 12,8 oder 15,6 Zoll großen Touchscreen, der sich elektrisch zwischen Quer- und Hochformat drehen lässt.
- Bedienung: Die Steuerung primär über den Touchscreen erfordert Eingewöhnung, da wichtige Funktionen oft in Untermenüs versteckt sind. Die Laderoutenplanung war zum Testzeitpunkt für BEV-Modelle noch nicht optimal.
- Features: Serienmäßig sind DAB+, 4G-Internet, Over-the-Air-Updates, Clouddienste sowie Apple CarPlay und Android Auto. Eine Sprachsteuerung funktioniert gut. Die Design-Linie bietet zusätzlich Head-up-Display, Infinity Soundsystem, doppelte induktive Ladeschalen und verspielte Extras wie Selfie-Kamera und Karaoke-Mikrofon.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Seal U bietet unterschiedliche Antriebsoptionen mit Fokus auf Komfort.
- BEV: Ein 218 PS (160 kW) Frontmotor. 0-100 km/h in 9,3-9,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 175 km/h. Das auf Komfort ausgelegte Fahrwerk zeigt im ADAC-Ausweichtest Schwächen: ausgeprägtes Untersteuern, starke Wankbewegungen und gefühllose Lenkung. Die Traktion des Frontantriebs auf nasser Fahrbahn ist mangelhaft.
- PHEV (DM-i): Frontantrieb "Boost" mit 218 PS Systemleistung (0-100 km/h in 8,9 s) oder Allrad "Design" mit 324 PS Systemleistung (0-100 km/h in 5,9 s). Der 1,5-Liter-Benziner unterstützt den primär elektrischen Antrieb. Das Fahrgefühl ist meist leise und elektrisch, kann aber bei voller Leistungsabfrage durch den spürbaren Verbrennermotor gestört werden. Auch hier neigt das Fahrwerk auf schlechten Straßen zum Aufschaukeln. Höchstgeschwindigkeiten: 170 km/h (Boost) und 180 km/h (Design).
- Allgemein: Vier Fahrmodi (Eco, Normal, Sport, Schnee) sind verfügbar. Eine gute Geräuschdämmung trägt zum entspannten Fahrerlebnis bei, solange der Verbrenner im PHEV nicht forciert wird.
Verbrauch & Unterhalt
Verbrauchs- und Reichweitenwerte sind solide, die Ladeperformance jedoch durchschnittlich.
- BEV (Reichweite/Laden): 71,8 kWh oder 87 kWh (Blade-Batterie) für 420-500 km WLTP-Reichweite. Der ADAC Ecotest (22,2 kWh/100 km inkl. Ladeverluste) ergab real 425 km. AC-Laden dauert bei 11 kW: 7,5-9,3 Stunden. DC-Laden: 115-140 kW, 10-80% in ca. 40-43 Minuten, wobei die Ladeleistung schnell abfällt. Eine Akkukonditionierung fehlt.
- PHEV (Reichweite/Laden): 18,3 kWh-Batterie für 70-80 km elektrische WLTP-Reichweite. Die 26,6 kWh-Variante für 125 km (noch nicht erhältlich). Kombinierte WLTP-Verbräuche: 0,4-1,2 l/100km. Realverbrauch: 5,5 l/100 km (Testfahrt). Laden: AC 11 kW (120 Min. für 15-100%), DC nur 18 kW (35 Min. für 30-80%).
- V2L-Funktion: Alle Seal U Modelle unterstützen "Vehicle-to-Load" für externe Geräte.
- Versicherung: Haftpflicht günstiger (TK 18-19), Teilkasko (23-24) und Vollkasko (29) im mittleren bis teureren Bereich.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der BYD Seal U punktet mit einem hohen Sicherheitsniveau und umfangreicher Serienausstattung. Im Euro NCAP Crashtest erreichte die BEV-Variante fünf Sterne.
Das Sicherheitspaket ist in allen Ausstattungslinien nahezu identisch und umfasst:
- Radartempomat (ACC)
- Spurhalte-, Spurwechsel-, Totwinkelassistent
- Querverkehrwarner, Kollisionswarnsystem, Notbremsassistent
- Verkehrszeichenerkennung, Aufmerksamkeitswarner
- Parkhilfen: Sensoren vorn/hinten, 360-Grad-Rundumsicht
Lediglich ein Regensensor ist der Design-Linie vorbehalten. Die "Child Forgetting Detection" ist ein praktisches Standardfeature. Einige Assistenzsysteme, speziell die Geschwindigkeitswarnung, werden als nervig und nicht immer abschaltbar kritisiert.
Fazit
Der BYD Seal U überzeugt als preislich attraktives Mittelklasse-SUV mit umfangreicher Serienausstattung, edlem Ambiente und gutem Platzangebot für Familien. Die sehr lange Garantie auf Fahrzeug und Batterie schafft zusätzliches Vertrauen.
Jedoch zeigen sich, insbesondere beim BEV-Modell, Defizite bei den Fahreigenschaften: Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt, neigt aber zu Wankbewegungen, die Lenkung ist indirekt, und die Traktion auf Nässe ist mangelhaft. Das Ladetempo (AC und DC) ist nur durchschnittlich. Die komplexe Bedienung des modernen Infotainments erfordert Einarbeitung.
Insgesamt ist der Seal U eine interessante Option für Käufer, die Wert auf Ausstattung und Komfort legen und ein entspanntes Fahrprofil bevorzugen, während sportliche Ambitionen eher weniger im Vordergrund stehen.