Einleitung

Der BMW i4 markiert einen wichtigen Schritt in BMWs Elektrostrategie und positioniert sich als sportliches Gran Coupé, das die „Freude am Fahren“ in das Zeitalter der Elektromobilität überträgt. Nach dem Pionier i3 legt BMW mit diesem Modell, das auf der flexiblen CLAR-Architektur von 3er und 4er basiert, den Fokus auf Dynamik und Alltagstauglichkeit. Das Fahrzeug ist in verschiedenen Antriebsvarianten erhältlich, vom heckgetriebenen eDrive35 und eDrive40 bis zum allradgetriebenen Performance-Modell M50. Alle Versionen treten an, um die Stärken eines klassischen BMW mit den Vorzügen eines modernen Elektroautos zu vereinen.

Design & Verarbeitung

Das Exterieur des BMW i4 ist unverkennbar BMW und lehnt sich stark an die Designsprache des 4er Gran Coupés an. Dominant ist die überdimensionale Doppelniere, die zwar die Gemüter spaltet, dem i4 aber eine markante Präsenz verleiht. Als Elektroauto wird der i4 durch dezente blaue Akzente an der Niere und den Flanken erkennbar. Die sportlich abfallende Dachlinie mündet in ein kurzes Stufenheck, was dem Fahrzeug eine elegante Coupé-Silhouette verleiht. Die Verarbeitungsqualität im Innenraum ist durchweg als erstklassig zu bezeichnen. BMW setzt auf hochwertige Materialien wie Leder, Teilleder, Alcantara oder eine vegane Alternative. Insgesamt wirkt der i4 wertig und solide, was dem Premiumanspruch gerecht wird.

Innenraum & Komfort

Im Innenraum bietet der BMW i4 vorne großzügige Platzverhältnisse, die auch für Personen bis 1,95 Meter Körpergröße ausreichend sind. Die Sitzposition ist sportlich tief, was für ein Coupé typisch ist. Im Fond fällt die Kopffreiheit bauartbedingt durch die abfallende Dachlinie eingeschränkt aus; Passagiere ab etwa 1,80 Meter könnten hier an ihre Grenzen stoßen. Ein kleiner Nachteil ist der vorhandene Mitteltunnel auf der Rückbank, der den Fußraum für den mittleren Sitzplatz reduziert, da die Plattform auch für Verbrenner ausgelegt ist. Das Kofferraumvolumen ist mit 470 bis 1.290 Litern (ADAC-Messung: 370 bis 1.160 Liter) überraschend gut und praktisch nutzbar, inklusive Durchlademöglichkeit der Rückbank. Ein Ablagefach für Ladekabel unter der Fronthaube fehlt jedoch.

Infotainmentsystem

Das Cockpit des BMW i4 wird vom prägnanten „Curved Display“ dominiert, das aus einem Kombiinstrument und einem 14,9 Zoll großen Infotainment-Bildschirm besteht. Es läuft mit dem neuesten BMW Operating System 8.0, das gestochen scharfe Darstellungen und eine hohe Informationsvielfalt bietet. Die Bedienung erfolgt über Touchgesten, den bewährten iDrive-Controller in der Mittelkonsole oder die leistungsfähige Sprachsteuerung. Während das System an sich beeindruckt, wird die Rationalisierung physischer Knöpfe, insbesondere für die Klimaanlage, kritisiert. Dies kann im Fahrbetrieb ablenken. Die Sprachbedienung ist zwar hervorragend, ersetzt aber für manche nicht die intuitive Haptik klassischer Schalter. Das System lässt sich drahtlos aktualisieren und personalisieren.

Antrieb & Fahrverhalten

Der BMW i4 bietet eine breite Palette an Antriebsoptionen: Der heckgetriebene eDrive35 leistet 210 kW (286 PS), der eDrive40 mobilisiert 250 kW (340 PS). Das Topmodell, der M50, verfügt über je einen Elektroantrieb an Vorder- und Hinterachse, was ihm Allradantrieb und eine Systemleistung von 400 kW (544 PS) beschert. Die Beschleunigung ist in allen Varianten brachial: Der eDrive40 sprintet in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der M50 in atemberaubenden 3,9 Sekunden (im Test teils schneller). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h für die eDrive-Modelle und 225 km/h für den M50. Das Fahrwerk ist BMW-typisch straff, aber komfortabel abgestimmt. Der tiefe Schwerpunkt durch die im Unterboden verbaute Batterie und die ausgewogene Gewichtsverteilung sorgen für eine souveräne Straßenlage und enorme Traktion, selbst bei den schwereren M50-Varianten (über 2 Tonnen Gewicht). Die Lenkung ist präzise, könnte jedoch etwas mehr Rückmeldung bieten. Die Bremsen lassen sich gut dosieren, der Bremsweg des eDrive40 wurde jedoch mit 36,0 Metern als nur zufriedenstellend bewertet, während der eDrive35 mit 31,3 Metern sehr gute Werte erzielt. Optional sorgt das von Hans Zimmer komponierte „IconicSounds Electric“ für eine sportliche Geräuschkulisse, die sich je nach Fahrmodus anpasst. Die Rekuperationsintensität lässt sich einstellen, adaptive Modi nutzen Navigationsdaten für Effizienz.

Verbrauch & Unterhalt

Die Reichweite des BMW i4 variiert je nach Modell und Fahrweise erheblich. Die WLTP-Angaben reichen von 406 bis 590 Kilometern. Im realen Fahrbetrieb liegen die Reichweiten oft darunter: Der eDrive40 erreicht im ADAC Ecotest rund 490 Kilometer (19,5 kWh/100 km inkl. Ladeverluste), während der M50 im Test nur 308 bis 380 Kilometer (29,7 kWh/100 km Testverbrauch) weit kommt. Die Verbrauchswerte (WLTP) reichen von 14,7 bis 22,5 kWh/100 km, im Alltag können diese Werte deutlich überschritten werden (z.B. 25,4 kWh/100 km für eDrive40 im AMS-Test). Das Laden ist schnell möglich: An DC-Schnellladestationen kann der i4 (je nach Modell) mit bis zu 205 kW laden und den Akku in etwa 31 Minuten von 10 auf 80 Prozent füllen. An der 11-kW-Wallbox dauert eine Vollladung rund 8 bis 9 Stunden. Die Preise beginnen bei ca. 56.500 Euro (eDrive35) und reichen bis über 71.000 Euro (M50), wobei gut ausgestattete Modelle schnell die 80.000-Euro-Marke überschreiten können. Die laufenden monatlichen Unterhaltskosten (ohne Wertverlust) bewegen sich je nach Fahrleistung zwischen ca. 314 und 591 Euro. Die Kfz-Steuer entfällt für Elektrofahrzeuge. BMW betont die Nachhaltigkeit in Produktion und Materialwahl, etwa durch den Verzicht auf seltene Erden im Motor und die Nutzung von Ökostrom in der Fertigung.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Im Euro NCAP Crashtest erreichte der BMW i4 lediglich vier von fünf Sternen, was für ein Premiumfahrzeug als enttäuschend gilt. Ausschlaggebend waren Abzüge in den Kategorien Fußgängerschutz (71%) und Sicherheitsunterstützung (64%), hauptsächlich bedingt durch die Leistung des Notbremssystems und des Spurhalteassistenten. Der Insassenschutz für Erwachsene und Kinder war hingegen mit 87 Prozent vergleichsweise gut. Trotz der NCAP-Bewertung bietet der i4 eine Fülle von Assistenzsystemen (bis zu 40 digitale Helfer), von denen viele jedoch optional sind und den Preis in die Höhe treiben. Serienmäßig sind unter anderem ein akustischer Fußgängerschutz, Parkassistent, Tempomat, Kollisionswarner mit Notbremsfunktion und ein Spurverlassenswarner an Bord. Optional sind Funktionen wie aktive Geschwindigkeitsregelung und Ampelerkennung verfügbar. In der Praxis überzeugen die Systeme, insbesondere der adaptive Tempomat in Verbindung mit der Verkehrszeichenerkennung auf der Autobahn.

Fazit

Der BMW i4 erweist sich als ein überzeugendes Elektroauto, das den Markenkern von BMW trifft: Er ist kraftvoll, dynamisch und besticht durch sein sportliches Fahrverhalten. Als erstes rein elektrisches M-Modell demonstriert der i4 M50 eindrucksvoll, dass „Freude am Fahren“ auch ohne Verbrennungsmotor existent ist. Die erstklassige Verarbeitung und die hohe elektrische Reichweite werden positiv hervorgehoben. Trotz seines stattlichen Preises und kleinerer Einschränkungen, wie der begrenzten Kopffreiheit im Fond und der teilweise gewöhnungsbedürftigen Bedienung ohne ausreichend physische Knöpfe, bietet der i4 ein attraktives Gesamtpaket. Er ist eine ernstzunehmende Alternative zu etablierten Wettbewerbern wie Tesla Model 3, Polestar 2, Porsche Taycan oder Audi e-tron GT und gilt als der aktuell beste Stromer im BMW-Portfolio.