Einleitung

Der neue Aston Martin Vantage tritt als runderneuertes Modell an, um im Segment der Luxussportwagen neue Maßstäbe zu setzen. Mit einer beeindruckenden Leistungssteigerung auf 665 PS, einem geschärften Design und einem vollständig modernisierten Interieur positioniert sich der Brite als ernsthafter Herausforderer für etablierte Konkurrenten wie den Porsche 911 Turbo. Der Vantage ist als Coupé und nun auch als Roadster verfügbar und verspricht ein intensives Fahrerlebnis, das Purismus und Luxus vereint.

Design & Verarbeitung

Das äußere Erscheinungsbild des Vantage wurde grundlegend überarbeitet und wirkt nun aggressiver und markanter. Die breitere Spur, der deutlich größere Kühlergrill (+38%) für verbesserte Kühlung und die neuen Matrix-LED-Scheinwerfer verleihen ihm ein unverwechselbares Aston-Martin-Gesicht, das die ungeliebten „Mazda MX-5“-Anleihen des Vorgängers vergessen lässt. Das Design wird als „thematischer Volltreffer“ beschrieben, der klassische Eleganz mit moderner Aggressivität verbindet.

Im Innenraum erfolgte eine „Entbenzung“: Die vormals kritisierten Mercedes-Bauteile und veraltete Software wurden größtenteils durch eine eigenständige Lösung ersetzt. Das Cockpit präsentiert sich frisch, modern und aufgeräumt. Es dominieren hochwertige Materialien wie Alcantara, Carbon und feinstes Leder mit präzisen Nähten. Details wie Metallwalzen für Klima und Lautstärke sowie ein Drehregler für die Fahrmodi unterstreichen den luxuriösen Anspruch. Die Schaltpaddel sind nun am Lenkrad angebracht. Der Roadster bietet ein schnell faltbares Acht-Lagen-Stoffverdeck, das sich in nur 6,8 Sekunden öffnet oder schließt – sogar während der Fahrt bis 50 km/h, was als Bestwert in seiner Klasse gilt.

Innenraum & Komfort

Die Ergonomie im neuen Vantage wird als hervorragend gelobt. Fahrer und Beifahrer finden in den anschmiegsamen Sportsitzen oder den optionalen Carbonschalen eine tiefe, seitenhaltige und zugleich komfortable Sitzposition, die auch auf längeren Touren überzeugt. Das digitale Kombiinstrument ist nun übersichtlicher und besser ablesbar, wiewohl Traditionalisten die klassische Analogie vermissen könnten. Insgesamt bietet der Innenraum ein angenehmes Ambiente, das Stil und Funktionalität vereint.

Dem Charakter eines Zweisitzer-Sportwagens entsprechend ist das Platzangebot jedoch begrenzt. Neben einem schmalen Handschuhfach und kleinen Fächern zwischen den Sitzen bietet der Kofferraum ein Volumen von 200 Litern (Roadster) bis 346 Litern (Coupé) – ausreichend für leichtes Reisegepäck, aber kein Raumwunder. Das Bowers & Wilkins Soundsystem mit 15 Lautsprechern und 1.700 Watt Leistung liefert einen fulminanten Klang, kann jedoch bei offener Fahrt im Roadster als verzichtbares Extra empfunden werden, da der Motorsound die Musik spielt.

Infotainmentsystem

Das Highlight im neuen Interieur ist das von Grund auf neu entwickelte Infotainmentsystem mit einem 10,25 Zoll großen Touchscreen. Es überzeugt mit einer höheren Auflösung und einer schlüssigen Gliederung, was einen immensen Fortschritt gegenüber der veralteten Mercedes-Lösung darstellt. Kabelloses Apple CarPlay ist ebenso an Bord wie eine Gestensteuerung und Konnektivitätsfunktionen. Die Bedienung wird als intuitiv beschrieben. Einziger Wermutstropfen: Bei starker Sonneneinstrahlung kann der Kontrast des Displays etwas fahl wirken, und das Zoomen in der Navigationskarte funktioniert nicht immer reibungslos. Ein Head-up-Display wird auch weiterhin nicht angeboten.

Antrieb & Fahrverhalten

Herzstück des Vantage ist der von AMG zugelieferte 4,0-Liter-V8-Biturbomotor, der für diese Generation massiv überarbeitet wurde. Mit 665 PS und 800 Nm Drehmoment übertrifft er den Vorgänger um 155 PS und 100 Nm. Diese Leistungssteigerung wurde durch größere Turbolader, modifizierte Nockenwellen und eine erweiterte Kühlanlage realisiert. Das Ergebnis ist ein atemberaubendes Beschleunigungserlebnis: Der Vantage spurtet in 3,5 Sekunden (Coupé) bzw. 3,6 Sekunden (Roadster) von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h. Der Motorsound wird als bassiger und fülliger beschrieben, ein „bronchiales Brummeln“, das sich bei höheren Drehzahlen in einen „Drachen“ verwandelt.

Das Transaxle-Layout mit Frontmittelmotor und dem transaxial angeflanschten Achtstufen-Automatikgetriebe von ZF sorgt für eine nahezu perfekte Gewichtsverteilung von 50:50. Die verkürzte Endübersetzung des Getriebes trägt zur Beschleunigung bei. Die ZF-Automatik schaltet im Alltag schlank und schnell, zeigt aber bei hochforcierter Gangart auf kurvigen Bergstraßen oder der Rennstrecke Schwächen: Sie schaltet teils zu spät herunter und zu früh hoch, was das Fahrerlebnis trüben kann. Dennoch sind manuelle Schaltvorgänge per Carbon-Paddles möglich und empfehlenswert am Limit.

Das Fahrwerk mit neuen adaptiven Bilstein-DTX-Dämpfern und die versteifte Karosserie sorgen für ein direktes und akkurates Fahrverhalten. Die Lenkung ist präzise, feinsinnig und rückmeldungsfreudig, was ein authentisches Gefühl zur Fahrbahn vermittelt. Der Vantage generiert dank breiterer Reifen (Michelin Pilot Sport S 5, 275/35 R 21 vorn, 325/30 R 21 hinten) bergeweise Traktion.

Am absoluten Limit kann die Hinterachse jedoch unruhig werden und zum Ausbrechen neigen, was das Fahren auf der Rennstrecke anspruchsvoll macht und höhere Rundenzeiten im Vergleich zu Allrad-Konkurrenten wie dem 911 Turbo S zur Folge hat. Die aktive Traktionskontrolle (ATC) mit acht Stufen erlaubt jedoch ein schrittweises Herantasten an die Grenzen und bietet sich als „Fun-O-Meter“ an.

Verbrauch & Unterhalt

Der Testverbrauch des Aston Martin Vantage liegt zwischen 11,4 l/100 km (AMS) und 12,1-12,3 l/100 km (Autobild/Autozeitung) Super Plus, was für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse als realistisch einzuschätzen ist. Die Preise beginnen bei 198.000 Euro für das Coupé und 209.000 Euro für den Roadster, was einen deutlichen Aufpreis darstellt. Optionale Carbon-Keramik-Bremsen kosten rund 13.200 Euro und sparen 27 Kilogramm Gewicht, während Carbonsitze über 7.500 Euro kosten.

Sicherheit & Assistenzsysteme

In puncto Sicherheit profitieren Fahrer von Matrix-LED-Scheinwerfern und einem überarbeiteten, präzise eingreifenden ESC-System. Die mehrstufige Traktionskontrolle (ATC) ermöglicht ein hohes Maß an Kontrolle und kann je nach Fahrerpräferenz eingestellt werden, was das Ausloten der Fahrzeuggrenzen sicherer gestaltet. Die optionalen Carbon-Keramik-Bremsen bieten ein festes Pedalgefühl, einen klaren Druckpunkt und gute Dosierbarkeit. Die Bremswerte werden von Autobild mit 31,7 Metern aus 100 km/h (warm) als „neue Aston-Martin-Bestwerte“ gelobt, während Auto-Motor-und-Sport sie als „so lala“ beurteilt – ein Hinweis darauf, dass hier möglicherweise noch Potenzial für absolute Spitzenwerte im Wettbewerb besteht.

Fazit

Der neue Aston Martin Vantage stellt einen gewaltigen Sprung nach vorne dar. Er begeistert mit seiner brachialen Leistung, einem aufregenden Design und einem luxuriösen, digitalisierten Innenraum, der sich von seiner Mercedes-Herkunft emanzipiert hat. Er bietet ein puristisches und fesselndes Fahrerlebnis für jene, die eine direkte Rückmeldung und eine gewisse Herausforderung am Limit schätzen.

Obwohl er in der ultimativen Rundenzeit und der absoluten Fahrpräzision eines Porsche 911 Turbo S noch nicht ganz mithalten kann, ist der Vantage ein eigenständiger, charismatischer Sportwagen. Er überzeugt mit seiner zeitlosen Attitüde und bietet reine Emotionen. Der Roadster intensiviert dieses Erlebnis durch den offenen Fahrgenuss, den unverfälschten V8-Sound und die unmittelbare Verbindung zur Umgebung, was den Aufpreis für Liebhaber rechtfertigt. Der Vantage ist somit kein perfektes, aber ein außerordentlich leidenschaftliches und begeisterndes Automobil – ein echter „Bond-Mobil“ für die Straße, das seine einzigartige Klasse bewahrt.