Einleitung
Der Abarth 500e markiert den Eintritt des legendären Skorpions in das Zeitalter der Elektromobilität. Verfügbar als dreitürige Limousine und als Cabrio, positioniert er sich als elektrischer Sportler und damit als dynamischere Alternative zum Schwestermodell Fiat 500e. Mit 155 PS ist er spürbar agiler und sportlicher und tritt in die Fußstapfen der auslaufenden Verbrennermodelle 595 und 695.
Design & Verarbeitung
Das Design des Abarth 500e hebt sich deutlich vom braveren Fiat 500e ab. Eine breiter wirkende Frontschürze mit sportlicher Frontlippe und markanten Lufteinlässen, Seitenschweller und ein Heckdiffusor verstärken den sportlichen Auftritt. Wahlweise rollt der Abarth auf 17- oder 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, wobei die Turismo-Version standardmäßig 18-Zoll-Räder erhält. Auffällige Farben wie „Acid Green“ unterstreichen den mutigen Charakter.
Im Innenraum setzt sich die sportliche Linie fort, mit einem Interieur, das deutlich dynamischer wirkt als im Fiat 500e. Zahlreiche Oberflächen sind mit feinem Alcantara bezogen, ergänzt durch Doppel-Ziernähte. Das griffige Dreispeichen-Sportlenkrad verfügt über eine blaue 12-Uhr-Markierung. Die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze und Skorpion-Prägung bieten guten Seitenhalt und sind komfortabler als die Schalensitze der Verbrenner-Modelle. Der Fahrersitz ist höhenverstellbar, was zusammen mit dem verstellbaren Lenkrad eine gute Sitzposition ermöglicht. Vereinzelt sind günstigere Kunststoffe verbaut, die jedoch dem Kleinwagensegment entsprechen.
Innenraum & Komfort
Das Platzangebot im Abarth 500e ist vorne großzügiger als bei den Verbrenner-Vorgängern, auch wenn die Passagiere weiterhin eng beieinander sitzen. Ein fehlender Mitteltunnel schafft zusätzlichen Raum. Auf der Rückbank sind die Platzverhältnisse jedoch sehr beengt: Erwachsene finden nur auf Kurzstrecken ausreichend Platz, für Kinder im Vorschulalter ist die Bank gut nutzbar, was den Abarth als 2+2-Sitzer prädestiniert.
Besonderheiten des Cabrios:
- Das elektrische Rollverdeck lässt sich in zwei Stufen öffnen (halb oder ganz).
- Bei geschlossenem Dach ist die Kopffreiheit auch für größere Personen (bis ca. 1,90 m) ausreichend.
- Bei offener Fahrt ist der Windzug vorne moderat, hinten jedoch deutlich stärker.
Das Kofferraumvolumen ist mit 185 Litern (VDA-Norm) kompakt und entspricht dem Vorgängermodell Fiat 500. Das Wort „Taschenraum“ trifft die Nutzbarkeit besser. Bei umgeklappter Rückbank wächst das Volumen auf 550 Liter. Ladekabel beanspruchen zusätzlichen Platz im ohnehin knappen Gepäckabteil, da nicht alle optimal verstaut werden können.
Infotainmentsystem
Der Abarth 500e ist mit einem zeitgemäßen Infotainmentsystem ausgestattet. Informationen werden über ein 7-Zoll-Digitalcockpit, das auch Navigationskarten anzeigen kann, sowie einen zentralen 10,25-Zoll-Touchscreen dargestellt. Letzterer dient als Hauptschnittstelle für das Infotainment und die Ladeplanung. Die Bedienung wird als intuitiv beschrieben.
Zur Konnektivität gehören:
- Smartphone-Integration über Apple CarPlay und Android Auto.
- Ein USB-Anschluss und eine 12-Volt-Steckdose zwischen Fahrer und Beifahrer.
- Eine Sprachsteuerung, deren Zuverlässigkeit im Test als „verbesserungsbedürftig“ eingestuft wurde.
Frühere Software-Probleme im „Uconnect“-System des Fiat 500e, wie Schwierigkeiten mit der Smartphone-App-Verbindung und nicht immer erfolgreiche Software-Updates, können auch im Abarth auftreten.
Antrieb & Fahrverhalten
Angetrieben wird der Abarth 500e von einem 155 PS (114 kW) starken Elektromotor, der ein maximales Drehmoment von 235 Nm liefert. Dies sorgt für einen kräftigen und sofortigen Antritt, der den E-Abarth spritziger wirken lässt als seine Verbrenner-Geschwister und das Fiat 500e Schwestermodell. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 7,0 Sekunden.
Besondere Merkmale des Antriebs und Fahrverhaltens:
- Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 155 km/h elektronisch begrenzt, was aus Verbrauchs- und Reichweitengründen sinnvoll ist.
- Das Fahrverhalten ist ausgesprochen sportlich: Der Abarth liegt dank des tief im Fahrzeugboden verbauten, schweren Akkupacks (42,2 kWh brutto / 37,8 kWh netto) satt und sicher auf der Straße.
- Ein Sportfahrwerk, die direkte Lenkung sowie eine optimierte Gewichtsverteilung (57 % vorne, 43 % hinten), der längere Radstand und die breitere Spur tragen zu einem gokart-ähnlichen Handling bei.
- Das „One-Pedal-Driving“ ermöglicht das Bremsen durch reines Gaswegnehmen, teils bis zum Stillstand. Die Energierückgewinnung wird manchmal als etwas ruppig empfunden.
Der Abarth 500e bietet verschiedene Fahrmodi:
- Turismo: Reduziert die Leistung auf 136 PS und sorgt für eine moderatere Gasannahme sowie hohen Rekuperationsgrad, was ihn komfortabler und effizienter für den Stadtverkehr macht.
- Scorpion Street: Volle Leistung bei hoher Rekuperation für sportliches Fahren im Alltag.
- Scorpion Track: Volle Leistung mit minimaler Rekuperation, um die volle Bremswirkung auf die Scheibenbremsen zu legen – für maximale Performance.
Ein besonderes Merkmal ist der auf Knopfdruck aktivierbare, künstlich erzeugte Motorsound, der über Lautsprecher außen am Fahrzeug wiedergegeben wird. Dieser simuliert das markante Grollen der Abarth-Verbrenner, kann jedoch bei höheren Geschwindigkeiten störend wirken. Er lässt sich über das Infotainmentsystem deaktivieren, was allerdings als umständlich beschrieben wird.
Verbrauch & Unterhalt
Die Reichweite des Abarth 500e wird mit bis zu 265 km (Limousine) und 242-255 km (Cabrio) nach WLTP-Norm angegeben. In der Praxis, besonders bei sportlicher Fahrweise oder ungünstigen Temperaturen (da keine Wärmepumpe vorhanden), kann die realistische Reichweite auf 150 bis 200 km sinken. Im Stadtverkehr, wo häufig rekuperiert wird, kann der Aktionsradius theoretisch auf über 300 km steigen.
Der kombinierte WLTP-Verbrauch liegt zwischen 17,1 kWh/100 km (Limousine) und 17,9-18,8 kWh/100 km (Cabrio), was höher ist als beim sparsameren Fiat 500e. Die 42,2 kWh (brutto) Batterie kann an einer Wallbox in etwa 4 Stunden und 15 Minuten (0-100%) und an einer DC-Schnellladesäule mit bis zu 85 kW in etwa 35 Minuten (0-80%) geladen werden.
Der Abarth 500e ist preislich hoch angesiedelt. Die Limousine startet je nach Ausstattung bei rund 37.990 Euro, das Cabrio bei etwa 40.990 Euro, was jeweils etwa 3.000 Euro über den Preisen des Fiat 500e bzw. des Abarth 500e Limousine liegt.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Abarth 500e bietet eine umfassende Sicherheitsausstattung. Serienmäßig sind gängige Systeme wie ESP, ASR, Bremsassistent, Reifendrucküberwachung und sechs Airbags an Bord. Hinzu kommen moderne Assistenzsysteme:
- Aufmerksamkeitsassistent
- Spurhalteassistent
- Tempomat
- Autonomer Notbremsassistent
- Verkehrszeichenerkennung
- Hintere Parksensoren (besonders hilfreich im unübersichtlichen Cabrio)
In der Turismo-Ausstattung werden diese Funktionen erweitert durch:
- Adaptiven Radartempomat
- Toter-Winkel-Assistent
- E-Call-Assistent (automatischer Notruf)
- Rückfahrkamera
- 360-Grad-Parksensoren („Drone View“)
Ein direkter Euro NCAP Crashtest für den Abarth 500e liegt nicht vor, jedoch wurde der baugleiche Fiat 500e im Jahr 2021 mit vier von fünf Sternen bewertet. Die Bewertung umfasste 76 % für den Erwachsenen-Insassenschutz, 80 % für den Kinder-Insassenschutz sowie jeweils 67 % für Fußgängerschutz und die Assistenzsysteme.
Fazit
Der Abarth 500e ist eine gelungene elektrische Interpretation des „Skorpions“. Er liefert beeindruckenden Fahrspaß mit starkem Antritt und äußerst agilem Handling, unterstützt durch seinen tiefen Schwerpunkt und das Sportfahrwerk. Der auf Wunsch zuschaltbare künstliche Motorsound ist ein gewagter, aber charakteristischer Schritt, der Emotionen ins Elektro-Format bringt.
Die Kehrseite der Medaille sind die eingeschränkte Reichweite, die insbesondere bei sportlicher Fahrweise spürbar abnimmt, sowie die beengten Platzverhältnisse im Fond und das kleine Kofferraumvolumen. Hinzu kommt der hohe Anschaffungspreis, der über dem der Fiat-Schwestermodelle liegt. Trotz dieser Kompromisse ist der Abarth 500e ein einzigartiges und charmantes Elektrofahrzeug für alle, die ein dynamisches Stadtauto mit besonderem Charakter suchen und bereit sind, dafür einen Premiumpreis zu zahlen.