Endlich Aufatmen an der Zapfsäule: Die Kraftstoffpreise in Deutschland kennen derzeit nur eine Richtung – nach unten. Doch der Schein trügt teilweise. Während Benzin-Fahrer von den sinkenden Ölpreisen voll profitieren, werden Diesel-Fahrer im Verhältnis immer noch zur Kasse gebeten. Ein genauer Blick auf die Daten zeigt eine Schieflage im Markt, die Autofahrer bares Geld kostet.
Es sind Nachrichten, die man kurz vor dem Jahreswechsel gerne hört: Tanken wird spürbar günstiger. Laut der neuesten ADAC-Auswertung ist der Preis für einen Liter Super E10 auf im Schnitt 1,647 Euro gefallen – ein Minus von 2,4 Cent binnen einer Woche. Noch stärker ging es beim Diesel bergab, der mit 1,592 Euro sogar 3,6 Cent günstiger ist als zuletzt. Doch wer glaubt, dass damit alles in Ordnung ist, der irrt.
Das große Diesel-Missverständnis
Auf den ersten Blick wirkt der Dieselpreis attraktiv, liegt er doch wieder unter der 1,60-Euro-Marke. Doch der Schein trügt gewaltig. Der aktuelle Preisabstand zwischen Super E10 und Diesel beträgt lediglich 5,5 Cent. Das ist historisch und steuerlich gesehen viel zu wenig.
Zur Einordnung: Der Staat besteuert Dieselkraftstoff deutlich geringer als Benzin – der Unterschied liegt bei rund 20 Cent pro Liter zugunsten des Selbstzünders. In einem funktionierenden Markt müsste sich dieser Steuervorteil auch an der Zapfsäule widerspiegeln. Dass Diesel aktuell fast so viel kostet wie Benzin, deutet auf eine massive Überteuerung hin. Die Mineralölkonzerne schöpfen hier also eine Marge ab, die eigentlich dem Verbraucher zugutekommen sollte.
Der Winter-Effekt schlägt zu
Warum aber bleibt Diesel so teuer, obwohl Rohöl (Brent liegt aktuell bei günstigen 62 US-Dollar) so billig ist wie lange nicht? Ein Hauptgrund liegt in der Jahreszeit. Diesel und Heizöl sind chemisch fast identische Produkte. Wenn im Winter die Nachfrage nach Heizöl steigt, verknappt sich automatisch das Angebot an Dieselkraftstoff. Dieser saisonale Effekt hält die Preise an den Tankstellen künstlich hoch, selbst wenn die Rohölnotierungen im Keller sind.
Zudem leidet Europa unter einem strukturellen Diesel-Defizit. Während Benzin oft im Überschuss produziert wird, muss Diesel importiert werden. Das macht den Kraftstoff anfälliger für globale Marktschwankungen und Lieferengpässe als das heimisch raffinierte Benzin.
Der 13-Cent-Hebel: So sparen Sie sofort
Wer sich nicht auf die Preispolitik der Konzerne verlassen will, hat einen mächtigen Hebel selbst in der Hand: die Uhrzeit. Die Schwankungen im Tagesverlauf sind inzwischen extremer denn je. Laut ADAC-Daten können Autofahrer durchschnittlich 13 Cent pro Liter sparen, wenn sie den Tankzeitpunkt clever wählen.
- Die teuerste Zeit: Meiden Sie den morgendlichen Berufsverkehr. Wer morgens tankt, zahlt die höchsten Preise des Tages.
- Die beste Zeit: Fahren Sie abends an die Säule. Erfahrungsgemäß sind die Preise zwischen 18:00 und 22:00 Uhr am niedrigsten.
Bei einer 50-Liter-Tankfüllung macht dieser kleine Unterschied an der Kasse schnell 6 bis 7 Euro aus – Geld, das man gerade in der Vorweihnachtszeit sicher besser investieren kann als in überteuerten Sprit.
Fazit: Vergleichen lohnt sich mehr denn je
Der Abwärtstrend an den Tankstellen ist erfreulich, aber er ist kein Ruhekissen. Insbesondere Dieselfahrer zahlen im Vergleich zum Benzinpreis immer noch einen ungerechtfertigten Aufschlag. Nutzen Sie daher konsequent Preis-Apps wie „ADAC Drive“, um die günstigste Station in Ihrer Umgebung zu finden. Der Wettbewerb unter den Tankstellen funktioniert nur, wenn die Kunden preissensibel reagieren – gerade jetzt, wo die Rohölpreise eigentlich noch mehr Luft nach unten lassen würden.