Nach zwei Jahren der automobilen Magerkost stehen die Zeichen auf Wende. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) prognostiziert für 2026 ein kräftiges Comeback des Neuwagenmarktes. Doch die gute Nachricht trägt einen düsteren Schatten: Gelingt der Durchbruch der E-Mobilität nicht sofort, drohen an der Zapfsäule Preise, die Mobilität zum Luxusgut machen könnten.
Das Ende der „verlorenen Jahre“
Die deutsche Automobilbranche atmet auf – zumindest vorsichtig. Nach dem abrupten Förderstopp Ende 2023 und einer daraufhin eingebrochenen Nachfrage blickt der Handel nun wieder optimistischer in die Zukunft. Für das kommende Jahr 2026 rechnet der ZDK mit einem Zuwachs der Neuzulassungen auf knapp drei Millionen Fahrzeuge. Ein Niveau, das zuletzt in weiter Ferne schien.
Der Optimismus speist sich aus einem Mix neuer Faktoren: Die Modellpaletten der Hersteller werden breiter, insbesondere im lange vernachlässigten Klein- und Kompaktwagensegment. Gleichzeitig sinken die Preisunterschiede zwischen Verbrennern und Stromern, während die Reichweiten steigen. ZDK-Präsident Thomas Peckruhn sieht die Zeit reif für eine echte Marktdurchdringung: „2026 wird zum Jahr, in dem die Elektromobilität im Markt wirklich ankommen kann.“
Die 3-Euro-Gefahr an der Tankstelle
Doch hinter den positiven Zulassungsprognosen verbirgt sich ein knallhartes wirtschaftliches Szenario, das jeden Verbrenner-Fahrer treffen könnte. Der Verband warnt eindringlich vor den Folgen eines scheiternden E-Hochlaufs. Sollten die Klimaziele im Verkehrssektor verfehlt werden, greifen automatische Preismechanismen beim CO2-Ausstoß.
„Ohne einen schnelleren Hochlauf der E-Mobilität droht in wenigen Jahren ein CO2-Preis von bis zu 300 Euro pro Tonne.“
Für den Endverbraucher bedeutet diese abstrakte Zahl eine konkrete Kostenexplosion: Der Liter Kraftstoff würde sich allein dadurch um 70 bis 80 Cent verteuern. Ein Benzinpreis von weit über zwei Euro, vielleicht sogar drei Euro, wäre die Folge. Mobilität droht damit zur sozialen Frage zu werden, warnt der ZDK. Wer sich kein neues Elektroauto leisten kann, würde über den Kraftstoffpreis massiv zur Kasse gebeten.
Politikwechsel soll die Wende bringen
Die Hoffnung ruht nun auf der neuen Förderstrategie, die Ende November von der Regierungskoalition verkündet wurde. Nach der Bilanz des ZDK waren 2024 und 2025 „zwei verlorene Jahre“ für die Verkehrswende. Die neuen Maßnahmen sollen nun genau dort ansetzen, wo es bisher hakte: bei der Bezahlbarkeit und der Ladeinfrastruktur in Wohnquartieren.
Für 2026 wird erwartet, dass rund 1,1 Millionen der neuen Fahrzeuge einen Stecker haben – also entweder rein elektrisch fahren oder als Plug-in-Hybrid unterwegs sind. Das wäre der dringend benötigte Schub, um die drohenden CO2-Strafzahlungen abzuwenden.
Gebrauchtwagenmarkt bleibt der Puffer
Während bei Neuwagen die Musik wieder spielen soll, bleibt der Gebrauchtwagenmarkt der stabile Anker für die breite Masse. Zwar lenken staatliche Impulse und günstigere Finanzierungen wieder mehr Käufer zum Neuwagen, doch die hohen Fahrzeugpreise und das gestiegene Durchschnittsalter der Flotte sorgen für viel Bewegung im Zweitmarkt. Für viele Autofahrer wird der Gebrauchtwagen auch 2026 die einzige bezahlbare Option bleiben – in der Hoffnung, dass der Spritpreis-Schock noch auf sich warten lässt.