Einleitung

Der VW ID.4, seit 2020 als reines Elektrofahrzeug konzipiert, positioniert sich als geräumiges SUV oberhalb des ID.3 und ähnelt dem Tiguan in seiner Statur. Er ist vor allem für Familien gedacht. VW verspricht viel Platz und hohe Alltagstauglichkeit. Im umfangreichen ADAC Autotest musste sich der ID.4 mit 77-kWh-Batterie und die Allrad-GTX-Version beweisen. Die Tests umfassten rund 300 Kriterien, identisch für alle Fahrzeugtypen. Preislich startet der ID.4 Pure Performance ab 40.335 Euro. Die getestete Pro-Version kostete ab 46.335 Euro, der GTX ab 55.555 Euro.

Design & Verarbeitung

Optisch unterscheidet sich der ID.4 deutlich vom Verbrenner-SUV Tiguan. Der Innenraum des ID.4, besonders in Top-Ausstattung, enttäuscht jedoch bei der Materialqualität. Harte Kunststoffe dominieren. Zudem sind schwarze Hochglanzflächen kratzempfindlich und nur im Neuzustand ansprechend. Dies erfordert bei der Pflege besondere Vorsicht, um das Erscheinungsbild zu erhalten. Das reduzierte Ambiente selbst wirkt aufgeräumt.

Innenraum & Komfort

Das Platzangebot des 4,58 Meter langen Fünfsitzers ist großzügig. Große Türen und die erhöhte Karosserie erleichtern den Einstieg. Vorne finden Personen bis 1,95 Meter bequem Platz. Hinten reicht die Kopffreiheit für Mitfahrer bis etwa 1,85 Meter. Der Kofferraum bietet zwischen 455 und 1415 Litern Stauraum. Unter dem doppelten Ladeboden lassen sich Ladekabel (rund 75 Liter) gut verstauen. Ein "Frunk" für zusätzlichen Stauraum unter der Fronthaube fehlt jedoch. Die Anhängelast beträgt 750 kg ungebremst und je nach Akkuvariante 1000 kg (52 kWh) bzw. 1200 kg (77 kWh) gebremst, für den GTX 1800 kg (ab 10/23).

Die Bedienung des digitalisierten Armaturenbretts wurde anfangs kritisiert. Das Zusammenspiel aus kleinem Fahrerdisplay, Bedienknauf und großem Touchscreen wirkt zwar aufgeräumt, war aber nicht immer intuitiv. Einstellungen für Klima oder Sitzheizung mussten umständlich über das Menü vorgenommen werden. Die unbeleuchteten "Slider" am Display-Fuß zur Temperatur- und Lautstärkeeinstellung waren unpräzise. Auch der Verzicht auf separate Tasten für die hinteren Fensterheber in der Fahrertür stieß auf Kritik.

VW hat auf die Kritik reagiert und nachgebessert. Eine neue Softwaregeneration sorgt für mehr Geschwindigkeit und Funktionen. Die Touchslider sind nun beleuchtet, und das Multifunktionslenkrad bietet eine neue Bedienlogik. Der Wählhebel für die Fahrstufe wurde vom Digital Cockpit getrennt und ist nun als separater Lenkstockhebel ausgeführt, was auch Platz für ein größeres Infotainment-Display schuf. Die Multimedia-Ausstattung ist umfassend: Navi, Live-Verkehrsdaten, Android Auto, Apple CarPlay und vier USB-Buchsen. Die Car-to-Car-Kommunikation "C2X" warnt vor Gefahren. Over-the-air-Updates verbessern Sprachbedienung, Anzeigen und e-Routenplaner.

Antrieb & Fahrverhalten

Das Fahrverhalten des ID.4 wird als "Klasse!" bewertet. Das optionale adaptive Fahrwerk gleicht Bodenunebenheiten hervorragend aus. Der Elektro-SUV fährt überaus leise, der E-Motor surrt kaum merklich. Bei Autobahntempo dominieren Abroll- und Windgeräusche, mit einem gemessenen Innengeräusch von 67 dB(A) bei 130 km/h. Der Elektroantrieb selbst sorgt für stressfreies, entspanntes Dahingleiten mit spontaner und verzögerungsfreier Reaktion auf Gasbefehle.

Das hohe Fahrzeuggewicht von knapp 2,2 Tonnen führte dazu, dass sich der ID.4 mit 150 kW/204 PS (im ersten Test) nicht so kräftig anfühlte, wie die Zahlen vermuten ließen. Sportlichkeit war nicht seine Domäne, wenngleich die Beschleunigung auf 100 km/h in 8,5 Sekunden für den Alltag ausreichte. Die Spitze war bei 160 km/h elektronisch begrenzt, was bei E-Autos der Reichweite zugutekommt. Für den geschmeidigen Antrieb erhielt der ID.4 die Note 1,3.

Im Zuge der Überarbeitung implantierte VW den effizienteren Antrieb des ID.7. Die Leistung der heckgetriebenen Pro-Variante stieg um 60 kW/82 PS auf 210 kW/286 PS. Die Allradvariante Pro 4Motion erreicht ebenfalls 210 kW/286 PS (plus 15 kW/21 PS). Die GTX-Varianten erhalten ein Leistungsplus von 30 kW/41 PS auf 250 kW/340 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wurde für alle Modelle auf 180 km/h erhöht. Auch die DC-Ladeleistung wurde auf 175 kW angehoben.

Verbrauch & Unterhalt

Die Reichweite des ID.4 mit 77-kWh-Batterie betrug im ADAC Ecotest 385 Kilometer. VW gab selbst eine "kundennahe Reichweite" von 360 bis 520 Kilometern an. Der gemessene Durchschnittsverbrauch inklusive Ladeverlusten lag bei 22,8 kWh pro 100 Kilometer. Dies resultiert in einer CO₂-Bilanz von 114 g/km nach deutschem Strommix. Wer mit Ökostrom lädt, verbessert die Bilanz deutlich. Die Reichweite variiert stark je nach Fahrprofil: über 450 km in der Stadt, deutlich unter 300 km bei Autobahnfahrten im Winter.

Das Top-Modell ID.4 GTX mit Allradantrieb (ursprünglich 220 kW/299 PS) erreichte im ADAC Test lediglich 310 Kilometer Reichweite. Sein durchschnittlicher Stromverbrauch von 26,9 kWh pro 100 Kilometer inklusive Ladeverluste ist signifikant höher (plus 18 Prozent) als beim Hecktriebler und führte nur zu drei von fünf Ecotest-Sternen.

An öffentlichen AC-Ladesäulen laden 77-kWh-Modelle mit 11 kW, kleinere 52-kWh-Modelle mit 7,2 kW. Eine Vollladung dauert hierbei acht bis zwölf Stunden. Alle ID.4 verfügen über einen CCS-Anschluss für schnelles DC-Laden. Die 52-kWh-Modelle laden mit bis zu 145 kW, 77-kWh-Modelle seit dem Update mit bis zu 175 kW (zuvor 132 kW). Im Idealfall wird der Akku in 35 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen. Die Ladeleistung bleibt erfreulich lange auf hohem Niveau, bevor sie abfällt.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Die Ausstattung mit Assistenzsystemen und die Sicherheitsausstattung des VW ID.4 sind sehr umfassend. Zu den Merkmalen zählen Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung, automatische Notbremssysteme sowie ein zentraler Airbag zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Diese Systemvielfalt trägt maßgeblich zur hohen aktiven und passiven Sicherheit bei.

Im ADAC Ausweichtest zeigte der heckgetriebene ID.4 jedoch Schwächen. Das hohe Leergewicht von knapp 2,2 Tonnen und eine zu stark eingreifende ESP-Abstimmung führten zu Problemen. Beim ruckartigen Zurücklenken in die ursprüngliche Fahrspur überbremst und blockiert das linke Vorderrad. Dies macht den ID.4 für einen kurzen Moment unlenkbar, während er geradeaus über die Vorderräder schiebt. Dieses Verhalten, das ein Kippen bei hoch bauenden Fahrzeugen verhindern soll, wurde vom ADAC kritisch bewertet. Der ID.4 GTX mit Allradantrieb schnitt im Ausweichtest besser ab, wozu sicherlich auch die sportlichere Optionsbereifung beitrug.

Fazit

Der VW ID.4 überzeugt als ein insgesamt sehr gutes Elektroauto, das mit der Gesamtnote 1,9 im ADAC Test (vor Überarbeitung) zu den Besten zählt. Seine praxistaugliche Reichweite und die Möglichkeit des schnellen DC-Ladens (jetzt bis zu 175 kW) erleichtern Langstreckenfahrten. Die GTX-Version erhielt wegen ihres höheren Verbrauchs eine Note von 2,2. Nichtsdestotrotz bleibt der ID.4 eine überzeugende Wahl für Familien.

Nachbesserungsbedarf besteht weiterhin bei der Bedienung, die trotz Verbesserungen teils umständlich bleibt. Die Materialqualität im Innenraum könnte für diese Preisklasse höherwertiger sein. Am wichtigsten ist jedoch die Behebung des fragwürdigen Ausweichverhaltens beim Hecktriebler, um die Fahrsicherheit in Extremsituationen zu optimieren. VW setzt jedoch auf kontinuierliche Weiterentwicklung und Ausbau der ID-Modellreihe.