EinleitungDer Volkswagen ID.3, als elektrisches Pendant zum Golf konzipiert, will die Elektromobilität für die breite Masse zugänglich machen. Nach seinem Start im Jahr 2020 folgten schnell erste Überarbeitungen. Ein Facelift im Jahr 2023 adressierte anfängliche Kritikpunkte bezüglich Software und Materialqualität, während die Einführung der sportlichen GTX-Varianten (GTX und GTX Performance) das Modellportfolio erweiterte. Der ID.3 basiert auf dem modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) von VW.

Design & VerarbeitungOptisch ähnelt der ID.3 trotz seiner Eigenständigkeit dem VW Golf, unterscheidet sich aber durch aerodynamisch optimierte Designelemente wie die glatte Unterbodenverkleidung und den verbesserten Luftstrom um die Vorderräder. Das Facelift brachte dezente Retuschen außen, darunter eine konturiertere Motorhaube und größere Lufteinlässe, sowie neue Farben. Die größte Verbesserung erfolgte im Innenraum: Hier ersetzten weiche, aufgeschäumte Kunststoffe das vormals kritisierte Hartplastik. Auch die neu modellierten Türverkleidungen mit weicheren Oberflächen und farblich abgesetzte Nähte tragen zur deutlich besseren Materialanmutung bei. Die Fertigungsqualität zeigte sich im Langzeittest als grundsolide.

Innenraum & KomfortDer ID.3 überzeugt mit einem beachtlichen Raumangebot für seine Fahrzeugklasse. Sowohl vorne als auch hinten finden auch großgewachsene Personen bis zu 1,95 Meter bequem Platz. Der Sitzkomfort ist hoch, was den ID.3 reisetauglich macht. Besonders die Sportsitze der GTX-Modelle bieten guten Seitenhalt bei angenehmem Komfort. Der Kofferraum bietet mit 385 Litern ein klassenübliches Volumen. Ein Frunk fehlt jedoch. Der doppelte Ladeboden sorgt für etwas Variabilität, ein kleines Fach darunter für Ladekabel. Der ID.3 ist zudem extrem leise. Abroll- und Windgeräusche dringen erst bei höheren Geschwindigkeiten in den Innenraum, was dem cleveren Aerodynamik-Design zu verdanken ist. Eine Ausnahme bildet die Pro S Version, die als Viersitzer konzipiert ist.

InfotainmentsystemDas Infotainment des ID.3 präsentierte sich anfangs mit Softwareproblemen wie Systemabstürzen und langsamen Reaktionen. Mit dem Facelift und Software-Updates wurde das System jedoch deutlich verbessert und ist nun Over-the-Air-updatefähig. Die Bedienung erfolgt über den 5,3 Zoll kleinen Instrumenten-Display hinter dem Lenkrad und einen zentralen Touchscreen, der nach der Überarbeitung serienmäßig 12 Zoll und in GTX-Modellen sogar 12,9 Zoll misst. Die Navigation, Telefonie und Fahrzeugfunktionen sind hier zentralisiert. Praktische Features wie Plug & Charge für automatisches Laden und ein intelligenter e-Routenplaner, der Ladestopps inklusive Verkehrslage und Ladesäulenleistung berücksichtigt, wurden integriert. Kritisiert werden weiterhin die unbeleuchteten Touch-Slider für Lautstärke und Temperatur unter dem Zentraldisplay (eine Beleuchtung ist für 2024 angekündigt) sowie die gefühllosen Touch-Tasten am Lenkrad, die zu Fehlbedienungen führen können. Das Navigationssystem und die Verkehrszeichenerkennung zeigen vereinzelt Fehler, und der Sprachassistent IDA (mit ChatGPT-Integration im GTX) ist noch ausbaufähig.

Antrieb & FahrverhaltenDer VW ID.3 baut auf der flexiblen MEB-Plattform auf und nutzt einen Heckmotor, was für eine ideale Gewichtsverteilung von 50:50 und einen überraschend kleinen Wendekreis von gut zehn Metern sorgt. Mit 150 kW (204 PS) und 310 Nm Drehmoment beschleunigt der Standard-ID.3 in 7,1 bis 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die sportlicheren GTX-Varianten bieten 210 kW (286 PS) und 240 kW (326 PS GTX Performance) mit bis zu 545 Nm, was Sprintzeiten von 5,7 bis 5,9 Sekunden ermöglicht. Das Fahrgefühl ist aufgrund des sofort verfügbaren Drehmoments sehr agil und spritzig. Das Fahrwerk, besonders mit der optionalen adaptiven Dämpfung (DCC), überzeugt durch Komfort und Sportlichkeit, je nach Fahrmodus. Die Lenkung ist direkt und präzise. Ein Kritikpunkt ist das fehlende „One-Pedal-Driving“-Gefühl; der ID.3 rollt im Leerlauf stark aus. Auch der Bremsweg von 36,6 Metern (ID.3 Pro S) ist durchschnittlich. Der adaptive Tempomat funktioniert hingegen hervorragend, passt die Geschwindigkeit vorausschauend an Kurven oder Tempolimits an und trägt zum entspannten Reisen bei.

Verbrauch & UnterhaltDer ID.3 ist mit verschiedenen Akkukapazitäten erhältlich: 58 kWh (bis 425 km WLTP) und 77 kWh (bis 575 km WLTP). Die GTX-Modelle nutzen eine 79 kWh Batterie mit WLTP-Reichweiten von bis zu 605 km. In der Praxis liegt der reale Verbrauch höher: Der 58-kWh-Akku erreichte im Test 273 km, die 77-kWh-Version im ADAC Ecotest 450 km. Im ADAC Dauertest über 160.000 km zeigte der 77-kWh-Akku einen bemerkenswerten Gesundheitszustand (SoH) von 91 Prozent, mit einer realen Reichweite von rund 400 km auf der Autobahn, auch bei winterlichen Temperaturen (danach 300-320 km). Die Ladeleistung an DC-Schnellladern erreicht bis zu 170 kW beim ID.3 und 185 kW bei den GTX-Modellen, was 10-80% Ladung in etwa 26 bis 36 Minuten ermöglicht. AC-Laden ist mit 11 kW an Wallboxen effizient (ca. 6-8 Stunden), während die günstigere Pure-Variante nur 7,2 kW AC-Ladeleistung bietet. Die Versicherungseinstufungen sind günstig. Die Wartungsintervalle sind zwar lang (alle zwei Jahre), die Kosten dafür aber relativ hoch. Anfängliche Probleme mit der Software, einer fehlerhaften Dachhalterung (Rückruf) und der Materialqualität wurden größtenteils durch das Facelift und Updates behoben. Dennoch gab es weitere Defekte im Dauertest, wie eine defekte Antriebswelle oder GPS-Antenne. Eine Dachlast oder Anhängerkupplung ist bei vielen Varianten nicht möglich, ein Fahrradträger aber meist schon. Die Produktion erfolgt bilanziell CO₂-neutral.

Sicherheit & AssistenzsystemeDer VW ID.3 erreichte im NCAP-Crashtest 2020 die volle 5-Sterne-Bewertung. Besonders hervorzuheben ist der sehr gute Kinderschutz. Auch die Sicherheitsunterstützer, wie die Insassenzustandsüberwachung und Geschwindigkeitsassistenz, erhielten Bestnoten. Serienmäßig sind viele relevante Assistenzsysteme an Bord, darunter Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung und Einparkhilfe. Kopfairbags vorne und hinten sowie Seitenairbags vorne inklusive Center-Airbag sind ebenfalls Standard. Optional sind weitere Systeme wie der Parkassist Plus mit autonomem Einparken, Diebstahl-Alarmanlage und Rückfahrkamera erhältlich. Volkswagen gewährt eine Fahrzeuggarantie von zwei Jahren und auf die Hochvoltbatterie acht Jahre oder 160.000 Kilometer, wobei eine nutzbare Kapazität von mindestens 70 Prozent garantiert wird.

FazitDer VW ID.3 hat sich nach einem holprigen Start zu einem ausgereiften Elektroauto entwickelt. Die Überarbeitungen, insbesondere das Facelift, haben die Materialanmutung im Innenraum erheblich verbessert und die Software stabilisiert. Er überzeugt mit einem großzügigen Raumangebot, hohem Fahrkomfort und agilen Fahreigenschaften, die in den sportlichen GTX-Varianten besonders zur Geltung kommen. Während die Reichweite praxistauglich und die DC-Ladefähigkeit gut ist, bleiben Kritikpunkte bei der intuitiven Bedienung des Infotainmentsystems und den fehlenden physischen Tasten. Laut ADAC Langzeittest ist die Batterie sehr haltbar. Für den Alltag und auch längere Strecken ist der ID.3 eine gute Wahl, jedoch ist die langsamere AC-Ladeleistung der Basismodelle für Nutzer ohne eigene Wallbox relevant.