EinleitungDas Tesla Model 3, seit Jahren ein Kassenschlager auf dem E-Auto-Markt, erhielt nach sieben Jahren Bauzeit ein umfangreiches Facelift, intern „Highland“ genannt. Ziel war es, das Fahrzeug in puncto Komfort, Design und Verarbeitungsqualität weiter zu verbessern, während es gleichzeitig seine Position als wichtiger Vergleichsmaßstab für die Konkurrenz behauptet. Das Update bringt deutliche Fortschritte, aber auch kontroverse Design- und Bedienentscheidungen mit sich.
Design & Verarbeitung
Optisch präsentiert sich das Model 3 „Highland“ straffer und weniger knautschig an der Front, die spitzer zuläuft und einen schmaleren Lufteinlass besitzt. Hinten sind die Rückleuchten verengt und der Markenname ist nun ausgeschrieben. Entscheidend sind jedoch die Verbesserungen in der Verarbeitung und Materialqualität im Innenraum: Fast alle Flächen sind jetzt mit Teppich ausgekleidet, A- und B-Säulen sogar gepolstert – ein Luxus, der sonst der Oberklasse vorbehalten ist. Auch die Karosserieverarbeitung ist tadellos, frühere Kritikpunkte an Spaltmaßen sind behoben. Der cW-Wert wurde durch die Änderungen auf 0,219 verbessert.
Innenraum & Komfort
Ein zentraler Fortschritt des Facelifts ist der gestiegene Fahr- und Innenraumkomfort. Wo der Vorgänger noch hart federte, werden Unebenheiten nun kommod abgefedert. Dank neuer Doppelverglasung haben sich die Innenraumgeräusche deutlich reduziert, was zu einem nahezu geräusch- und vibrationslosen Fahrerlebnis beiträgt. Neue Sitze, die beheizt und belüftet sind, erhöhen den Komfort zusätzlich. Die Platzverhältnisse sind für die Mittelklasse gut, vorn sitzen Personen bis zwei Meter bequem, hinten bis 1,90 Meter. Ein praktischer Frunk (88 Liter) und ein ausreichend großer Kofferraum (415 – 825 Liter) sind ebenfalls vorhanden. Allerdings ist die Sicht nach hinten konstruktionsbedingt sehr begrenzt.
Infotainmentsystem
Das zentrale 15,4-Zoll-Touchdisplay bleibt die primäre Steuereinheit für nahezu alle Funktionen, von Klimaanlage bis Navigation. Es überzeugt dabei mit intuitiver Bedienung und schneller Responsivität. Der Minimalismus wurde jedoch auf die Spitze getrieben: Die Lenkstockhebel für Automatik und Blinker sind entfallen. Die Gangwahl erfolgt nun per Wischgeste auf dem Touchscreen, der Blinker über zwei kleine Knöpfe am Lenkrad. Diese Blinkerbedienung erweist sich im Alltag, insbesondere beim Rangieren oder in Kreisverkehren, als vollkommen unintuitiv und potenziell unsicher. Ein manuelles Öffnen des Handschuhfachs ist ebenfalls nicht mehr möglich, da auch dies über den Touchscreen erfolgt.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Antrieb ist nach wie vor eine der größten Stärken des Model 3. Die Heckantriebsversion (208 kW/283 PS) bietet eine nachdrückliche Beschleunigung, während die Maximum-Range-Variante mit Allradantrieb (340 kW/440 PS) Sportwagen-Niveau erreicht (0-100 km/h in 4,4 s, 60-100 km/h in 2,1 s). Das Fahrwerk harmoniert mit der direkten und agilen Lenkung, die mit nur 2,2 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag äußerst präzise ist. Das Model 3 überzeugt im ADAC Ausweichtest durch präzises und sicheres Verhalten, was es zu einem fahraktiven und dynamischen Fahrzeug macht.
Verbrauch & Unterhalt
In der Königsdisziplin der E-Autos, der Reichweite und Effizienz, bleibt das Model 3 an der Spitze. Im ADAC Ecotest verbrauchte das Basismodell 17,2 kWh/100km und die Maximum Range-Version 18,6 kWh/100km, was zu alltagstauglichen Reichweiten von 395 km (Basis) bzw. 470 km (MR) führt. Der Realverbrauch im Test von Auto Motor und Sport lag bei durchschnittlich 22,7 kWh/100km, wobei er im Eco-Modus auf 18,2 kWh sank. Die Ladeleistung an Schnellladesäulen ist mit maximal 173 kW (Basis) bzw. knapp 194 kW (MR) sehr gut, auch wenn die Ladekurve nach dem Maximum abfällt. Mit der Plug&Charge-Funktion der Tesla-Supercharger ist das Laden unkompliziert. Die Preise sind mit 40.100 Euro für das Basismodell und knapp 50.000 Euro für die Maximum Range-Variante im Vergleich zur Konkurrenz attraktiv. Die monatlichen Unterhaltskosten (ohne Wertverlust) liegen bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 km bei ca. 289 Euro.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Tesla setzt bei seinen Assistenzsystemen vollständig auf Kameratechnik (acht Kameras), wodurch auf Radar- und Ultraschallsensoren verzichtet wird. Während Spurhalte- und Totwinkelassistenten weitgehend zuverlässig funktionieren, zeigen sich Schwächen. So ist die Einparkhilfe bei Dunkelheit eingeschränkt. Der Tempomat mit Abstandsregelung agierte im Test als unzuverlässig und verzögerte oft grundlos, zudem fehlt eine manuelle Tempomat-Option. Das beworbene „volle Potenzial für autonomes Fahren“ für 7.500 Euro Aufpreis wird angesichts der aktuellen Technik kritisch gesehen. Der „Wächter-Modus“, der das geparkte Fahrzeug per Kamera überwacht, ist aus Gründen des Datenschutzes umstritten.
Fazit
Das Facelift hat dem Tesla Model 3 in vielen Bereichen gutgetan. Fahrkomfort, Geräuschdämmung und die verbesserte Verarbeitungsqualität sind deutliche Pluspunkte. Der Antrieb und die Effizienz bewegen sich weiterhin auf Top-Niveau. Allerdings treibt Tesla den Minimalismus im Bedienkonzept auf die Spitze, was insbesondere bei der Blinkerbedienung zu massiven Irritationen und potenzieller Unsicherheit führt. Auch die Abhängigkeit von ausschließlich Kamerabilder bei den Assistenzsystemen birgt Nachteile und führt zu fragwürdigen Funktionen. Wer jedoch bereit ist, sich auf diese Eigenheiten einzulassen und die Bedienung in Kauf zu nehmen, erhält mit dem Model 3 ein leistungsstarkes, effizientes und preislich attraktives Elektrofahrzeug, das trotz seiner Macken ein sehr gutes Gesamtpaket darstellt.