Einleitung
Der KGM Tivoli, ehemals SsangYong, präsentiert sich als gereiftes Kompakt-SUV. Mit 4,26 Metern Länge ist er agil für die Stadt und bietet dennoch genug Raum für kleine Familien. Er positioniert sich als preisgünstige Alternative zu etablierten Modellen wie VW T-Cross oder Hyundai Kona. Trotz seines Alters bietet er wahlweise Allradantrieb, eine gute Ausstattung und eine überdurchschnittliche 5-Jahres-Garantie.
Design & Verarbeitung
Obwohl der Tivoli bereits 2015 auf den Markt kam und zwei Facelifts erhielt, wirkt er äußerlich nach den jüngsten Überarbeitungen modern, besonders die Front. Das Cockpit lässt sein Alter erkennen, auch wenn es auf digitale Anzeigen setzt. Die Verarbeitung wird vom ADAC als mäßig eingestuft, was dem sonst positiven Gesamteindruck etwas entgegenwirkt. Das Fehlen eines Markenlogos an der Front ist eine Besonderheit nach der Umfirmierung zu KGM.
Innenraum & Komfort
Der Tivoli bietet überraschend viel Platz für vier Personen und ausreichend Kopffreiheit auf allen fünf Sitzplätzen. Die Vordersitze bieten guten Seitenhalt, könnten von der Sitzfläche her jedoch etwas länger ausfallen. Der Kofferraum fasst solide 423 Liter (Carwow) bzw. 395 Liter (ADAC) und lässt sich durch Umklappen der 60:40 geteilten Rückbank auf bis zu 1.115 Liter erweitern – mehr als ein VW Golf. Die Ladekante ist mit 83 cm recht hoch. Der Tivoli kann bis zu 500 kg zuladen. Beim Fahrkomfort holpert es auf schlechten Straßen leicht, besonders mit der 18-Zoll-Bereifung. Die 16-Zoll-Variante bietet hier mehr Federungskomfort. Die Anhängelast ist mit 1.000 kg gebremst (500 kg ungebremst) begrenzt, die Stützlast von 60 kg reicht kaum für zwei schwere E-Bikes.
Infotainmentsystem
Das Interieur des Tivoli setzt auf ein volldigitales 10,2-Zoll-Fahrerdisplay und einen zentralen 10,25-Zoll-Touchscreen (9,2-Zoll im Sondermodell Nomad). Letzterer ist etwas tief platziert, wird aber durch physische Direkttasten und altbewährte Drehregler für die Lautstärke ergänzt, was die Bedienung erleichtert und als Vorteil gegenüber rein touchscreenbasierten Systemen wahrgenommen wird. Die Klimatisierung erfolgt mittlerweile über Touchflächen. Serienmäßig sind Navigation, DAB+ und Smartphone-Integration (Apple CarPlay/Android Auto via Kabel). Eine Online-Anbindung für Echtzeitdienste fehlt, ebenso ein klangvolleres Soundsystem. Induktives Laden ist nur im Topmodell verfügbar.
Antrieb & Fahrverhalten
Ein 1,5-Liter-Turbobenziner mit 163 PS (120 kW) und 280 Nm Drehmoment (260 Nm laut ADAC) ist der einzige Motor und sorgt für ausreichende Fahrleistungen. Er ist mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe oder einer optionalen 6-Stufen-Automatik erhältlich. Die Automatik wird als träge beschrieben und lädt eher zum gelassenen Fahren ein. Optional ist Allradantrieb verfügbar (nicht für Basislinien), der 2.000 Euro Aufpreis kostet und als Pluspunkt im Segment hervorsticht. Die Servolenkung bietet drei Modi, doch es mangelt ihr am nötigen Feingefühl. Der Wendekreis von 10,6 Metern ist sehr agil. Das Fahrwerk ist tendenziell straff ausgelegt. Im ADAC Bremstest stand der Tivoli nach guten 35,4 Metern aus 100 km/h. Die Offroad-Fähigkeiten sind aufgrund begrenzter Bodenfreiheit (178 mm) und Böschungswinkel eher gering.
Verbrauch & Unterhalt
Der 1,5-Liter-Turbobenziner gilt als durstig. Laut WLTP liegt der Verbrauch mit Frontantrieb und Schaltgetriebe bei 7,0-7,1 l/100km, mit Automatik bei 7,8 l/100km. Die Allradvarianten schlucken noch mehr: 7,7 l/100km (Schaltgetriebe) und 8,4 l/100km (Automatik). Im ADAC EcoTest erzielte der 4WD Automatik sogar einen erschreckend hohen Durchschnittsverbrauch von 9,1 l/100km, was als nicht mehr zeitgemäß kritisiert wird. Für seine CO2-Bilanz erhält der Tivoli im EcoTest null Punkte. Lediglich bei den Schadstoffen erzielt er gute Ergebnisse. Die laufenden Kosten sind insgesamt als durchschnittlich zu bewerten, der Wertverlust macht den größten Anteil aus.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der KGM Tivoli bietet bereits in der Basisausstattung eine gute Auswahl an Assistenzsystemen: Frontkollisionswarner, Müdigkeits- und Verkehrsschilderkennung, Spurhalte- und Spurverlassenswarner, sowie Bergabfahr- und Berganfahrassistent. Ein Notbremssystem, Tempomat, hintere Parksensoren und eine Rückfahrkamera sind ebenfalls Serie und erleichtern das Manövrieren trotz unübersichtlichem Heck. Höhere Ausstattungslinien erweitern dies um Parksensoren vorn, Querverkehrswarner, Knieairbag am Fahrerplatz, Totwinkel- und Spurwechselassistent. Im Euro NCAP Crashtest 2016 erhielt der Tivoli vier von fünf Sternen, wobei der damalige Stand der Assistenzsysteme zu Punktabzügen führte. Die aktuellen Modelle sind hier besser aufgestellt und bieten einen umfangreicheren Schutz.
Fazit
Der KGM Tivoli punktet als kostengünstiges Kompakt-SUV mit umfangreicher Serienausstattung, viel Platz für seine Klasse und einer überdurchschnittlichen 5-Jahres-Garantie, die das Vertrauen des Herstellers in sein Produkt unterstreicht. Der 163 PS starke Turbobenziner sorgt für ordentliche Fahrleistungen und die Option auf Allradantrieb ist ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Segment. Zuverlässigkeit erwies er sich in Dauertests als vorbildlich. Schwächen zeigen sich im hohen Kraftstoffverbrauch, der teils gefühllosen Lenkung und einem zwar funktionalen, aber nicht top-aktuellen Infotainmentsystem ohne Online-Anbindung. Für preisbewusste Käufer, die Wert auf Ausstattung und Garantie legen und den höheren Verbrauch akzeptieren, stellt der Tivoli eine interessante und solide Alternative dar.