Opel Astra Zusammenfassung
EinleitungDer Opel Astra, ein Dauerbrenner in Opels Produktkatalog, präsentiert sich in seiner neuesten Generation (Kürzel L) von Grund auf erneuert. Basierend auf der Stellantis-Konzernplattform, teilt er sich die Technik mit Modellen wie dem Peugeot 308, bewahrt jedoch stets seinen eigenständigen „Opel-Charakter“. Als fünftüriges Fließheck und geräumiger Sports Tourer ist er mit Benzin-, Diesel-, Plug-in-Hybrid- und rein elektrischen Antrieben erhältlich, entwickelt und gebaut in Rüsselsheim/Eisenach. Sein Ziel ist es, in der hart umkämpften Kompaktklasse mit einem modernen Auftritt und fortschrittlicher Technik zu überzeugen und den Platzhirsch VW Golf herauszufordern.
Design & VerarbeitungDas Design des neuen Astra orientiert sich stark am erfolgreichen Opel Mokka. Die Front prägt das markante „Vizor“-Gesicht mit schmalem Kühlergrill und eckigen Scheinwerfern. Ein stylischer Knick in der Heckklappe und seitliche Sicken verleihen ihm eine dynamische, kantige Optik. Optional ist eine Bi-Color-Lackierung erhältlich. Obwohl die Außenmaße (z.B. 4,37 m Länge für das Fließheck) nahezu gleich blieben, wirkt der neue Astra moderner und dynamischer. Im Innenraum trägt das flächige, aufgeräumte Design des Pure Panel-Cockpits zu einem technisch-eleganten Look bei. Die Materialanmutung wird überwiegend als hochwertig empfunden, wenngleich einzelne Details wie bestimmte Tasten oder gummierte Oberflächen gemischt beurteilt werden können. Die Karosserieverarbeitung ist tadellos, mit Liebe zum Detail, beispielsweise sauber ummantelten Kabeln im Motorraum.
Innenraum & KomfortDank des leicht gewachsenen Radstands und der verbreiterten Karosserie bietet der neue Astra ein angenehmes Raumgefühl. Vorne finden selbst großgewachsene Personen viel Kopf- und Beinfreiheit, da die Sitze sehr tief eingestellt werden können. Die Vordersitze sind als ergonomische Aktiv-Sitze (AGR-zertifiziert) besonders komfortabel und bieten guten Halt. Auch im Fond ist das Platzangebot für zwei Erwachsene ausreichend, der Mittelplatz ist jedoch wie oft üblich weniger bequem. Bei der Fließheck-Variante variiert das Kofferraumvolumen zwischen 352 und 422 Litern, wobei die Plug-in-Hybrid- und Elektroversionen durch die Batterie (352 Liter bzw. 260-352 Liter nach ADAC-Messung) etwas weniger bieten können. Der Sports Tourer glänzt mit 516 bis 1634 Litern (bzw. 516-1553 Liter für die elektrische Version), einer niedrigen Ladekante (60 cm) und einem variablen Ladeboden, der eine ebene Fläche ermöglicht. Ablagen sind im gesamten Innenraum reichlich vorhanden.
InfotainmentsystemDer Astra setzt auf das „Pure Panel“-Cockpit, eine Kombination aus zwei integrierten 10-Zoll-Bildschirmen. Ein Display dient als digitales Kombiinstrument, das andere als zentraler Touchscreen für Navigation und Infotainment. Besonders positiv hervorzuheben ist die von vielen Testern gelobte Kombination aus Touchscreen-Bedienelementen und physischen Direktwahltasten und Drehreglern (z.B. für Lautstärke und Klimatisierung). Dies erleichtert die Bedienung erheblich und lenkt weniger vom Verkehrsgeschehen ab als reine Touch-Lösungen. Kabelloses Apple CarPlay und Android Auto sind selbstverständlich. Eine Sprachbedienung ist verfügbar, und ein voll-transparentes Head-up-Display ist optional erhältlich. Die Ladeplanung im Elektro-Astra könnte laut einigen Tests jedoch noch komfortabler sein.
Antrieb & FahrverhaltenDer Opel Astra nutzt die Stellantis EMP2-Plattform, was eine erhöhte Karosseriesteifigkeit von 14 Prozent mit sich bringt. Das Fahrwerk mit McPherson-Federbeinen vorne und Verbundlenkerachse hinten verleiht dem Astra ein strafferes und agileres Fahrverhalten als seinem Vorgänger. Es ist stabil und sicher, neigt im ADAC-Ausweichtest zum leichten Untersteuern, reagiert aber nicht zickig auf Gaswegnahme. Der Komfort wird als alltagstauglich beschrieben, kann aber bei kurzen, fiesen Unebenheiten etwas unwirsch reagieren, ohne an den Federungskomfort eines VW Golf mit optionalen Adaptivdämpfern heranzureichen. Der Wendekreis ist kleiner geworden, und der Geräuschkomfort ist verbessert. Bei den Verbrennungsmotoren stehen 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner (110-136 PS) und ein 1,5-Liter-Diesel (130 PS) zur Wahl. Die Benziner bieten ausreichende Durchzugskraft und überraschende Laufruhe, neigen aber unter 2000 Touren zu Vibrationen und Brummen. Plug-in-Hybride (180 PS oder 225 PS als GSe-Version) kombinieren einen 1,6-Liter-Benziner mit einem Elektromotor. Sie überzeugen durch souveränen, kraftvollen Durchzug und harmonisches Zusammenspiel der Antriebe. Der GSe bietet zusätzlich ein nachgeschärftes Fahrwerk (Koni FSD-Dämpfer) und direktere Lenkung für mehr Fahrdynamik, bleibt dabei aber komfortabel. Die vollelektrische Astra-Variante (115 kW/156 PS) ist mit 1679 kg relativ leicht, bietet ein agiles Handling und eine angenehm gedämmte Akustik. Rekuperation über den B-Modus ist möglich, ein echtes One-Pedal-Driving fehlt jedoch. Die Bremsleistung ist im Allgemeinen gut, vereinzelt wurde jedoch ein teils schwammiger Bremspedal-Druckpunkt bei Plug-in-Hybrid-Modellen kritisiert.
Verbrauch & UnterhaltDer 1,2-Liter-Benziner verbraucht im ADAC Ecotest durchschnittlich 6,0 Liter Super pro 100 km (AMS 7,2L), der Diesel liegt bei etwa 4,4-5,0 Litern. Die Plug-in-Hybride profitieren von einer 12,4 kWh-Batterie, die eine rein elektrische WLTP-Reichweite von 57-73 km ermöglicht. Der Testverbrauch im Hybridmodus (bei leerer Batterie) variiert, kann aber um 6,4 – 7,2 Liter Super pro 100 km liegen. Die Ladeleistung für den PHEV beträgt serienmäßig 3,6 kW, optional 7,4 kW. Der Opel Astra Electric glänzt mit einem sehr niedrigen ADAC-Messverbrauch von 16,5 kWh/100 km (AMS 22,2 kWh/100km auf Sportstrecke), was zu einer respektablen realen Reichweite von rund 350 km führt. Laden an DC-Schnellladern ist mit bis zu 100-107 kW möglich (10-80% in ca. 30 Minuten), was als durchschnittlich eingestuft wird. Die Preise für den Astra starten bei rund 25.050 Euro (Barkauf, Carwow) für die Benziner und reichen bis über 45.000 Euro für die Elektromodelle. Die Versicherungseinstufungen sind als moderat zu bewerten. Hinsichtlich der Zuverlässigkeit sind nur wenige, kleinere Probleme bekannt, wenngleich Langzeiterfahrungen für die neue Plattform fehlen.
Sicherheit & AssistenzsystemeDer Opel Astra erhielt im Euro NCAP Crashtest größtenteils eine Vier-Sterne-Bewertung (Fließheck/Sports Tourer mit Verbrenner/PHEV), der Astra Electric jedoch eine Fünf-Sterne-Bewertung im ADAC Test. Serienmäßig sind zahlreiche Assistenzsysteme an Bord, darunter Frontkollisionswarner mit Notbremsung (inkl. Fußgänger- und Radfahrererkennung), Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Müdigkeitswarner, elektrische Parkbremse und LED-Beleuchtung rundum. Optional sind fortschrittlichere Systeme wie das adaptive Intelli-Lux LED Pixel Licht (84 LEDs pro Scheinwerfer), der Toter-Winkel-Warner, Querverkehrsassistent hinten, ein 360-Grad-Kamerasystem und der adaptive Tempomat „Intelli-Drive 2.0“ erhältlich, die jedoch oft nur in höheren Ausstattungslinien oder gegen Aufpreis verfügbar sind. Kritisiert wurde im NCAP das Fehlen eines Mittelairbags und Optimierungspotenzial bei der Fußgänger-Notbremsautomatik der 4-Sterne-Modelle.
FazitDer neue Opel Astra markiert einen signifikanten Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger und positioniert sich als ernstzunehmender Wettbewerber in der Kompaktklasse. Sein mutiges Design, das modernisierte Innenleben mit einem nutzerfreundlichen Bedienkonzept und die breite Palette an Antrieben überzeugen. Die bequemen Sitze und das verbesserte Fahrverhalten tragen zum positiven Gesamteindruck bei. Trotz kleinerer Schwächen, wie einer teils straffen Federung auf kurzen Unebenheiten und einer mageren zweijährigen Herstellergarantie, bietet der Astra ein attraktives Gesamtpaket, das sowohl traditionsbewusste als auch neue Käufer ansprechen dürfte. Besonders die elektrischen Varianten punkten mit Effizienz und zeitgemäßer Technik, was den Astra zu einem der vielseitigsten Modelle im Segment macht.