Einleitung

Der MG4 tritt als kompaktes Elektroauto aus chinesischer Produktion, genauer vom SAIC-Konzern, auf den deutschen Markt. Seit 2023 erhältlich, positioniert er sich als ernstzunehmender Konkurrent für etablierte Modelle wie den VW ID.3 oder Cupra Born. Er basiert auf einer eigenentwickelten Plattform und wurde in verschiedenen Varianten intensiv getestet: vom 150 kW Luxury-Modell mit 64 kWh Akku über die 180 kW Extended Range Trophy-Version mit 77 kWh bis hin zum leistungsstarken XPower mit 320 kW (435 PS) und Allradantrieb. Die Tests beleuchten Stärken im dynamischen Bereich sowie Schwächen bei Komfort und Bedienbarkeit.

Design & Verarbeitung

Der MG4 präsentiert sich optisch „angriffslustig“ und dynamisch, mit einem Design, das „unbekümmerten Futurismus“ ausstrahlt und sich von der Masse abhebt. Elemente wie schicke Leuchtengrafiken und eine schnittige Dachlinie mit Spoiler am Heck tragen zum modernen Auftritt bei. Im Cockpit erwartet die Insassen ein „sehr aufgeräumtes und modern wirkendes“ Ambiente. Die Materialauswahl wird als „gemischt“ beschrieben, die Verarbeitung als „ordentlich“ bis „herzeigbar“. Kritikpunkte sind der erhöhte Einsatz von Klavierlack, der kratzanfällig ist, sowie teils „wabblige Druckpunkte“ an Lenkradtasten.

Innenraum & Komfort

Das Platzangebot im MG4 entspricht dem Klassenniveau, bietet vorn ausreichend Beinfreiheit für Personen bis etwa 1,90 Meter und hinten für 1,85 Meter. Der Kofferraum ist mit 250 Litern unter der Abdeckung (maximal 340 Liter bis zum Dach, 363-1177 Liter bei umgeklappter Rückbank) eher mäßig bemessen. Ein „Frunk“ (Stauraum unter der Fronthaube) ist nicht vorhanden. Der Federungskomfort ist aufgrund der Breitreifen („235/45“) straff ausgelegt, wodurch „kurzwellige Fahrbahnabschnitte und Einzelhindernisse“ spürbar in den Innenraum dringen. Ein elektronisch regelbares Fahrwerk fehlt. Das Innengeräusch bei Autobahngeschwindigkeit (ca. 68 dB(A) bei 130 km/h) ist im Rahmen. Probleme zeigt die Klimaautomatik, die teils ungenau regelt (ca. fünf Grad Differenz zwischen Soll- und Ist-Wert) und zu Über- oder Unterkühlung neigt. Vordersitze bieten zwar Halt, dem Beifahrersitz fehlt aber eine Höhenverstellung und beiden Sitzen eine Lendenwirbelstütze.

Infotainmentsystem

Das Infotainmentsystem wird über einen zentralen 10,25-Zoll-Touchscreen bedient, der auf dem Armaturenträger gut positioniert ist. Dahinter verbirgt sich jedoch ein „wenig übersichtliches“ und „umfangreiches“ Menü. Physische Tasten gibt es nur spärlich für Lautstärke sowie Front- und Heckscheibenheizung. Die Navigation durch die Menüs ist teils umständlich, da Einstellungen zwischen Hauptbildschirm und Kombiinstrument wechseln. Das System reagiert teilweise „träge auf Touchbefehle“. Auch die Sprachsteuerung zeigt Schwächen, so werden Städte wie München oder Berlin nicht erkannt. Zudem finden sich vermischt deutsche und englische Begriffe, teils mit „fragwürdigen Übersetzungen“. Die Beschriftung der Joysticks am Lenkrad ist unklar. Ein kleines Kombiinstrument hinter dem Lenkrad versorgt den Fahrer mit wichtigen Informationen, die Schriftgröße ist allerdings „arg klein geraten“. Problemen wie einem schwarzen CarPlay-Bildschirm nach dem Rückwärtsgang oder nicht immer funktionierenden Türsensoren runden das Bild ab.

Antrieb & Fahrverhalten

Der MG4 fährt sich ausgesprochen dynamisch. Die E-Motoren an der Hinterachse oder im Fall des XPower an beiden Achsen sorgen für „sehr flotte Fahrleistungen“ (150 kW: 7,9s auf 100 km/h; 180 kW: 6,5s; XPower: 3,7s). Das Fahrwerk ist sportlich-sicher ausgelegt, der Wagen liegt stets sicher auf der Straße und meistert Kurven souverän mit geringer Wank- und Nickneigung. Ein geringes „Nachwippen“ auf langen Bodenwellen wurde festgestellt. Die Lenkung ist direkt und bietet ein „gesundes Handmoment“, wobei sie jedoch wenig Rückmeldung von der Fahrbahn gibt. Die Bremsen zeigen sich sehr wirksam, mit Bremswegen von 33,9 bis 34,3 Metern aus 100 km/h für die Standardmodelle und 35,5 bis 35,7 Metern für den XPower – Werte, die in dieser Klasse als gut gelten. Der Wendekreis ist mit 10,9 Metern akzeptabel, beim XPower mit 12 Metern jedoch recht groß.

Verbrauch & Unterhalt

Beide Versionen des MG4 schneiden im Kapitel Effizienz sehr gut ab. Im ADAC Ecotest wurde ein durchschnittlicher Stromverbrauch von lediglich 18,3 kWh/100 km (150 kW) bzw. 18,4 kWh/100 km (180 kW) ermittelt. Der XPower verbrauchte im Test 19,5 kWh/100km. Dies resultiert in guten Reichweiten von 390 km (64 kWh) und 440 km (77 kWh) im Ecotest, der XPower erreichte 331 km. Die maximale DC-Ladeleistung liegt bei 140 bis 144 kW. Das Laden von 10 auf 80 Prozent dauert 26 bis 34 Minuten. Die Ladekurve bleibt über weite Strecken hoch. Eine manuelle Batterieheizung zur Vorbereitung bei winterlichen Temperaturen ist vorhanden. Die Langstreckentauglichkeit wird aufgrund des geringen Verbrauchs und der stabilen Ladeleistung als „beachtlich“ eingestuft. Die Preise sind im Wettbewerbsumfeld fair, insbesondere die Basismodelle punkten mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Darüber hinaus bietet MG eine umfassende 7-Jahres- oder 150.000-km-Garantie auf Fahrzeug und Batterie.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der MG4 verfügt über ein umfangreiches Paket an Sicherheits- und Assistenzsystemen, die teilweise jedoch Optimierungspotenzial aufweisen. Bei früheren Tests zeigten die Verkehrszeichenerkennung und die adaptive Temporegelung Schwächen, wie unharmonisches Beschleunigen oder willkürliche Tempolimits. Spätere Tests attestierten eine Verbesserung der Assistenzsysteme; der Spurhalteassistent war weniger „übergriffig“, und die Tempolimit-Anzeige erzielte eine „ausreichende Trefferquote“. Dennoch bleibt die Regelungsgüte der automatischen Distanzregelung verbesserungswürdig. Die ADAC-Bewertung für aktive Sicherheitssysteme lag bei „noch befriedigend“ bis „befriedigend“, was unter dem Niveau von Konkurrenten wie dem VW ID.3 und Cupra Born liegt. Funktionen wie ein City-Notbremsassistent, Kollisionswarnung und ein Ausstiegswarner sind serienmäßig.

Fazit

Der MG4 etabliert sich als interessantes Elektroauto mit einem „dynamischen“ und modernen Auftritt sowie einem „knackigen Fahrwerk“. Er bietet „viel Fahrspaß“ und eine gute Reichweite bei effizientem Verbrauch sowie praxistaugliche Ladeleistungen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist, besonders bei den zivilen Ausstattungsvarianten, sehr attraktiv. Allerdings muss man beim MG4 Abstriche in Kauf nehmen. Hierzu zählen ein teils eingeschränkter Federungskomfort, Schwächen in der Bedienung und Software des Infotainmentsystems sowie nicht immer optimal funktionierende Assistenzsysteme und manchmal verwirrende Materialqualitäten im Innenraum. Die lange Garantiezeit ist ein Pluspunkt. Trotz kleinerer Mängel hat der MG4 das Potenzial, zu einem „Volks-Stromer“ zu avancieren und sich erfolgreich im Kompaktsegment zu behaupten.