Einleitung
Der Maxus Euniq 6 ist das erste Mittelklasse-SUV des chinesischen Transporter-Spezialisten Maxus, der zur SAIC-Gruppe gehört. Mit 4,74 Metern Länge positioniert er sich zwischen C- und D-Segment und konkurriert mit Modellen wie VW ID.4, Škoda Enyaq und Tesla Model Y. Das rein elektrische SUV zielt auf Familienkunden, die viel Platz und eine umfangreiche Ausstattung schätzen.
Design & Verarbeitung
Das Design des Maxus Euniq 6 ist gefällig und harmonisch, ohne revolutionär zu wirken. Eine geschlossene Frontpartie ersetzt den klassischen Grill. Im Innenraum präsentiert sich das Cockpit aufgeräumt und elegant, mit einer Mischung aus wertigen Materialien. Sitze und Innenausstattung hinterlassen einen guten Eindruck, lediglich einige Hartplastikteile an der Türverkleidung und der Mittelkonsole trüben das Bild leicht.
Innenraum & Komfort
Der Euniq 6 überzeugt mit einem großzügigen Platzangebot für vier Passagiere, auch wenn es bei drei Personen auf den Rücksitzen schulterseitig enger wird. Die Kopffreiheit ist dank der hohen Dachlinie exzellent. Der Radstand von 2,74 Metern trägt zum guten Raumgefühl bei. Die ab Werk lederbezogenen, beheizbaren und elektrisch verstellbaren Vordersitze bieten hohen Komfort, auch wenn der Seitenhalt begrenzt ist. Auf der Rückbank lassen sich Kindersitze bequem mittels ISOFIX befestigen. Getönte Seitenscheiben und ein Panoramadach tragen zum Wohlbefinden bei.
Das Kofferraumvolumen ist mit 754 Litern (Rücksitzbank aufrecht) herausragend in seiner Klasse und übertrifft viele Konkurrenten deutlich. Wird die Rücksitzbank umgeklappt, sinkt das Maximalvolumen jedoch auf 1.388 Liter, was im Vergleich zu einigen Wettbewerbern etwas geringer ausfällt. Die Zuladung ist mit nur 325 kg relativ gering, ebenso die Anhängelast, was die praktische Nutzbarkeit einschränken kann.
Infotainmentsystem
Das Infotainmentsystem des Maxus Euniq 6 umfasst ein 12,3-Zoll-Digitaldisplay für den Fahrer und einen hochkant stehenden 10,4-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole. Über diesen werden das Infotainment und Fahrzeugeinstellungen gesteuert. Hier zeigen sich jedoch einige Lücken im Vergleich zur Konkurrenz:
- Keine integrierte Navigation, das Smartphone muss zur Routenführung genutzt werden.
- Android Auto nur über eine App-Lösung verfügbar.
- Fehlende USB-C-Anschlüsse und Over-The-Air (OTA)-Software-Updates.
- Apple CarPlay wird unterstützt, zudem gibt es eine induktive Ladestation für geeignete Smartphones sowie eine 12-V- und eine USB-A-Steckdose.
Die zum Marktstart noch nicht ganz ausgereifte Software ist ein Punkt, der zukünftig durch Updates verbessert werden könnte.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Maxus Euniq 6 wird in Deutschland ausschließlich als Fronttriebler mit einem 130 kW (177 PS) starken Elektromotor und einem Drehmoment von 310 Nm angeboten. Angesichts eines Leergewichts von 1.960 kg ist die Leistung ausreichend für den Alltag, aber nicht überbordend dynamisch. Der Standardsprint von 0 auf 100 km/h dauert 10,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h elektronisch begrenzt.
Das Fahrverhalten ist klar auf Komfort ausgelegt und eignet sich gut zum entspannten Cruisen. Die elektrische Servolenkung arbeitet wenig direkt, und in schnellen Kurven sind Karosseriewanken sowie ein deutliches Schieben über die Vorderräder spürbar. Bissige Bremsen oder sportliche Härte sucht man vergebens, was jedoch dem Charakter eines Familien-SUVs entgegenkommt. Die Federung mit MacPherson-Federbeinen vorne und Mehrlenker-Hinterachse sorgt in Verbindung mit den 18-Zoll-Reifen für guten Fahrkomfort.
Verbrauch & Unterhalt
Der Maxus Euniq 6 ist mit einer 70 kWh (brutto) Batterie ausgestattet, die eine WLTP-Reichweite von 354 km ermöglicht. Der genormte Verbrauch liegt bei 21,5 kWh/100km. In der Praxis liegt die reale Reichweite nah an der WLTP-Angabe, was in Tests positiv auffiel, obwohl viele Konkurrenten bei ähnlicher Batteriekapazität höhere Reichweiten erzielen.
Die größte Schwäche des Euniq 6 ist das Ladetempo. Am Gleichstromlader ist bei maximal 75 kW Schluss, was eine Ladezeit von etwa 35 Minuten für 30 auf 80 Prozent (Carwow) oder gar 12 Stunden für 30 auf 80 Prozent an einer einphasigen Wechselstromladung (6,6 kW) bedeutet (Autobild). Dies schränkt die Langstreckentauglichkeit erheblich ein, da häufige und längere Ladepausen nötig sind.
Preislich liegt der Maxus Euniq 6 mit einem Listenpreis von 53.490 Euro auf einem Niveau mit etablierten europäischen und koreanischen Elektro-SUVs, was ihn für viele Kunden, die günstigere chinesische Modelle erwarten, weniger attraktiv macht. Attraktive Konditionen und Rabatte, insbesondere für Firmen- und Flottenkunden, können den Preis jedoch deutlich senken.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Maxus Euniq 6 bietet eine umfassende Serienausstattung an Sicherheits- und Assistenzsystemen. Dazu gehören der automatische Notbremsassistent, Berganfahrhilfe, Reifendrucküberwachung, Spurverlassenswarner, Spurhalte- und Toter-Winkel-Assistent. Ein 360-Grad-Kamerasystem und Einparksensoren vorne und hinten erleichtern das Manövrieren. Der adaptive ACC-Tempomat ist eine Bereicherung auf längeren Fahrten.
Da der Euniq 6 erst 2024 auf den deutschen Markt kam, liegen noch keine Euro NCAP Crashtest-Ergebnisse vor. Jedoch haben andere Maxus-Modelle wie der MIFA 7 und MIFA 9 in den Jahren 2024 und 2022 Bestwertungen von fünf Sternen erzielt, was auf ein hohes Sicherheitsniveau im Euniq 6 schließen lässt. Die Zuverlässigkeit ist aufgrund der Neuheit schwer zu prognostizieren, doch bei Elektrofahrzeugen treten tendenziell seltener Probleme auf als bei Verbrennern. Maxus bietet eine großzügige Garantie von 5 Jahren oder 100.000 km auf das Fahrzeug und 8 Jahre oder 200.000 km auf die Lithium-Ionen-Batterie.
Fazit
Der Maxus Euniq 6 ist ein geräumiges und komfortables Elektro-SUV, das mit seiner umfassenden Serienausstattung und dem beeindruckenden Kofferraumvolumen punktet. Er bietet viel Platz für Familien und ein gefälliges Design. Seine Stärken liegen im entspannten Cruisen und im Alltagseinsatz. Größte Schwachpunkte sind die langsame Ladegeschwindigkeit und die vergleichsweise durchschnittliche Reichweite, die die Reisetauglichkeit erheblich einschränken. Auch das wenig ausgereifte Infotainmentsystem und der Listenpreis, der im oberen Segment angesiedelt ist, relativieren die Vorteile. Für Käufer, die Wert auf Platz und Komfort legen und hauptsächlich im urbanen oder suburbanen Bereich unterwegs sind, stellt der Euniq 6 eine solide Option dar, insbesondere wenn von attraktiven Rabatten Gebrauch gemacht werden kann.