Einleitung

Der Maserati Ghibli positioniert sich als stilvolle Alternative zu den etablierten deutschen Premium-Limousinen auf dem Markt. Mit der Einführung des mildhybridisierten Vierzylinders als Basismodell und der limitierten V8 Ultima-Edition, die das Ende einer Ära markiert, zeigt Maserati seine vielseitigen Facetten. Beide Varianten unterstreichen den Anspruch auf Exklusivität und Fahrfreude, wenngleich sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen und mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind.

Design & Verarbeitung

Der Ghibli besticht durch sein exklusives, oft unkonventionelles Design, das beispielsweise durch edle Dreischichtlackierungen wie "Blu Nobile" betont wird. Im Innenraum schafft der großflächige Einsatz feinsten Leders eine noble Atmosphäre. Besondere Details wie die Belüftung der Sitze, die Längsverstellung der Pedalerie und unterschiedlich gestaltete Türtafeln unterstreichen den luxuriösen Anspruch. Die an der Lenksäule montierten Aluschaltwippen bieten ein besonderes Schaltgefühl.

Die limitierte V8 Ultima-Variante hebt sich durch ein Vollcarbon-Exterieur-Kit, gestickte Logos auf den Kopfstützen und den Schriftzug „Una di 103“ im Mitteltunnel ab.

Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die Verarbeitungsqualität nicht durchweg den Premium-Ansprüchen genügt: Es gibt Stellen, die einer genaueren Prüfung nicht standhalten, und Quietschgeräusche durch berührende Sitzlehnen kommen vor. Auch wirken manche Knöpfe im Innenraum eher wie aus der Kompaktklasse.

Innenraum & Komfort

Die Sitze im Maserati Ghibli sind bequem und bieten teilweise Belüftung sowie eine innovative elektrische Längsverstellung der Pedalerie, was den Komfort für verschiedene Fahrertypen erhöht. Der Kofferraum bietet ein Volumen von 500 Litern. Innenraum-Details wie die schicken Nadeln der Analoganzeigen oder die nachts blau hinterleuchtete Uhr auf dem Armaturenbrett tragen zum luxuriösen Ambiente bei.

Weniger überzeugend ist die Steuerung der Sitzheizung, die in einem Untermenü versteckt ist. Auch der Dreh-Drück-Steller ist in vielen Menüebenen funktionslos, lediglich ein kleiner Lautstärkeregler ragt heraus.

Infotainmentsystem

Mit einem hochauflösenden 10,1-Zoll-Navimonitor hat Maserati das Infotainment des Ghibli auf den neuesten Stand gebracht. Das System basiert auf Android und bietet Online-Navigation sowie Echtzeit-Daten zu Verkehr, Spritpreisen und Wetter. Updates für Karten und Software erfolgen Over-the-Air. Die Vernetzung mit Smartphones ist ebenso gegeben wie die Kompatibilität mit Sprachassistenten wie Alexa und Google Assist.

Die Bedienung wird als recht anständig beschrieben, jedoch stören kleine Mängel wie die bereits erwähnte umständliche Steuerung der Sitzheizung im Untermenü.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Maserati Ghibli ist mit unterschiedlichen Antriebssträngen erhältlich. Der Ghibli Hybrid ist das erste elektrifizierte Modell und setzt auf einen 2,0-Liter-Vierzylinder-Mildhybrid mit 330 PS und 450 Nm Drehmoment. Das 48-Volt-System mit Riemenstartergenerator und elektrischem Verdichter (eBooster) sorgt innerorts für einen praktisch verzögerungsfreien Vortrieb und vermeidet unnötige Gangwechsel. Dies führt zu einer ausgezeichneten Achslastverteilung. Obwohl die Beschleunigungswerte angemessen sind, ist er im Zwischenspurt auf 200 km/h langsamer als die deutsche Konkurrenz.

Im Gegensatz dazu steht der Ghibli 334 Ultima mit einem kraftvollen 3,8-Liter-V8-Biturbo, der 580 PS und 730 Nm liefert. Er beschleunigt in 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 334 km/h, was ihn zur schnellsten Sportlimousine der Welt macht. Beide Varianten nutzen eine ZF-Achtgangautomatik.

Auf der Fahrdynamikseite zeigt sich der Ghibli querdynamisch sehr engagiert und überzeugt im Slalom und doppelten Spurwechsel. Die adaptive Skyhook-Fahrwerk liefert meist sanften Komfort, kann aber auf sehr unebenen Strecken ruppiger werden. Auf der Autobahn fühlt er sich bei hohem Tempo entspannt an.

Ein wiederkehrender Kritikpunkt ist die Lenkung, die besonders beim Hybridmodell abseits dezenter Fahrbahninformationen kaum Rückmeldung gibt und dazu neigt, kurz zu "kleben", bevor sie in die Mittellage zurückdrängt. Beim V8 wird sie als etwas zu leichtgängig, aber präzise charakterisiert. Der Motorsound des Hybrid-Vierzylinders ist für einen Vierender zwar gut, aber wenig emotionsgeladen für einen Maserati, während selbst der V8-Sound in den letzten Modellen verhaltener geworden ist als früher.

Verbrauch & Unterhalt

Der Ghibli Hybrid wird mit einem Herstellerverbrauch von 7,5 l/100 km angegeben, zeigt im Test bei Auto-Motor-und-Sport jedoch einen hohen Wert von 12,1 l/100 km. Dies ist rund zwei Liter mehr als vergleichbare Sechszylinder-Limousinen. Autozeitung nennt 8,5 Liter im Test, was im Segment allenfalls Durchschnitt ist. Das CO2-basierte Steuersystem in Deutschland bietet für den hubraumreduzierten Maserati kaum Vorteile, was dessen Existenzberechtigung als "sparsamere" Option mindert.

Preislich startet der Ghibli Hybrid ab 71.507 Euro, während ein vollausgestatteter Testwagen schnell über 100.000 Euro kosten kann. Die streng limitierte V8 Ultima-Edition ist mit mindestens 190.000 Euro noch deutlich teurer und dient angesichts des Endes der V8-Ära oft als Geldanlage.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Die vorliegenden Testberichte gehen nicht detailliert auf das komplette Spektrum der Sicherheits- und Assistenzsysteme des Maserati Ghibli ein. Ein erwähnenswertes, wenn auch skurriles Detail, ist die Ausstattung aller vier Türtafeln mit Knöpfen zum zentralen Ent- oder Verriegeln aller Türen, scherzhaft als "Paniktaste" bezeichnet.

Fazit

Der Maserati Ghibli bleibt eine polarisierende Erscheinung. Er überzeugt mit seinem exklusiven Design, dem luxuriösen Interieur und einer agilen, präzisen Fahrdynamik, die ihn aus der Masse hervorhebt. Der Mildhybrid-Antrieb bietet zwar eine spontane Reaktion im Stadtverkehr, sein hoher Testverbrauch und die teils kritisierte Lenkung mindern jedoch die Alltagstauglichkeit und Plausibilität des Preises.

Die V8 Ultima-Modelle repräsentieren den Höhepunkt der Leistungsfähigkeit und einen würdigen Abschied von Maseratis legendärem Achtzylinder. Sie bieten extremen Fahrspaß und Exklusivität, sind jedoch streng limitiert und eher als Sammlerstücke denn als Alltagsfahrzeuge konzipiert. Insgesamt bietet der Ghibli italienisches Flair und Charakter, muss sich aber in puncto Detailverarbeitung und Effizienz der Konkurrenz stellen.