Einleitung
Der Kia e-Soul, ab der dritten Generation ausschließlich als Elektroauto in Europa erhältlich, ist ein vielseitiger Kompaktwagen, der sich optisch zwischen Minivan und SUV bewegt. Seine kantige Formgebung verleiht ihm einen eigenständigen Charakter. Er basiert auf der KP3-Plattform, die auch der Kia Ceed, Hyundai i30, Kia Niro und Hyundai Ioniq nutzen. Mit einer Länge von 4,20 Metern positioniert er sich größenmäßig zwischen dem Kia Stonic und dem Kia Ceed/e-Niro. Der e-Soul zielt darauf ab, Vorurteile gegenüber Elektroautos – wenig Platz und träges Handling – zu widerlegen und bietet stattdessen eine praxistaugliche Reichweite und agile Fahreigenschaften.
Design & Verarbeitung
Das äußere Erscheinungsbild des Kia e-Soul ist unverwechselbar und polarisiert: Man liebt es oder man mag es überhaupt nicht. Die kastenartige Silhouette wurde gegenüber den Vorgängern etwas abgerundet, behält aber ihre ikonische Form bei. Besonderheiten sind der schmale LED-Schlitz als „Tigernase“ und die geschickt integrierte Ladeklappe an der Front. Das Heck wird von einem charakteristischen Rotlichtring geprägt. Im Innenraum dominieren digitale Anzeigen und ein großer Touchscreen. Obwohl die Funktionalität überzeugt, wurden die verwendeten Plastikelemente und das Sitzleder im Dauertest als teilweise „einfache Materialien“ oder „abgenutzt“ beschrieben, was Raum für Verbesserungen in der Materialanmutung lässt.
Innenraum & Komfort
Der e-Soul überzeugt mit einem überzeugenden Platzangebot, das die funktionelle Form der Karosserie optimal nutzt. Sowohl auf den vorderen Sitzen als auch im Fond ist die Kopffreiheit dank der hohen Dachlinie exzellent. Auch großgewachsene Passagiere bis 1,95 Meter finden hinten ausreichend Platz. Die Sichtverhältnisse werden von einigen Testern als gut bewertet, während andere die C-Säule und eine eher kleine Frontscheibe als sichtmindernd anmerken. Der Kofferraum fällt mit 315 Litern (nach ADAC 310 Liter) für das Format klassengerecht aus, ist aber nicht übermäßig üppig. Mit umgeklappten Rücksitzen erweitert sich das Ladevolumen auf bis zu 1.339 Liter (ADAC: 1.205 Liter). Für den Transport von E-Bikes ist der e-Soul nun serienmäßig für 100 kg Stützlast ausgelegt, eine Anhängelast ist jedoch weiterhin nicht freigegeben. Komfortable Annehmlichkeiten wie Sitzheizung und teils elektrische Sitzverstellung sind je nach Ausstattung vorhanden, und das Gestühl bietet viel Komfort.
Infotainmentsystem
Die Bedienung im Kia e-Soul gestaltet sich angenehm intuitiv und klar. Ein 10,25 Zoll großer Touchscreen sowie digitale Instrumente sind gut im Blickfeld platziert. Erstmals kommt Kias UVO-Infotainment-System (jetzt Kia Connect) zum Einsatz, das umfassende Informationen zum Lademanagement liefert und Echtzeitdaten zu Ladestationen bietet. Besonders praktisch ist die Smartphone-Kopplung über eine App, mit der sich das Fahrzeug ferngesteuert vorheizen oder der Ladevorgang programmieren und der Ladezustand verfolgen lässt. Allerdings wird das Navigationssystem von einigen Nutzern als träge empfunden und die Zieleingabe als umständlich. Eine Ambiente-Beleuchtung mit verschiedenen Lichtspielen, die sich der Musik anpasst, sorgt für eine besondere Atmosphäre.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Kia e-Soul ist ausschließlich mit Elektromotor erhältlich, wahlweise mit zwei Leistungsstufen: 136 PS (39,2-kWh-Akku) oder 204 PS (64-kWh-Akku). Beide Varianten bieten ein sofort verfügbares Drehmoment von 395 Nm, was für zügige Beschleunigung sorgt. Die stärkere Version sprintet in beeindruckenden 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die schwächere in 9,9 Sekunden. Das Fahrgefühl ist leise und mühelos, abgesehen von Reifen- und Windgeräuschen. Trotz seines Leergewichts von mindestens 1,6 Tonnen (ADAC: 1.745 kg) profitiert der e-Soul von einem tiefen Schwerpunkt durch den im Fahrzeugboden integrierten Akku, was ihm eine überraschend agile Fahrdynamik und eine gute Straßenlage verleiht. Das Fahrzeug fährt sich stabil, sicher und handlich. Über Lenkradwippen lässt sich die Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) in mehreren Stufen einstellen, was sogar „One-Pedal-Driving“ ermöglicht. Fahrmodi wie Eco+ und Sport+ beeinflussen Reichweite und Fahrspaß.
Verbrauch & Unterhalt
Kia gibt einen WLTP-Verbrauch von 15,6 bzw. 15,7 kWh/100 km an. Im ADAC Ecotest wurde ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 18,8 kWh/100 km ermittelt (inklusive Ladeverlusten), wodurch der e-Soul zu den effizienteren Elektroautos zählt. Die Reichweite der 64-kWh-Version beträgt nach WLTP 452 km; im ADAC-Test wurden 390 km erreicht, in der Praxis sind rund 400 km realistisch, bei Kälte oder sehr schneller Fahrt jedoch weniger. Die 39,2-kWh-Version bietet 276 km WLTP-Reichweite. Das Laden erfolgt serienmäßig über einen CCS-Schnellladeanschluss (bis 100 kW DC, 54 Minuten bis 80% für 64 kWh) und einen Typ-2-Anschluss (serienmäßig 3-phasig mit 10,5 kW AC, ca. 9 Stunden 35 Minuten für 64 kWh). Das Laden an einer normalen Haushaltssteckdose dauert extrem lange (29 Stunden für 100%). Kia bietet mit „Kia Charge“ auch eigene Ladetarife an. Die Versicherungseinstufungen (Typklasse 17/20/22) sind durchschnittlich. Der Anschaffungspreis ist mit über 40.000 Euro im oberen Segment angesiedelt, aber der Gebrauchtwagenpreis startet bei 14.650 €.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Kia e-Soul bietet eine sehr umfangreiche Sicherheits- und Assistenzausstattung. Bereits in der Basisausstattung „Vision“ sind ein Abstandshalte-Tempomat (ACC), Fernlicht- und Stauassistenten, ein Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung, ein Müdigkeitswarner sowie ein Spurhalteassistent enthalten. Für das Modelljahr 2023 wurde die Assistenzflotte weiter ausgebaut und umfasst nun auch einen Autobahnassistenten, einen aktiven Totwinkelassistenten mit Lenk- und Bremseingriff, einen intelligenten Geschwindigkeitsassistenten sowie einen erweiterten Frontkollisionswarner mit Radfahrer-Erkennung, Abbiegefunktion und Querverkehrs-Erkennung. Die Verkehrszeichenerkennung war jedoch anfänglich nicht kamera-basiert, sondern nutzte Kartendaten. Ein Head-up-Display ist in der Top-Version Spirit/Inspiration verfügbar. Für den aktuellen e-Soul liegt keine NCAP-Sicherheitsbewertung vor; der Vorgänger erhielt 2014 vier von fünf Sternen.
Fazit
Der Kia e-Soul ist ein überzeugendes Elektroauto, das mit seiner hohen Reichweite (insbesondere der 64-kWh-Version), umfassenden Serienausstattung und der Kia-typischen 7-Jahres-Garantie punktet. Er bietet nicht nur agile Fahrleistungen und gute Fahrstabilität dank seines tiefen Schwerpunkts, sondern auch ein alltagstaugliches Raumangebot und ein durchdachtes Infotainmentsystem mit praktischen Konnektivitätsfunktionen. Das polarisierende Design muss gefallen, und die Materialien im Innenraum könnten an einigen Stellen hochwertiger sein. Wenngleich das Schnellladen gut funktioniert, sind die Ladezeiten an einer normalen Haushaltssteckdose sehr lang. Trotz eines hohen Anschaffungspreises bietet der e-Soul ein attraktives Gesamtpaket für jene, die ein charakterstarkes und funktionales Elektrofahrzeug suchen.