Einleitung
Der VW Beetle, insbesondere die zweite Generation (2011-2017), positioniert sich als ein charismatisches Retro-Lifestyle-Fahrzeug. Auf der bewährten PQ35-Plattform des Golf VI basierend, knüpft er optisch an den legendären Käfer an, ohne dessen technische Eigenheiten zu kopieren. Besonders als Cabriolet erfreute er sich großer Beliebtheit, auch wenn er in Deutschland zuletzt nur noch offen erhältlich war. Sein Hauptreiz liegt im einzigartigen Design und Fahrvergnügen, das ihn von der breiten Masse abhebt.
Design & Verarbeitung
Das Design des VW Beetle ist eine konsequente Hommage an den originalen Käfer, wirkt dabei aber weniger pummelig als der New Beetle. Charakteristisch sind die glatten Seitenwände, die zwischen geschwungenen Kotflügeln und Schwellern platziert sind. Die flache, breite Frontscheibe und das Stoffverdeck (beim Cabrio) tragen maßgeblich zur Retro-Ästhetik bei. Im Innenraum setzt sich der Retro-Look fort, beispielsweise mit der in Wagenfarbe lackierten Armaturentafel und dem Rundtacho. Die Verarbeitungsqualität des Beetle wird überwiegend als solide und auf dem Niveau des Golf VI gelobt. Nichts knarrt oder klappert. Allerdings erreichte die Verarbeitung des 1.6 TDI laut ADAC nicht ganz das Niveau eines Golf VI. Beim Cabriolet ist die Karosserie trotz des offenen Konzepts sehr verwindungssteif.
Innenraum & Komfort
Der VW Beetle bietet vorne ein gutes Platzangebot, das auch für größere Personen ausreichend ist. Die Sportsitze im Cabriolet sind gut konturiert und bieten Halt. Hinten hingegen ist der Platz stark eingeschränkt; Insassen finden dort kaum Raum. Dies gilt sowohl für die Coupé- als auch für die Cabrio-Version. Beim Komfort lassen sich Unterschiede feststellen. Die Federung ist insgesamt sportlich-straff, kann aber in Verbindung mit größeren Rädern (z.B. 18-Zoll beim Cabrio) Fahrbahnunebenheiten spürbar an die Insassen weitergeben. Das Innengeräusch fällt insbesondere im Cabriolet als hoch aus. Ein signifikanter Nachteil der Coupé-Version ist das Fehlen eines Heckscheibenwischers, was die Sicht nach hinten bei schlechtem Wetter beeinträchtigen kann.
Infotainmentsystem
Das Infotainmentsystem im VW Beetle basiert auf älteren Golf-Generationen und ist daher nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Beispielsweise gehört das RNS-315 mit seinem kleinen Fünf-Zoll-Touchscreen und überholtem Navigationssystem dazu. Dennoch funktionieren grundlegende Funktionen wie die Bluetooth-Freisprecheinrichtung zuverlässig. Moderne aktive Fahrassistenzsysteme, wie man sie aus neueren VW-Modellen kennt, sind aufgrund der älteren PQ35-Plattform nicht verfügbar. Cabriofahrer müssen sich zudem mit einem Verdeck arrangieren, das in geöffnetem Zustand die Sicht nach hinten stark einschränkt und Parkpiepser nahezu zwingend macht.
Antrieb & Fahrverhalten
Der VW Beetle bietet eine Reihe von Motoren an. Der 1.2 TSI mit 105 PS ist für die Stadt ausreichend, kann aber auf der Landstraße schwächeln. Der 1.4 TSI mit 150 PS bietet bereits spürbar mehr Freude. Die Top-Variante, der 2.0 TSI (aus dem Golf GTI) mit 210 PS oder später 220 PS, sorgt für beeindruckende Sprint- und Klangstärke bei moderatem Praxisverbrauch. Die Schaltgetriebe sind VW-typisch exakt und leichtgängig. Die optionalen Doppelkupplungsgetriebe (DSG) harmonieren gut, wobei das Siebengang-DSG mit Trockenkupplung in einigen Fällen als teils ruckelig beschrieben wird. Fahrerisch überzeugt der Beetle mit sicheren und sportlichen Fahreigenschaften. Das Fahrwerk ist straff, aber komfortabel, und bietet eine angenehme Neutralität in Kurven. Die aufwendige Mehrlenkerachse im Heck trägt zum souveränen Eindruck bei. Die Lenkung ist präzise, leichtgängig und nicht zu nervös. Die Bremsen bieten ebenfalls gute Werte.
Verbrauch & Unterhalt
Der Verbrauch variiert je nach Motorisierung. Der 1.6 TDI Diesel wurde im ADAC EcoTest mit durchschnittlich 5,1 l/100 km als zufriedenstellend bewertet. Der 1.4 TSI Benziner im Cabriolet zeigte sich mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,1 l/100 km als eher durstig, insbesondere innerorts und auf der Autobahn. Die laufenden Kosten für Steuer und Versicherung sind moderat. Die KFZ-Steuer liegt zwischen 134 Euro (1.4 TSI) und 200 Euro (1.6 TDI). Als Gebrauchtwagen kann der Beetle aufgrund seines Kultstatus ein relativ hohes Preisniveau aufweisen. Verschleißteilpreise sind allgemein günstig. Ein Rückruf wegen möglicher Ausfälle des Nockenwellenverstellers (EA211 Motor, Bauzeitraum 2013-2015) ist bekannt. Für den 1.2 TSI gab es Hinweise auf Steuerkettenprobleme und Ölverbrauch in frühen Baujahren.
Sicherheit & Assistenzsysteme
In puncto Sicherheit erzielt der VW Beetle gute Ergebnisse. Der 1.6 TDI erhielt sehr gute Crashergebnisse nach EuroNCAP. Standardmäßig sind Airbags für Fahrer, Beifahrer und Seitenairbags (inkl. Kopfschutz) vorne vorhanden. Kopfairbags fehlten im 1.6 TDI, was vom ADAC bemängelt wurde. Isofix-Befestigungen sind hinten Serie. Aktive Sicherheitssysteme wie ABS, Bremsassistent, Antriebsschlupfregelung (ASR) und Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) sind serienmäßig verbaut. Dynamische Bremslichter sind ebenfalls vorhanden. Moderne Fahrassistenzsysteme, die über diese Grundausstattung hinausgehen, sind aufgrund der verwendeten Plattform nicht verfügbar.
Fazit
Der VW Beetle, ob als Coupé oder Cabriolet, ist primär ein emotionales Fahrzeug für Individualisten. Sein unverkennbares Retro-Design und der ausgeprägte Charakter sind seine größten Stärken, die oft über praktische Einschränkungen hinwegsehen lassen. Während vorne gutes Platzangebot und sichere Fahreigenschaften überzeugen, sind die hinteren Plätze beengt und der Kofferraum, besonders im Cabrio, klein und teils unpraktisch zugänglich. Die technische Basis vom Golf VI sorgt für Solidität und gutmütige Fahreigenschaften, bedeutet jedoch auch ein veraltetes Infotainment und fehlende moderne Assistenzsysteme. Wer Charme und Fahrspaß über maximalen Alltagsnutzen stellt, findet im Beetle eine liebenswerte und oft zuverlässige Alternative.