Einleitung
Der VW Arteon Shooting Brake, seit 2020 als Kombi-Ableger der Luxuslimousine Arteon verfügbar, bietet eine stilvolle Alternative zum VW Passat Variant. Er zielt auf Premium-Kombis wie Audi A4, BMW 5er und Mercedes E-Klasse ab, auch wenn er in Anmutung und Ausgestaltung nicht ganz an diese heranreicht. Obwohl als gelungenes Fahrzeug bewertet, waren die Verkaufszahlen nicht beeindruckend, weshalb die Produktion bald eingestellt wird und kein direkter Nachfolger geplant ist. Damit wird er zu einem der letzten mutigen VW-Modelle, die sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt finden lassen.
Design & Verarbeitung
Der Arteon Shooting Brake besticht durch sein flaches, geducktes und elegantes Design mit einer gestreckten Silhouette und einem lang auslaufenden Heck. Besonders als R-Modell mit breitem Grill und vier Endrohren wirkt er dynamisch, auch wenn das Überholprestige laut Testern gering ausfällt. Im Innenraum finden sich hochwertige Materialien, neu gemusterte Metall-Applikationen und Ziernähte im Kunstleder, die eine wertige Anmutung schaffen. Die Verarbeitung wird generell als gut beschrieben. Lediglich kleine Mankos wie eine hohe Ladekante und ein Absatz im Kofferraum beeinflussen die Praktikabilität.
Innenraum & Komfort
Der Arteon Shooting Brake bietet auf 4,87 Metern Länge ein üppiges Raumangebot, insbesondere bei der Beinfreiheit vorne und hinten. Menschen bis etwa 1,95 Meter finden vorne bequem Platz, während die Kopffreiheit auf der Rückbank für sehr große Personen etwas enger wird. Die Sportsitze vorne werden als gut geformt und komfortabel bewertet, die Rückbank als bequem. Das Kofferraumvolumen liegt bei 565 Litern (normal) und bis zu 1632 Litern (umgeklappt), was nur geringfügig mehr ist als bei der Limousine. Trotzdem wird er als angenehmes Reiseauto beschrieben, das viel Komfort und ein sicher abgestimmtes Fahrwerk bietet. Die Federung ist als flauschig in der Standardstellung und straffer im Sport-Profil konfigurierbar, wobei sie mit 20-Zoll-Rädern Querfugen recht energisch aufnimmt.
Infotainmentsystem
Der Arteon ist mit einem volldigitalen Cockpit und einem großzügigen Touchscreen ausgestattet, der das serienmäßige Navigationssystem und diverse digitale Zusatzfunktionen steuert. Auch Smartphone-Integration via Bluetooth, Apple CarPlay oder Android Auto ist selbstverständlich. Jedoch wird die Bedienung als teils umständlich kritisiert: der Touchscreen reagiert verzögert, es fehlt ein Drehknopf für die Lautstärke, die Menüs können verwirrend sein und die Touchslider für die Klimaeinstellung sind unsensibel. Auch die vielen Tasten am Lenkrad sind unpraktisch und können zu Fehlbedienungen führen. Die Hochglanz-Bildschirmflächen sind zudem anfällig für Fingerabdrücke.
Antrieb & Fahrverhalten
Der VW Arteon Shooting Brake bietet eine breite Motorenpalette. Der zuletzt getestete Basisbenziner 2.0 TSI mit 140 kW (190 PS) liefert eine mehr als ausreichende Leistung und zieht druckvoll bis in hohe Drehzahlen, ist aber nicht besonders sparsam. Der 1.4 eHybrid mit einer Systemleistung von 160 kW (218 PS) schafft im Test 50 Kilometer rein elektrisch und setzt sich dank 400 Nm flott in Bewegung. Spritsparer sollten bei häufigen Lademöglichkeiten den eHybrid in Betracht ziehen, für Langstreckenfahrer eignen sich die Dieselmotoren besser. Das Topmodell Arteon R mit 235 kW (320 PS) und Allradantrieb beschleunigt in beeindruckenden 4,9 Sekunden auf 100 km/h und erreicht optional 270 km/h. Alle Modelle werden grundsätzlich mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ausgeliefert, das beim Anfahren teils ruckeln kann, in Fahrt jedoch schnell und aufmerksam reagiert. Die Lenkung ist messerscharf und präzise, das Fahrwerk verbindlich und vertrauenerweckend. Der Allradantrieb des R-Modells inklusive Torque Vectoring verbessert die Traktion und Kurvenperformance, doch aufgrund des großen Radstands und des ausladenden Hecks ist er nicht extrem agil.
Verbrauch & Unterhalt
Die Verbrauchs- und Unterhaltskosten des Arteon Shooting Brake variieren je nach Motorisierung. Der 2.0 TSI (190 PS) schluckt im ADAC Ecotest durchschnittlich 7,1 Liter Super pro 100 Kilometer, was in der Verbrauchswertung nur die Note 4,1 bedeutet. Der eHybrid verbraucht laut ADAC Ecotest 3,3 Liter Super und 11,5 kWh Strom auf 100 Kilometer unter Berücksichtigung einer vollen Batterie über 100 km. Im reinen Hybridmodus liegt der Benzinverbrauch bei durchschnittlich 6,1 Litern. In den Tests von Auto Motor und Sport verbrauchte der 2.0 TDI R-Line 7,1 Liter Diesel, der 2.0 TDI 4Motion 7,4 Liter Diesel und der Arteon R 2.0 TSI sogar 10,0 Liter Super. Die Anschaffungspreise sind hoch, deutlich über denen eines vergleichbar motorisierten Passat Variant. Auch die monatlichen Unterhaltskosten, inklusive Kfz-Steuer, Haftpflicht- und Kaskoversicherungen, fallen dementsprechend ins Gewicht.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der VW Arteon ist zum Zeitpunkt seines Erscheinens technisch auf dem aktuellen Stand und bietet ein Höchstmaß an digitalen Zusatzfunktionen sowie zahlreiche Sicherheitsextras und Assistenten. Dazu gehören der Travel Assist, der den Fahrer auf langen Autobahnfahrten bis 210 km/h entlastet, das Active Lighting System für vorausschauende Kurvenausleuchtung, ein City-Notbremsassistent, eine Fußgängererkennung und ein Spurhalteassistent. Optionale Systeme wie der Spurwechselassistent oder ein Head-up-Display ergänzen das Angebot. Die Sicherheitsbewertung des ADAC fällt mit einer Note von 1,6 sehr gut aus. Es gab jedoch auch Rückrufe wegen potenzieller Probleme wie einer nicht korrekt verbauten Hitzeschutzmatte, einer fehlerhaften Sicherung im Hochvoltbatterie-Schaltkasten bei Plug-in-Hybriden, einer ungenügenden Befestigung der Motor-Designabdeckung und einer Brandgefahr nach Unfall aufgrund fehlerhafter Absicherung der 12V-Batterieplusleitung bei Plug-in-Hybridmodellen.
Fazit
Der VW Arteon Shooting Brake erweist sich als ein angenehmes und komfortables Reiseauto, das mit seinem eleganten Design und einem sicheren, gut abgestimmten Fahrwerk überzeugt. Er bietet viel Platz für vier Erwachsene und ausreichend Kofferraum. Technisch ist der Arteon gut ausgestattet und verfügt über umfassende Sicherheits- und Assistenzsysteme. Die Fahrleistungen sind je nach Motorisierung von mehr als ausreichend bis sportwagentauglich. Allerdings müssen Käufer einen hohen Anschaffungspreis in Kauf nehmen und sich mit einer teils umständlichen Touch-Bedienung des Infotainmentsystems arrangieren. Auch der Kraftstoffverbrauch, insbesondere bei den Benzinern und dem leistungsstarken R-Modell, kann hoch ausfallen. Angesichts der baldigen Einstellung der Modellreihe wird der Arteon Shooting Brake zu einem begehrten Begleiter auf dem Gebrauchtwagenmarkt.