Einleitung
Der VW Amarok feiert seine Rückkehr auf dem Automobilmarkt, wobei die zweite Generation im Kern auf der Basis des Ford Ranger aufbaut. Nach der Einstellung der Produktion in Hannover im Jahr 2020 wird der neue Amarok nun im Ford-Werk in Südafrika gefertigt. Trotz der gemeinsamen Plattform wurde großer Wert darauf gelegt, dem Amarok eine eigenständige VW-Optik und ein auf die Marke zugeschnittenes Interieur zu verleihen. Er positioniert sich als vielseitiges Transport- und Zugfahrzeug, das sowohl für den Arbeitseinsatz als auch für anspruchsvolle Offroad-Abenteuer konzipiert ist.
Design & Verarbeitung
Der neue Amarok ist in seinen Abmessungen deutlich gewachsen, mit einer Länge von 5,35 Metern und einem um 17 Zentimeter längeren Radstand im Vergleich zum Vorgänger. Die Silhouette ähnelt dem Ford Ranger, doch eine markante VW-Front mit eigenständigem Kühlergrill und Scheinwerfern sorgt für eine klare Differenzierung. Auch der Modellname ist nun groß in die Heckklappe geprägt. Im Innenraum dominieren digitale Anzeigen, die durch haptische Bedienelemente ergänzt werden. Trotz einiger Hartplastikdetails im unteren Bereich überzeugt das Interieur in den höheren Ausstattungslinien mit einer hochwertigen Anmutung, elektrisch verstellbaren Ledersitzen und einem optionalen Harman-Kardon-Soundsystem.
Innenraum & Komfort
Das Platzangebot im Amarok ist großzügig. Vorne finden auch großgewachsene Personen bis 1,95 Meter (Beinfreiheit) bzw. 2,10 Meter (Kopffreiheit) ausreichend Raum. Im Fond bietet die Doppelkabine Platz für bis zu 1,90 Meter große Passagiere, wobei es für drei Personen jedoch eng wird. Der Sitzkomfort wird als reisetauglich beschrieben, auch wenn die Oberschenkelauflage etwas besser sein könnte. Trotz der genretypischen blattgefederten Starrachse hinten ist der Fahrkomfort vergleichsweise hoch; der oft zitierte „Pick-up-Zitterich“ fällt im Amarok, insbesondere bei unbeladener Pritsche, geringer aus als bei vielen Konkurrenten. Die Geräuschdämmung ist gut, ab etwa 120 km/h gesellen sich jedoch Windgeräusche zum Motorklang.
Infotainmentsystem
Das Bedienkonzept des Amarok umfasst ein volldigitales 12-Zoll-Instrumentenkombi und einen zentralen 12-Zoll-Touchscreen. Die Menüstruktur ist logisch aufgebaut und die Displays bieten dank hoher Auflösung und guter Entspiegelung eine sehr gute Ablesbarkeit. Die Reaktion des Monitors ist zumeist einwandfrei. Unterhalb des Zentralmonitors sind Direktwahltasten für wichtige Funktionen wie Klimaautomatik oder Fahrassistenzsysteme platziert. Ein Wermutstropfen ist die komplette Integration der Klimaautomatik ins Touchdisplay, was die Bedienung, insbesondere im Gelände, erschwert. Immerhin gibt es einen physischen Drehregler für die Lautstärke. Smartphones lassen sich kabellos via Apple CarPlay oder Android Auto verbinden.
Antrieb & Fahrverhalten
Für den deutschen Markt ist der Amarok ausschließlich mit Allradantrieb erhältlich. Die Motoren stammen von Ford: drei Vierzylinder-Diesel und ein 3,0-Liter-V6-Diesel mit 177 kW (240 PS), der im ADAC Test als Top-Motorisierung zum Einsatz kam. Alle Motoren über 210 PS sind an ein sanft und präzise schaltendes Zehngang-Automatikgetriebe gekoppelt. Der V6-Diesel bietet souveränen Vortrieb und ist bestens für den Zugbetrieb gerüstet (3,5 Tonnen Anhängelast). Der Amarok überzeugt im Gelände mit verbesserten Böschungswinkeln (30° vorn, 26° hinten), einer Wattiefe von 80 Zentimetern und einer größeren Bodenfreiheit. Eine zuschaltbare Differentialsperre für die Hinterachse und verschiedene Fahrmodi unterstützen den Fahrer in anspruchsvollem Terrain. Auf der Straße wirkt die Lenkung zwar indirekt und etwas blutleer, ermöglicht aber dennoch ein präzises Fahren, wodurch das Nutzfahrzeug-Gefühl schnell in den Hintergrund rückt.
Verbrauch & Unterhalt
Der Verbrauch des VW Amarok, insbesondere des V6-Diesels, ist hoch. Im ADAC Ecotest erzielte der 3.0 V6 TDI einen Durchschnittsverbrauch von 10,2 Litern Diesel pro 100 Kilometer, was zu drei von fünf möglichen Sternen führt. Auto Motor und Sport ermittelte für den V6-Diesel einen Testverbrauch von 12,0 Litern pro 100 Kilometer. Der 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 205 PS ist mit 9,2 Litern im Test zwar sparsamer, aber immer noch durstig. Die monatlichen Unterhaltskosten sind aufgrund des hohen Anschaffungspreises, der Kfz-Steuer und der Versicherung hoch, auch wenn der Wertverlust in den Rechnungen meist außen vor gelassen wird.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Amarok bietet eine umfangreiche Palette von über 30 Assistenzsystemen, die viele Komfort- und Sicherheitsfunktionen abdecken. Dazu gehören ein adaptiver Abstandstempomat, Verkehrszeichenerkennung, ein Spurhalte- und Spurwechselassistent sowie LED-Matrix-Licht. Diese Systeme arbeiten zumeist zuverlässig und entlasten den Fahrer. Weniger überzeugend ist der Bremsweg: Aus 100 km/h benötigt der Pick-up durchschnittlich 41,7 Meter zum Stillstand – ein Wert, der weit über dem Niveau moderner Pkw liegt. Im ADAC Ausweichtest zeigte sich der Amarok aufgrund seiner Größe und indirekten Lenkung ebenfalls schwerfällig, blieb dank ESP aber stabil.
Fazit
Der neue VW Amarok ist eine konsequente Weiterentwicklung, die von der robusten Ford Ranger-Basis profitiert. Er überzeugt mit einem kraftvollen V6-Motor, deutlich verbesserten Offroad-Fähigkeiten und einer beeindruckenden Zuladungs- sowie Anhängelast. Der Innenraum bietet für ein Nutzfahrzeug hohen Komfort und eine moderne Ausstattung. Allerdings sind die großen Abmessungen und der hohe Verbrauch im Alltag spürbar. Auch der im Vergleich zum Ford Ranger teils deutlich höhere Preis ist ein Faktor. Wer jedoch ein extrem vielseitiges und leistungsfähiges Fahrzeug für Gelände und Transport sucht und bereit ist, den entsprechenden Preis zu zahlen, findet im Amarok ein überzeugendes Multitool, das Funktionalität und Lifestyle gekonnt verbindet.