Einleitung
Der Toyota Aygo X tritt das Erbe des seit 2005 etablierten Stadtflitzers an, nun als kompakter Crossover. Mit seinem quirligen Charakter und 72 PS tritt er selbstbewusst auf. Nach dem Auslaufen der Kooperation mit PSA (Peugeot 107/108, Citroën C1) führt Toyota dieses Segment eigenständig fort. Der Aygo X basiert auf einer verkürzten Version der GA-B-Plattform des Toyota Yaris, was eine deutliche Weiterentwicklung gegenüber dem Vorgänger darstellt. Er ist primär für den urbanen Raum konzipiert, bietet aber durch seine Crossover-Anleihen mehr Präsenz und Alltagstauglichkeit. Sein Preis liegt höher als beim Vorgänger, dafür aber bietet er eine umfangreichere Ausstattung und verbesserte Eigenschaften.
Design & Verarbeitung
Der Aygo X verabschiedet sich vom reinen Kleinstwagen-Look und präsentiert sich als Mini-Crossover. Dies äußert sich in einer dezent erhöhten Bodenfreiheit (+11 mm), massiven Kotflügeln und angedeutetem Unterfahrschutz. Mit einer Länge von 3,70 Metern, 1,74 Metern Breite und 1,51 Metern Höhe ist er deutlich gewachsen (ca. 24 cm länger als der Aygo). Trotz der SUV-Anleihen bleibt er primär ein handlicher Stadtflitzer. Das Design ist dynamisch und freundlich zugleich. Die Front zeigt das klassische "Kindchenschema" mit großen, nach oben verjüngten Scheinwerfern und einem lachend wirkenden Kühlergrill. Optional ist ein Faltdach erhältlich, das sonst nur selten in dieser Klasse zu finden ist. Eine zweifarbige Lackierung mit kontrastierenden schwarzen Elementen an Dach, Radkästen und Heck betont den Crossover-Stil. Seitliche Planken verstärken den robusten Auftritt. Im Innenraum wird, klassenüblich, viel Kunststoff verwendet. Toyota setzt jedoch Akzente wie lackiertes Blech an den Türen, eine Anspielung auf den Fiat 500. Auch wenn es Hartplastik-Landschaften gibt, macht der Materialmix durch farblich passende und formschöne Zusammenstellung einen ansehnlichen Eindruck. Die Verarbeitung wird in Vorserien-Fahrzeugen als ordentlich beschrieben, wobei im hinteren Sitz- und Kofferraumbereich Sparmaßnahmen erkennbar sind.
Innenraum & Komfort
Der Toyota Aygo X wird ausschließlich als Fünftürer angeboten. Die hohen Scheiben und die erhöhte Sitzposition (+55 mm gegenüber dem Vorgänger) sorgen für eine exzellente Rundumsicht, was im Stadtverkehr von Vorteil ist. Hierdurch fühlt sich das Fahrzeug im urbanen Umfeld maximal flexibel an. Das Platzangebot auf den Vordersitzen ist für diese Klasse angenehm und bietet ausreichend Bein- und Kopffreiheit, selbst für Personen bis etwa 1,95 Meter. Allerdings relativiert sich dies im Fond drastisch:
- Die Rückbank ist hauptsächlich für Kinder oder sehr kurze Strecken geeignet.
- Erwachsene sitzen hier extrem beengt, mit angewinkelten Knien.
- Die hinteren Einstiegsluken sind klein, und statt Kurbelfenstern gibt es nur Ausstellfenster.
- Fächer, Ablagen oder USB-Buchsen sind im Fond nicht vorhanden. Der Kofferraum bietet mit 231 Litern Stauraum (dachhoch 269 Liter, +60 Liter zum Vorgänger) für diese Fahrzeugklasse ein respektables Volumen. Bei umgeklappter Rückbank sind es bis zu 829 Liter. Nachteile sind die relativ hohe Ladekante (80 cm) und eine Stufe im Laderaumboden. Die Beladung gestaltet sich dadurch umständlicher.
Infotainmentsystem
Das Infotainmentsystem des Aygo X wird von einem zentralen Touchscreen dominiert, der je nach Ausstattung sieben oder neun Zoll groß ist. Dieser ist in einen markanten Zierring in der Mittelkonsole integriert. Die Software, bekannt aus dem Toyota Yaris Cross, überzeugt mit schneller Reaktionszeit. Standardmäßig ist die Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto möglich, in höheren Ausstattungen sogar kabellos. Over-the-Air-Updates und Echtzeit-Verkehrsinformationen sind ebenfalls verfügbar. Unterhalb des Bildschirms befindet sich eine klassische Bedieneinheit für die Klimaanlage mit praktischen Drehreglern. Ein Kritikpunkt sind die Tasten im Infotainmentbereich (z.B. auf schwarzem Klavierlack), die mit feinen Symbolen versehen und schlecht ablesbar sein können, was den Blick von der Straße erfordert. Trotzdem ist der Gewöhnungsaufwand dank überschaubarer Funktionen und eingängiger Menüstrukturen gering. In der Topausstattung bietet der Aygo X zahlreiche Features, die sonst höheren Klassen vorbehalten sind: Schlüsselerkennung, Klimaautomatik, Lederlenkrad, kabellose Smartphone-Ladeschale und Cloud-basierte Navigation. Für Musikliebhaber ist ein optionales 300-Watt-JBL-Soundsystem verfügbar.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Toyota Aygo X wird ausschließlich von einem 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 72 PS angetrieben. Dieser Motor ist wahlweise mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe oder einem stufenlosen CVT-Getriebe erhältlich. Die Fahrleistungen sind klassentypisch bescheiden: Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert zwischen 15,5 und 15,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 158 km/h (CVT 151 km/h). Für den Stadtverkehr sind die 72 PS ausreichend, um flüssig mitzuschwimmen. Auf Landstraßen und Autobahnen zeigt sich der Motor jedoch oft angestrengt und laut, besonders bei höheren Drehzahlen oder Beladung. Die Elastizität in höheren Gängen ist gering. Das manuelle Schaltgetriebe wird als präzise rastend und leichtgängig beschrieben. Das optionale CVT-Getriebe führt zu einem hörbaren "Heulen" des Motors bei stärkerer Beschleunigung und ist primär für den Stadtverkehr empfehlenswert. Aufgrund der verkürzten GA-B-Plattform des Yaris bietet der Aygo X einen verbesserten Federungskomfort und eine höhere Verwindungssteifigkeit als sein Vorgänger. Die Lenkung ist direkt und exakt, der Wendekreis von 9,4 bis 10,0 Metern macht ihn zu einem wahren Einparkkünstler. Das Fahrwerk ist ausgewogen und sicher abgestimmt, die Federung akzeptabel und schluckt die meisten Unebenheiten gut. Ein Hybrid- oder Dieselantrieb wird aus Kostengründen nicht angeboten, obwohl die Plattform prinzipiell eine Elektrifizierung zuließe.
Verbrauch & Unterhalt
Laut Toyota liegt der WLTP-Normverbrauch des Aygo X bei 4,7 bis 4,8 Litern Super auf 100 Kilometer (107-108 g/km CO₂). Die Praxiswerte variieren leicht:
- Carwow nennt einen Herstellerwert von 4,7 Litern.
- ADAC Ecotest ermittelte einen Durchschnittsverbrauch von 5,6 Litern Super pro 100 km (153 g CO₂/km Well-to-Wheel). In der Stadt lag der Verbrauch bei 5,4 Litern.
- Auto-Motor-und-Sport gab einen Testverbrauch von 5,3 Litern an, bei einer Eco-Runde von 4,5 Litern und sportlicher Fahrweise von 6,9 Litern. Trotz der Abweichungen zum Normwert gilt der Aygo X als sparsam und erreicht im ADAC Ecotest vier von fünf Sternen, insbesondere aufgrund sauberer Abgase abseits des Kaltstarts. Die laufenden Unterhaltskosten sind für einen Kleinwagen moderat. Die jährliche Kfz-Steuer beträgt etwa 50 Euro. Die Versicherungseinstufungen sind vergleichsweise günstig: Typklasse 16 für Haftpflicht, 15 für Teilkasko und 18 für Vollkasko. Monatliche Gesamtkosten (ohne Wertverlust) beginnen bei etwa 203 Euro für 15.000 km Jahresfahrleistung.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Toyota Aygo X punktet mit einer vorbildlichen und umfangreichen Sicherheitsausstattung, insbesondere durch das serienmäßige "Safety Sense"-Paket. Dieses umfasst eine Kombination aus Frontkamera und Radar. Wichtige Features des "Safety Sense"-Pakets sind:
- Pre-Collision System: Erkennt drohende Kollisionen (auch mit Fußgängern und Radfahrern), warnt akustisch/optisch und leitet bei Bedarf eine Notbremsung ein.
- Spurhalteassistent: Warnt beim Verlassen der Fahrspur ohne Blinker.
- Verkehrsschildererkennung: Zeigt relevante Verkehrsschilder im Display an.
- Fernlichtassistent: Automatisiert das Fernlicht je nach Verkehrssituation.
- Adaptiver Tempomat (in höheren Ausstattungen). Zusätzlich sind in höheren Ausstattungen LED-Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer und Parksensoren (vorn und hinten) sowie eine Rückfahrkamera verfügbar. Ein Kritikpunkt ist das Fehlen eines Totwinkel-Warners. In puncto Crashsicherheit verspricht Toyota eine hohe Stabilität und hat vom Euro NCAP vier Sterne erhalten, was für diese Fahrzeugklasse ein gutes Ergebnis ist.
Fazit
Der Toyota Aygo X ist eine gelungene Weiterentwicklung zum Crossover-Modell. Er bleibt ein wendiger und praktischer Stadtflitzer, bietet aber nun mehr Platz (vorne), eine bessere Rundumsicht sowie deutlich verbesserte Fahreigenschaften dank der neuen Plattform. Das frische Crossover-Design und die umfassende Sicherheitsausstattung sind klare Stärken. Kompromisse müssen jedoch beim Platzangebot im Fond und bei der Beladung des Kofferraums gemacht werden. Der 72 PS starke Dreizylinder erfüllt seinen Zweck im Stadtverkehr, wirkt aber außerhalb der City oft angestrengt und ist deutlich hörbar. Der Einstiegspreis ist gegenüber dem Vorgänger gestiegen (ab 17.091 €), jedoch rechtfertigt die umfangreichere Serienausstattung, insbesondere im Bereich der Assistenzsysteme, den höheren Preis. Für knapp unter 20.000 Euro ist sogar eine nahezu vollständige Ausstattung möglich. Der Aygo X ist damit eine attraktive Wahl für Stadtbewohner, die einen kompakten, schicken und sicheren Begleiter suchen.