Einleitung

Der Silence S04 Nanocar (2024), vertrieben durch Nissan, positioniert sich als kompaktes Elektromobil, das sich deutlich von Konkurrenten wie dem Opel Rocks Electric oder Citroën Ami abheben möchte. Er ist mit 2,28 Metern Länge und 1,27 Metern Breite extrem handlich, soll aber fahrtechnisch mehr Autogefühl vermitteln. Ein besonderes Merkmal ist das innovative Akku-Konzept mit tauschbaren Batterien.

Design & Verarbeitung

Das Design des Silence S04 ist unverkennbar auf kompakte Stadtmobilität ausgelegt. Das Fahrzeug wirkt trotz seiner geringen Abmessungen proportional. Im Innenraum finden sich ansprechende Oberflächen aus veganem Kunstleder, die auch am Lenkrad verwendet werden. Während die Verarbeitung im Bereich des Armaturenbretts als ordentlich bezeichnet wird, fällt negativ eine unsaubere Passform des Dämmmaterials rund um die Fenster auf.

Innenraum & Komfort

Das Raumgefühl im Silence S04 überrascht positiv, da es dank großer Fenster und versetzt angeordneter Sitze angenehmer ist als erwartet. Serienmäßig ist das Nanocar gut ausgestattet und bietet Annehmlichkeiten wie: elektrische Fensterheber, Klimaanlage. Der Kofferraum fasst 247 Liter und kann durch Umlegen des Beifahrersitzes vergrößert werden. Ein zusätzlicher Frunk ist ebenfalls vorhanden. Negativ fallen die Sitze auf, die für Personen ab 1,80 m Körpergröße zu klein sind und eine mangelhafte Beinauflage sowie eine ungünstige, eher den Rücken stützende Kopfstütze bieten.

Infotainmentsystem

Das Silence S04 Nanocar ist serienmäßig mit einer Audioanlage ausgestattet, die eine Bluetooth-Schnittstelle bietet. Dies ermöglicht die einfache Verbindung von Smartphones für Musikwiedergabe und Telefonie, was für ein Fahrzeug dieser Klasse als positiv zu bewerten ist.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Silence S04 ist in zwei Versionen erhältlich: als L6e mit 6 kW (gedrosselt auf 45 km/h, fahrbar ab 15 Jahren mit AM-Führerschein) und als stärkerer L7e mit bis zu 14 kW (kurzzeitig 22 kW), der einen Autoführerschein erfordert. Die Fahrdynamik ist durch den kurzen Radstand und die schmale Spur naturgemäß eingeschränkt, aber der Ampelsprint ist in der L7e-Version flott. Die Höchstgeschwindigkeit des L7e liegt bei 85 km/h. Der Wendekreis ist mit rekordverdächtigen sieben Metern extrem klein, was das Fahrzeug sehr agil macht. Das Fahrzeug liegt straff auf der Straße und federt grobe Kanten teils hart ab, vermeidet aber unangenehme Schläge in die Karosserie. Die Servolenkung ist leichtgängig, aber es fehlt ihr an Präzision. Eine gravierende Einschränkung ist das Bremsverhalten: Sowohl ABS als auch ein Bremskraftunterstützer fehlen, was bei einer Vollbremsung zum unkontrollierten Rutschen führen kann. Das Bremspedal erfordert zudem viel Kraft.

Verbrauch & Unterhalt

Das Silence S04 Nanocar verfügt über ein einzigartiges Akku-Konzept: Die 5,6 kWh großen Batterien (41 kg schwer) sind entnehmbar und lassen sich dank ausklappbarer Rollen als Trolley transportieren. Dies ermöglicht den Batteriewechsel an geplanten Stationen (über ein Abo-Modell) oder das Laden an der Haushaltssteckdose über Nacht. Die rollenden Batterien sind zudem kompatibel mit Silence-Zweirädern und sollen zukünftig mit einem Inverter als Powerbank nutzbar sein. Die Reichweite beträgt bis zu 175 km (L6e) bzw. 149 km (L7e). Preislich startet das Nanocar bei 11.995 Euro (L6e, ein Akku, Vollausstattung), die L7e-Version mit zwei Akkus kostet 16.745 Euro (Stand November 2024). Das Abo-Modell soll den Kauf der teuren Batterien umgehen.

Sicherheit & Assistenzsysteme

In puncto Sicherheit weist das Silence S04 Nanocar gravierende Mängel auf, da grundlegende Sicherheitsfeatures wie ABS und ein Bremskraftunterstützer fehlen. Dies führt dazu, dass das Fahrzeug bei einer Vollbremsung zum Rutschen neigt und erhebliche Beinkraft zum Bremsen erforderlich ist. Diese fehlenden Systeme sollten dringend nachgerüstet werden, um die aktive Sicherheit zu verbessern.

Fazit

Der Silence S04 Nanocar (2024) positioniert sich über seinen direkten Konkurrenten durch ein annäherndes echtes Auto-Gefühl und eine umfangreiche Serienausstattung. Das innovative, tauschbare Akku-Konzept und die Flexibilität in der Nutzung sind klare Pluspunkte. Ob der vergleichsweise höhere Preis gerechtfertigt ist, muss der Markt zeigen. Der Erfolg wird maßgeblich von der Etablierung des Abo-Modells und eines flächendeckenden Netzes von Batteriewechselstationen abhängen.