Einleitung

Der Seat Leon hat sich seit 1999 als erfolgreicher Kompaktwagen etabliert und tritt in seiner vierten Generation, die seit 2020 auf dem Markt ist, ein großes Erbe an. Basierend auf der MQB Evo Plattform des VW-Konzerns, teilen sich der Leon und der VW Golf viel Technik, doch der Spanier setzt sich mit seinem dynamischen und jugendlichen Design klar ab. Er versteht sich als emotionale Alternative für Käufer, die spanisches Temperament und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis schätzen. Ursprünglich auch als Dreitürer erhältlich, gibt es ihn in der aktuellen Version nur noch als Fünftürer und den geräumigen Kombi Sportstourer.

Design & Verarbeitung

Exterieur: Der Leon der vierten Generation wirkt spritziger und jugendlicher als zuvor, mit einem sportlich-aggressiven Frontdesign, verengten Scheinwerfern und großen Lufteinlässen. Charakteristisch ist auch das durchgehende LED-Leuchtenband am Heck, das dem Modell eine eigenständige, moderne Optik verleiht. Besonders die Kombivariante Sportstourer überzeugt mit ihrer sportiv-geduckten Erscheinung, die sich von den Vorgängern abhebt.

Materialqualität und Verarbeitung: Während die Verarbeitung des Innenraums generell auf gutem Niveau liegt und keine Knarzgeräusche zu vernehmen sind, gab es bei der Materialqualität im Vergleich zum Vorgängermodell einige Abstriche. Kritisiert werden insbesondere kratzempfindliche Kunststoff-Ladekanten und weniger hochwertige Verkleidungen im Kofferraum. Unterhalb der Mittelkonsole kommt zudem vermehrt Hartplastik zum Einsatz. Oberhalb ist die Materialauswahl jedoch ansprechend.

Innenraum & Komfort

Platzangebot: Ein wesentliches Merkmal des neuen Leon ist sein deutlich gewachsenes Raumangebot. Mit neun Zentimetern mehr Länge und einem längeren Radstand bietet er im Fond spürbar mehr Beinfreiheit als ein VW Golf, was ihn besonders familientauglich macht. Im Sportstourer (Kombi) profitieren Passagiere von großzügig bemessenem Bein- und Kopfraum. Auch der Kofferraum ist gewachsen: Der Fünftürer bietet 380 Liter (ähnlich Golf), der Sportstourer überzeugt mit beeindruckenden 620 Litern, die sich auf bis zu 1600 Liter erweitern lassen (ADAC: 495 bis 1465 Liter).

Sitzkomfort: Die Sitze werden als bequem und haltstark beschrieben, mit guten Einstellbereichen für Lenkrad und Sitz. Lediglich eine Gurthöhenanpassung fehlt. Auf langen Fahrten könnten Langbeinige die etwas geringere Schenkelauflage auf der Rückbank als unbequem empfinden.

Fahrkomfort: Das Fahrwerk ist harmonisch abgestimmt und bleibt selbst mit optionalen 18-Zoll-Rädern komfortabel, ohne dabei an Sportlichkeit einzubüßen. Kritik gibt es jedoch für die mitunter geräuschvoll abrollenden 18-Zoll-Räder.

Infotainmentsystem

Das Cockpit des Leon ist stark an das digitale Konzept des VW Golf angelehnt. Ein optionales, 10,25 Zoll großes Digital-Kombiinstrument bietet zahlreiche Darstellungsmöglichkeiten. Das zentrale Infotainmentsystem, bedient über einen großen Touchscreen mit Slider-Flächen, wird jedoch oft kritisiert. Die Bedienung ist teils umständlich, da viele Funktionen (Lautstärke, Klima) nur über den Touchscreen steuerbar sind und physische Drehregler fehlen. Dies führt zu erhöhter Ablenkung während der Fahrt, insbesondere nachts, da die Slider-Leiste unbeleuchtet ist.

Die Sprachsteuerung wird mit "Hola hola!" aktiviert und funktioniert für grundlegende Befehle. Konnektivitätsoptionen wie Wireless Apple CarPlay/Android Auto und Online-Dienste sind je nach Ausstattung gegen Aufpreis verfügbar. Ein Head-up-Display, wie im Golf, wird für den Leon nicht angeboten.

Antrieb & Fahrverhalten

Motorenvielfalt: Der Leon bietet eine breite Palette an Antrieben:

  • Benziner: 1.0 TSI (90-110 PS, Dreizylinder) und 1.5 TSI (130-150 PS, Vierzylinder). Die 1.5 TSI-Varianten können mit Zylinderabschaltung den Verbrauch optimieren.
  • Mildhybride (eTSI): 1.0 eTSI (110 PS) und 1.5 eTSI (150 PS), ausschließlich mit 7-Gang-DSG gekoppelt. Sie unterstützen den Benziner beim Anfahren und "Segeln".
  • Plug-in-Hybrid (eHybrid): Der Leon 1.4 eHybrid bietet eine Systemleistung von 204 PS und eine beachtliche rein elektrische Reichweite von über 70 km (nach Facelift: über 110 km WLTP). Er ist sowohl für das Fließheck als auch den Sportstourer erhältlich und profitiert von Gleichstrom-Schnellladen nach dem Facelift.
  • Diesel: 2.0 TDI (115-150 PS) für Vielfahrer, kultiviert und sparsam.
  • Erdgas (TGI): Der Leon 1.5 TGI (130 PS) ist zwar eingestellt, wurde aber für seine Umweltfreundlichkeit gelobt (5 Sterne im ADAC Ecotest) und bietet gute Fahrleistungen.

Fahrverhalten: Der Leon zeichnet sich durch ein agiles und sicheres Fahrverhalten aus. Er wird als "lebendiger als der Golf" beschrieben, mit einem sportlicheren Charakter und präziserer Lenkung. Das Fahrwerk ist straff, aber komfortabel abgestimmt, besonders mit dem optionalen adaptiven DCC-Fahrwerk. Der Leon zeigt wenig Wankbewegungen und eine gute Rückmeldung von der Straße. Eine manuelle 6-Gang-Schaltung wird als präzise und angenehm gelobt.

Verbrauch & Unterhalt

Der Realverbrauch des Seat Leon variiert je nach Motorisierung und Fahrweise:

  • 1.5 TSI (150 PS, Mildhybrid): Im ADAC Test lag der Verbrauch bei 6,5 l/100 km (Super). Im AMS Test lag der 1.5 TSI (150PS) bei 7,1 l/100km und der 1.5 TSI (130PS) bei 6,8 l/100km.
  • 1.0 eTSI (110 PS, Mildhybrid): AMS ermittelte einen Durchschnittsverbrauch von 6,9 l/100 km.
  • 2.0 TDI (150 PS): Dieser Diesel zeigte sich im ADAC Ecotest mit 4,7 l/100 km sehr sparsam, AMS maß 5,9 l/100km.
  • 1.5 TGI (Erdgas): Im ADAC Test verbrauchte er 4,2 kg Erdgas/100 km, was hervorragende Umweltwerte ergab.

Die Unterhaltskosten, inklusive Kfz-Steuer und Versicherungen (Haftpflicht, Teil-/Vollkasko), werden als günstig bis passabel beschrieben, insbesondere die kleinen Benzin- und Erdgas-Motoren.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der Seat Leon erhielt im Euro NCAP Crashtest die Höchstwertung von fünf Sternen.

Insassenschutz: Sehr gut für Erwachsene (92%) und Kinder (88%), mit geringem Verletzungsrisiko. Ein Mittelairbag schützt bei Seitenaufprall.

Ungeschützte Verkehrsteilnehmer: Die Motorhaube bot überwiegend guten oder ausreichenden Schutz für den Kopf eines angefahrenen Fußgängers, mit Schwächen an den A-Säulen. Das autonome Notbremssystem (AEBS) erkannte Fußgänger und Radfahrer ausreichend.

Sicherheitsassistenten: Serienmäßig sind ein Notbremsassistent (Front Assist) und ein e-Call-System an Bord. Gegen Aufpreis sind umfangreiche Fahrerassistenzpakete erhältlich, dazu gehören:

  • Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC)
  • Totwinkel-Assistent (Side Assist)
  • Ausstiegswarnung (Exit Assist)
  • Spurhalteassistent
  • Müdigkeitserkennung

Die Geschwindigkeitsassistenz wurde mit geringen Schwächen bewertet. Eine Multikollisionsbremse ist serienmäßig verbaut.

Fazit

Der Seat Leon präsentiert sich in seiner vierten Generation als überzeugender Kompaktwagen, der eine reizvolle Alternative zum VW Golf darstellt. Er überzeugt mit einem dynamischen Design, einem großzügigen Raumangebot – insbesondere in der Kombivariante Sportstourer – und einer breiten Palette an effizienten Motoren, darunter auch umweltfreundliche Hybrid- und Dieseloptionen. Sein agiles Fahrverhalten und der gute Federungskomfort tragen maßgeblich zum Fahrerlebnis bei.

Kritikpunkte sind hauptsächlich im Bereich der Bedienung zu finden: Das stark digitalisierte Cockpit mit Touchscreen-lastiger Steuerung und fehlenden physischen Reglern erfordert Eingewöhnung und kann im Alltag ablenken. Auch die Materialqualität im unteren Bereich des Innenraums und die eingeschränkte Sicht nach hinten werden bemängelt. Dennoch bietet der Leon ein stimmiges Gesamtpaket mit hohem Sicherheitsniveau und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Für Käufer, die Wert auf Sportlichkeit, modernen Stil und praktischen Nutzen legen, ist der Seat Leon eine ausgezeichnete Wahl.