Einleitung

Der Renault Kadjar TCe 160 im Dauertest von Autobild musste sich über 100.000 Kilometer bewähren. Trotz anfänglicher Skepsis in der Redaktion schlug sich das kompakte SUV, welches im Mai 2019 in der Bose-Edition in markantem Uralgrün antrat, beachtlich. Es erreichte am Ende eine solide Note 2, was auf eine gute Grundqualität hinweist, auch wenn es an manchen Stellen am letzten Feinschliff mangelte.

Design & Verarbeitung

Äußerlich präsentiert sich der Kadjar mit geschwungenen Linien und passenden Proportionen, die als ansprechend empfunden werden. Im Test zeigt sich, dass sich das Exterieur über die 100.000 Kilometer gut gehalten hat. Anders verhält es sich im Innenraum: Die verwendeten Materialien werden als meist billig kritisiert, nutzten schnell ab und zeigten deutliche Verschleißerscheinungen. Beispiele sind die ausgefranste Laderaumabdeckung, Blasen schlagende Türverkleidungen und eine völlig verkratzte Mittelkonsole. Auch der Fahrersitz wurde zum Testende hin wackelig. Positive Ausnahmen waren die Fußmatten, die nach 100.000 Kilometern noch wie neu aussahen, sowie die rostfreien Schweller nach der Demontage, was auf eine gute Karosseriekonservierung hindeutet.

Innenraum & Komfort

Der Innenraum des Renault Kadjar bietet ein zunächst ordentliches Erscheinungsbild, welches jedoch durch die schnell abnutzenden und billig wirkenden Materialien getrübt wird. Während der Bediensatellit hinter dem Lenkrad zur Steuerung der Musik als äußerst intuitiv und schnell in Fleisch und Blut übergehend gelobt wird, mindern die allgemeine Materialanmutung und der wackelige Fahrersitz den Komforteindruck über die Dauer des Tests. Das Platzangebot und die Ergonomie werden nicht umfassend detailliert, jedoch beeinflusst die Verarbeitungsqualität das allgemeine Wohlbefinden.

Infotainmentsystem

Das überarbeitete Link-Bediensystem des Kadjar, das die Klimaanlage endlich ausgeklammert hat, enttäuschte über die lange Testdistanz. CarPlay-Nutzer berichteten von Ausfällen, zu langen Ladezeiten, schlechter USB-Erkennung und einer komplizierten Bedienung, was letztlich zu einer schlechten Bewertung des Systems führte. Im starken Kontrast dazu steht der hinter dem Lenkrad positionierte Bediensatellit für die Musiksteuerung, der für seine intuitive Handhabung und schnelle Gewöhnung gelobt wurde.

Antrieb & Fahrverhalten

Der 1,33-Liter TCe 160 Motor erhielt überwiegend positives Feedback. Mit viel Drehmoment und linearer Kraftentfaltung erwies er sich als angenehmer Alltagsmotor mit ausreichend Leistungsreserven – und das bei kaum messbarem Verschleiß selbst nach über 100.000 Kilometern. Er wäre noch locker für weitere 100.000 Kilometer gut gewesen. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe hingegen sorgte mit seinem ruppigen Anfahren, besonders in engen Parklücken, für Verdruss. Das Fahrwerk wurde für sein hartes Abrollen und eine weiche Dämpfung kritisiert, die zu starkem Ausfedern nach Bodenwellen führte. Bei höheren Geschwindigkeiten (über 140 km/h) fielen laute Windgeräusche, eine flatternde Motorhaube und ein stark ansteigender Verbrauch auf. Ein unplanmäßiger Werkstattbesuch war aufgrund eines defekten Kühlerlüfters notwendig, ansonsten zeigte sich der Kadjar sehr zuverlässig.

Verbrauch & Unterhalt

Der Kraftstoffverbrauch des Kadjar lag bei ruhiger Fahrweise meist unter acht Litern auf 100 km. Über die gesamte Distanz von 102.603 km betrug der Durchschnittsverbrauch 8,7 Liter Super. Der Motor benötigte keinerlei zusätzliches Öl. Die Inspektionskosten waren moderat, stiegen aber mit zunehmendem Kilometerstand an. Der Wertverlust des Testwagens war mit 22.369 Euro über drei Jahre erheblich. Die Gesamtkosten pro Kilometer, inklusive Wertverlust, beliefen sich auf 0,44 Euro. Dies zeigt, dass der Kadjar zwar im Betrieb relativ günstig (0,21 Euro/km ohne Wertverlust) war, aber durch den Wertverlust teurer wird.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Der Dauertestbericht von Autobild konzentrierte sich primär auf die Langzeitqualität, Zuverlässigkeit und die Fahreigenschaften des Kadjar. Spezifische Details zu passiven Sicherheitsmerkmalen oder modernen Fahrerassistenzsystemen wurden in der vorliegenden Bewertung nicht detailliert aufgeführt. Die hohe Zuverlässigkeit des Motors und Getriebes trägt jedoch indirekt zur Betriebssicherheit bei, da es zu keinen gravierenden Ausfällen kam.

Fazit

Der Renault Kadjar liefert im Dauertest eine sehr ordentliche Leistung ab und überzeugt mit einer guten Grundqualität, insbesondere beim robusten und langlebigen Motor. Die anfängliche Skepsis der Redaktion erwies sich als unbegründet. Seine größten Schwächen liegen in der Materialauswahl und der mangelnden Langzeitbeständigkeit der Kunststoffe im Innenraum sowie in der Feinabstimmung des Infotainmentsystems und des Fahrwerks. Trotz eines Preises, der kein Schnäppchen ist, bleibt der Kadjar ein eigenständiges französisches SUV mit eigenem Charme und einer beeindruckenden Zuverlässigkeit seiner Kernkomponenten.