EinleitungDer Renault Grand Scénic positioniert sich als geräumiger Familien-Van mit einem markanten Design, das Praktikabilität und eine ansprechende Optik vereint. Trotz seiner Beliebtheit für großzügiges Platzangebot und Komfort zeigten Dauertests signifikante Schwächen in der Zuverlässigkeit und Motorleistung. Der Grand Scénic stellt eine interessante Option für Familien dar, die viel Raum und ein stilvolles Exterieur suchen, insbesondere auf dem Gebrauchtwagenmarkt bietet er einen attraktiven Wert.### Design & VerarbeitungDer Grand Scénic besticht durch sein eigenständiges und frisches Design, das das Van-Thema auf dynamische Weise interpretiert. Die serienmäßigen 20-Zoll-Räder tragen maßgeblich zur attraktiven Gesamtoptik bei.Die dynamische Dachlinie, obwohl ästhetisch ansprechend, führt zu einer Reduzierung der Innenhöhe im Laderaum. Im Dauertest zeigte sich insgesamt ein eher mittelmäßiger Qualitätseindruck, der durch eine falsch justierte Beifahrertür, Klappergeräusche aus dem Motorraum und vom Armaturenbrett sowie ein nicht mehr zu öffnendes Handschuhfach getrübt wurde. Außenkarosserie, Ledersitze und Hochglanzkonsolen behielten jedoch meist ihren neuwertigen Zustand.### Innenraum & KomfortDer Grand Scénic glänzt mit einem großzügigen Platzangebot für Familien. Auf seinen „französisch-weichen“ Sitzen finden fünf Personen bequem Platz; optional lässt sich dies mit zwei zusätzlichen Klappsitzen im Heck auf sieben erweitern.Das flexible Raumkonzept umfasst zahlreiche Ablagen und Fächer mit einem Gesamtvolumen von imposanten 63 Litern.Besonders hervorzuheben ist die um 27 Zentimeter verschiebbare Mittelkonsole, die ein großes Fach, Getränkehalter und vier USB-Anschlüsse bietet, die auch vom Fond aus erreichbar sind.Praktische Extras wie Sonnenrollos, ein zweiter Innenspiegel zur Überwachung der Fondinsassen und solide Klapptische an den Vordersitzlehnen, teils mit Spanngummis zur Fixierung von Tablets, erhöhen den Komfort für die Passagiere. Die Tische können bei erwachsenen Nutzern jedoch auf den Knien aufliegen.### InfotainmentsystemDas R-Link 2 Infotainmentsystem ist prominent als vertikaler, tabletähnlicher Touchscreen in der Armaturentafel platziert.Die Bedienung erfordert eine gewisse Eingewöhnung, da Funktionen teils in verschachtelten Untermenüs versteckt sind. Eine individuelle Konfiguration des Startmenüs kann die Handhabung jedoch erheblich erleichtern.Vorteile des Systems sind eine unkomplizierte Smartphone-Kopplung, Echtzeit-Verkehrsdaten und eine angenehm große Kartendarstellung in der Navigation.Nachteile umfassen die häufige, nutzlose automatische Zoomfunktion der Navigationskarte in eine Vogelperspektive und eine insgesamt eher langsame Reaktionszeit des Systems.### Antrieb & FahrverhaltenDer getestete 1.2-Liter-Vierzylinder-Benziner (TCe 130) mit 132 PS und 205 Nm Drehmoment zeigte sich, insbesondere bei voller Beladung und unter Berücksichtigung des zulässigen Gesamtgewichts, oft überfordert.Für zügiges Vorankommen sind beim Benziner hohe Drehzahlen erforderlich, was durch ein teils unpräzise geführtes Schaltgetriebe nicht erleichtert wird.Der 1.5-Liter-Diesel (dCi 110) mit 110 PS und 260 Nm ist ein klassisches Vernunfttriebwerk, das bei Autobahngeschwindigkeiten über 160 km/h an seine Grenzen stößt, aber sehr sparsam ist.Das Fahrwerk mit den zum Teil kritisierten serienmäßigen 20-Zoll-Rädern rollt im Allgemeinen komfortabel ab. Es neigt jedoch zum Stolpern über Querfugen und Asphaltschäden, und die Reifen zeigen erhöhten Verschleiß an den Schultern.Der Grand Scénic fährt sich insgesamt zahm, sicher und neutral, ist aber nicht ausgelegt für dynamische Kurvenfahrten oder sehr schnelle Autobahnreisen mit voller Zuladung.### Verbrauch & UnterhaltDer 1.2-Liter-Benziner zeigte im Dauertest einen recht hohen Durchschnittsverbrauch von 9,3 l/100 km, was für diese Fahrzeugklasse als überdurchschnittlich gilt.Der 1.5-Liter-Diesel ist deutlich sparsamer, mit einem Testverbrauch von 5,6 l/100 km und einem potenziellen Mixverbrauch, der eine Fünf vor dem Komma ermöglichen sollte.Die Unterhaltskosten für den Diesel können als moderat eingestuft werden, mit Inspektionskosten zwischen 260 und 500 Euro sowie vertretbaren Preisen für Kfz-Steuer und Versicherung.Ersatzteilpreise, beispielsweise für den Zahnriemen oder die Bremsanlage, liegen im branchenüblichen Bereich.### Sicherheit & AssistenzsystemeDie vorliegenden Tests geben nur begrenzte spezifische Informationen zu den detaillierten Sicherheitssystemen des Renault Grand Scénic.Im Testwagen der Bose Edition waren eine Verkehrszeichenerkennung, die als mäßig hilfreich eingestuft wurde, sowie verschiedene Einparkhilfen serienmäßig vorhanden.Optional waren Ausstattungsmerkmale wie LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht und ein Head-up-Display erhältlich, die zur aktiven Sicherheit beitragen.Ein erwähnter Nachteil im Vergleich zu früheren Modellen ist das Fehlen einer dritten Isofix-Halterung im Fond, was für Familien mit mehreren kleinen Kindern relevant sein könnte.### FazitDer Renault Grand Scénic überzeugt mit seinem attraktiven Design, dem großzügen Platzangebot und dem hohen Fahrkomfort. Er bietet zahlreiche praktische Lösungen für Familien und stellt eine geräumige Alternative zu SUVs dar, insbesondere als Gebrauchtwagen zu vorteilhaften Preisen.Eklatante Schwächen des Vans zeigten sich jedoch in puncto Langzeit-Zuverlässigkeit, vor allem beim 1.2-Liter-Benzinmotor, der im Dauertest durch gelängte Steuerketten und einen Getriebeschaden negativ auffiel. Auch wiederkehrende Klappergeräusche trübten den Qualitätseindruck.Die Basismotoren wirken, besonders unter Last, teils überfordert, und der Benziner weist einen hohen Verbrauch auf. Das Infotainmentsystem ist funktional, aber in seiner Bedienung gewöhnungsbedürftig.Wer diese Punkte sowie die potenziellen Zuverlässigkeitsprobleme berücksichtigt und eine passende Motorisierung wählt, findet im Grand Scénic einen vielseitigen, komfortablen und im Unterhalt erschwinglichen Familienbegleiter. Insbesondere die vierte Generation wird als die beste des Grand Scénic-Modells eingeschätzt.