Einleitung
Die Mercedes-Benz T-Klasse positioniert sich als Premium-Hochdachkombi und tritt als Nachfolger des Citan Kombi an. Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit Renault (Kangoo) und zielt darauf ab, Mercedes-Qualität mit höchster Praktikabilität zu verbinden. Die T-Klasse spricht Familien, Outdoor-Sportler und all jene an, die ein vielseitiges Fahrzeug mit viel Platz suchen. Mit einem Startpreis knapp unter 30.000 Euro versucht sie, sich preislich von den größeren Mercedes-Modellen abzusetzen, während sie sich im Hochdachkombi-Segment etwas über ihren direkten Konkurrenten wie dem VW Caddy positioniert.
Design & Verarbeitung
Obwohl die T-Klasse auf der Plattform des Renault Kangoo basiert, trägt sie unverkennbar die Designsprache von Mercedes-Benz an Front und Heck. Die Optik ist schicker und sportlicher als beim Vorgänger Citan. Mercedes hat großen Wert auf die Materialanmutung und Verarbeitungsqualität im Innenraum gelegt, die deutlich hochwertiger ist als bei Nutzfahrzeugen, wenngleich sie nicht das Niveau einer C- oder E-Klasse erreicht. Die Außenabmessungen von 4,50 Meter Länge, 1,86 Meter Breite und 1,81 Meter Höhe machen sie handlicher als große Vans. Praktische Details wie die serienmäßigen Schiebetüren auf beiden Seiten und eine niedrige Ladekante von nur 56 Zentimetern erleichtern den Alltag.
Innenraum & Komfort
Der Innenraum der T-Klasse bietet ein ausgezeichnetes Platzangebot, insbesondere bei der Kopffreiheit, die auch für sehr große Personen ausreichend ist. Die Schiebetüren erleichtern den Einstieg, besonders in engen Parklücken. Die drei Einzelsitze im Fond ermöglichen die problemlose Befestigung von bis zu drei Kindersitzen nebeneinander. Das Kofferraumvolumen ist mit 517 Litern im Normalzustand großzügig bemessen und lässt sich durch Umklappen der Rückbank auf beeindruckende 2127 bis 2390 Liter erweitern. Dies schafft eine nahezu ebene Ladefläche. Ein Kritikpunkt ist jedoch, dass die Rückbank nicht verschiebbar ist und das Umklappen der Sitze bisweilen umständlich sein kann und gegebenenfalls den Fahrersitz nach vorne zwingt. Ablagen sind reichlich vorhanden, darunter Flaschenhalter für 1,5-Liter-Flaschen in den vorderen Türen.
Infotainmentsystem
Das Infotainmentsystem MBUX ist serienmäßig an Bord und prägt das aufgeräumte Cockpit. Der 7-Zoll-Touchscreen ist hoch platziert und leicht zum Fahrer geneigt, was die Ablesbarkeit verbessert. Die Bedienung erfolgt über den Touchscreen, Multifunktionstasten am Lenkrad mit Touch-Control-Pads oder die Sprachsteuerung „Hey Mercedes“. Letztere reagiert schnell auf Navigationsbefehle und andere Anfragen, auch wenn ihr Funktionsumfang nicht ganz so breit ist wie in höherwertigen Mercedes-Modellen (z.B. keine Klimasteuerung per Sprachbefehl). Physische Schnellwahltasten unter dem Bildschirm erleichtern die intuitive Bedienung wichtiger Funktionen. Allerdings wurde die Unpräzision der Touch-Control-Buttons am Lenkrad bemängelt.
Antrieb & Fahrverhalten
Die T-Klasse wird mit zwei Benzinmotoren (102 PS, 131 PS) und zwei Dieselmotoren (95 PS, 116 PS) angeboten. Alle sind Vierzylinder mit Turboaufladung. Je nach Motorisierung kann zwischen einem Sechsgang-Schaltgetriebe und einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gewählt werden. Der 131 PS starke Benziner wird oft als die empfehlenswertere Option für urbane Gebiete genannt, da er mehr Laufkultur bietet. Die Diesel sind sparsamer, können aber insbesondere im Leerlauf und beim Anfahren Vibrationen aufweisen und ein merkliches Turboloch zeigen. Das Fahrwerk wurde von Mercedes eigenständig optimiert und bietet einen guten Kompromiss zwischen Komfort und Stabilität. Es federt straff, aber nicht unkomfortabel, und meistert kurze wie lange Bodenwellen gut. Trotz der bauartbedingten Wankbewegungen in Kurven vermittelt die T-Klasse stets ein sicheres Fahrgefühl und reagiert im Grenzbereich frühzeitig mit ESP-Eingriffen.
Verbrauch & Unterhalt
Der Kraftstoffverbrauch der T-Klasse liegt im Alltag teils über den WLTP-Angaben. Für den 131 PS Benziner wurden im Test Durchschnittswerte von 7,6 bis 8,5 Litern Super auf 100 Kilometern ermittelt. Die Diesel sind sparsamer und können mit knapp unter sechs Litern auskommen. Diese Werte sind im Segment als moderat zu betrachten. Die monatlichen Unterhaltskosten umfassen Kfz-Steuer, Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung. Bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 km liegen die geschätzten monatlichen Kosten bei etwa 298 bis 300 Euro (ohne Wertverlust). Die Anschaffungskosten sind für einen Hochdachkombi vergleichsweise hoch, was die T-Klasse zu einer Investition macht, die aber durch eine umfassende Serienausstattung teilweise kompensiert wird.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Die Mercedes T-Klasse ist mit einer Reihe moderner Assistenzsysteme ausgestattet, die zur aktiven und passiven Sicherheit beitragen. Serienmäßig sind unter anderem ein aktiver Bremsassistent mit Abstands- und Kollisionswarnung sowie Fußgängererkennung, ein Spurhalteassistent, Totwinkel-Warner, Müdigkeitswarner und eine Verkehrszeichenerkennung vorhanden. Optional sind weitere Systeme erhältlich, wie ein Parksystem mit Rückfahrkamera oder der adaptive Abstandstempomat Distronic. Im ADAC Test erhielt die T-Klasse eine gute Bewertung im Bereich Sicherheit. Bei Notbremsungen macht das Fahrzeug den nachfolgenden Verkehr durch blinkende Bremslichter aufmerksam.
Fazit
Die Mercedes-Benz T-Klasse beweist im Test, dass sie den Spagat zwischen praktischem Hochdachkombi und Premium-Anspruch weitgehend meistert. Sie überzeugt mit einem großzügigen, variablen Raumangebot, komfortablen Fahreigenschaften und einer spürbar höheren Materialqualität im Innenraum im Vergleich zu herkömmlichen Nutzfahrzeugderivaten. Das MBUX-System und die umfangreiche Serienausstattung mit Assistenzsystemen tragen zum Mercedes-Gefühl bei. Abzüge gibt es für den im Segment hohen Preis, einige Ergonomie-Schwächen bei der Sitzvariabilität und den im Alltag teils erhöhten Kraftstoffverbrauch. Dennoch ist die T-Klasse eine attraktive Option für Familien und Freizeitsportler, die den Nutzwert eines Hochdachkombis mit Mercedes-Qualität verbinden möchten.