Einleitung
Der Mercedes-Benz EQT ist die rein elektrische Variante der T-Klasse und stellt eine Option für Familien und freizeitaktive Personen mit hohem Platzbedarf dar. Basierend auf dem Renault Kangoo Electric wird er im selben französischen Werk produziert. Obwohl er im Mercedes-Portfolio als vergleichsweise erschwingliches Elektromodell positioniert ist, liegt sein Preis mit rund 50.000 Euro im oberen Segment der Hochdachkombis, was seine Nähe zum günstigeren Renault-Zwilling deutlich macht.
Design & Verarbeitung
Äußerlich bleibt der EQT dem konservativen Design der T-Klasse treu, unterscheidet sich hauptsächlich durch einen schwarz-glänzenden Kühlergrill und den EQT-Schriftzug am Heck. Trotz seiner Elektro-Natur ist der Kühlergrill nicht vollständig geschlossen. Serienmäßige Halogen-Leuchten sind eine Überraschung, da LED-Scheinwerfer nur optional erhältlich sind. Im Innenraum dominieren robuste Hartplastikmaterialien, die sauber verarbeitet sind, aber nicht das gewohnte Premium-Niveau anderer aktueller Mercedes-EQ-Modelle erreichen. Dies verdeutlicht seinen Nutzfahrzeug-Ursprung. Das Cockpit ist funktional, mit analogen Instrumenten und einem altmodischen Automatikwählhebel. Ein volldigitaler Tacho fehlt, stattdessen gibt es ein kleines digitales Display zwischen den Rundanzeigen.
Innenraum & Komfort
Der EQT zeichnet sich durch ein großzügiges Raumangebot aus, insbesondere vorne mit beachtlicher Kopffreiheit. Hinten fällt der Platz, bedingt durch die im Fahrzeugboden verbauten Batterien, etwas knapper aus. Die Rücksitze sind höher positioniert, was bei größeren Personen zu einem steilen Kniewinkel führt. Drei Einzelsitze im Fond bieten Variabilität und der Zugang erfolgt über praktische Schiebetüren. In der Langversion sind bis zu sieben Sitzplätze möglich, wobei die dritte Reihe auch für Erwachsene nutzbar ist. Das Kofferraumvolumen ist mit 551 bis 1.979 Litern (Standardvariante) oder 242 bis 1.979 Litern (Langversion mit dritter Reihe) riesig und eignet sich ideal für den Transport großer Gegenstände. Die Ladekante ist mit 56 Zentimetern erfreulich niedrig. Beim Umklappen der Rücksitze entsteht jedoch eine deutliche Stufe im Ladeboden. Zudem bietet der Innenraum zahlreiche Ablagefächer und praktische Details wie induktive Ladeschalen und USB-C-Anschlüsse.
Infotainmentsystem
Der EQT ist mit dem bekannten MBUX-Multimediasystem von Mercedes ausgestattet. Der Touchscreen fällt mit sieben Zoll Bildschirmdiagonale allerdings relativ klein aus. Nichtsdestotrotz arbeitet das System flüssig, bietet eine Ladeplanung und unterstützt Apple CarPlay sowie Android Auto. Das Bedienkonzept ist traditionell gehalten, mit vielen physischen Knöpfen und Drehreglern für die Klimaanlage und andere Funktionen, was eine intuitive Bedienung gewährleistet.
Antrieb & Fahrverhalten
Angetrieben wird der EQT von einem 90 kW (122 PS) starken Elektromotor mit 245 Nm Drehmoment. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert 12,5 bis 12,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 132 km/h begrenzt. Im Stadtverkehr und bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten ist der Hochdachkombi ausreichend agil. Auf Landstraßen und Autobahnen erreicht er jedoch schnell seine Grenzen, da die Leistung bei höheren Geschwindigkeiten nachlässt und die Reichweite rapide sinkt. Das Fahrgefühl ist dank des Elektroantriebs angenehm leise und harmonisch. Der EQT bietet einen guten Federungskomfort, bügelt Unebenheiten souverän aus und liegt stabil auf der Straße. In Kurven neigt er aufgrund seiner hohen Karosserie zu spärlichen Wankbewegungen, die Lenkung ist präzise. Die Rekuperation ist zwar einstellbar, ermöglicht aber kein echtes „One-Pedal-Driving“.
Verbrauch & Unterhalt
Die 45 kWh (netto) große Batterie des EQT ermöglicht laut WLTP-Angabe eine Reichweite von 265 bis 278 Kilometern (Standard) bzw. 254 bis 266 Kilometern (Langversion). In realen Tests fiel die Reichweite jedoch geringer aus, der ADAC ermittelte 235 km, ein anderer Test 218 km. Der Verbrauch liegt im ADAC Ecotest bei 22,2 kWh/100km, in der Stadt können jedoch niedrigere Werte erreicht werden. Dies macht den EQT vorrangig zum Stadt- und Nahverkehrsfahrzeug. Geladen werden kann der EQT an AC-Ladestationen vorbildlich mit bis zu 22 kW, was eine Vollladung in etwa 2,5 Stunden ermöglicht. Der Ladeanschluss unter dem Mercedes-Stern an der Front ist dabei praktisch. Die DC-Schnellladeleistung beträgt jedoch lediglich maximal 80 kW, was mit 38 Minuten für eine Ladung von 10 auf 80 Prozent als langsam gilt und den EQT für längere Reisen unattraktiv macht. Der hohe Kaufpreis von über 50.000 Euro, selbst nach Abzug von Boni, ist ein wesentlicher Kostenfaktor. Mercedes gewährt eine Fahrzeuggarantie von zwei Jahren ohne Kilometerbegrenzung und eine Batteriegarantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometern (bis 70% Kapazität).
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Mercedes-Benz EQT legt Wert auf Sicherheit und verfügt serienmäßig über sieben Airbags. Eine stabile Karosseriestruktur und energieabsorbierende Lastpfade tragen zum Schutz der Insassen bei. Eine Reihe von Assistenzsystemen überwacht den Verkehr und das Fahrzeugumfeld. Dazu gehören der Seitenwind-Assistent, Attention Assist, aktiver Bremsassistent (mit Fußgängerschutz), Spurhalte-Assistent und Totwinkel-Assistent. Optional sind zudem ein adaptiver Tempomat (Distronic) und ein aktiver Lenk-Assistent verfügbar. Die Systeme sind für ein harmonisches und unaufdringliches Eingreifen konzipiert.
Fazit
Der Mercedes-Benz EQT positioniert sich als geräumiger und praktischer Elektro-Hochdachkombi, der insbesondere für Familien und Leute mit hohem Transportbedarf im urbanen Umfeld konzipiert wurde. Er punktet mit viel Platz, einem komfortablen und leisen Fahrerlebnis sowie einer vorbildlichen AC-Ladeleistung. Allerdings sind die hohe Preisgestaltung, die begrenzte reale Reichweite und die langsame DC-Schnellladefähigkeit echte Nachteile, die seine Langstreckentauglichkeit stark einschränken. Trotz seiner soliden Verarbeitung und der Integration des MBUX-Systems bleibt er im Kern ein funktionales Fahrzeug mit Nutzfahrzeug-Charme. Wer ein vielseitiges, elektrisches Stadtauto mit reichlich Platz sucht und über die genannten Einschränkungen hinwegsehen kann, findet im EQT eine überlegenswerte Option – verbunden mit dem Stern auf der Haube.