Einleitung

Leapmotor, unterstützt vom Stellantis-Konzern, tritt in den deutschen Markt ein und etabliert den C10 als preiswertes Mittelklasse-SUV. Das Modell ist als rein elektrische BEV-Variante sowie als Range Extended EV (REEV) erhältlich. Preislich positioniert sich der C10 als attraktive Alternative zu etablierten Wettbewerbern wie dem VW ID.4 oder Tesla Model Y. Trotz einiger Schwächen, insbesondere bei der Ladeleistung der BEV-Version, bietet der C10 ein überzeugendes Gesamtpaket, das darauf abzielt, die Nachfrage nach bezahlbaren Elektrofahrzeugen zu decken.

Design & Verarbeitung

Der Leapmotor C10 präsentiert sich äußerlich als glattes und schnörkelloses SUV, welches sich nahtlos in die aktuelle Designlinie vieler Crossover einfügt. Die BEV- und REEV-Varianten sind optisch nicht voneinander zu unterscheiden. Das Design wird als modern und stimmig beschrieben, wobei die Heckansicht mitunter an einen Porsche Cayenne erinnert. Besonders hervorgehoben wird die hochwertige Verarbeitung des Interieurs. Es wirkt minimalistisch und aufgeräumt, verwendet hochwertige Materialien und verzichtet weitgehend auf billig wirkendes Hartplastik oder Klavierlack. Die Anmutung des Innenraums lässt den niedrigen Kaufpreis vergessen.

Innenraum & Komfort

Ein herausragendes Merkmal des C10 ist das großzügige Platzangebot, insbesondere im Fond. Selbst großgewachsene Passagiere finden hier reichlich Kopf- und Beinfreiheit. Die Vordersitze sind als „super bequem“ beschrieben und bieten die einzigartige Möglichkeit, komplett horizontal umgelegt zu werden, was den Fond während Ladepausen in ein loungesähnliches Ambiente verwandelt. Der Innenraum bietet zahlreiche gut durchdachte Ablagemöglichkeiten, darunter geräumige Fächer in den Türen, eine beleuchtete Klappe für die Sonnenbrille, zwei Becherhalter in der Mittelkonsole, eine induktive Ladefläche für Smartphones und ein riesiges Fach unter der Mittelarmlehne, das sogar eine Wasserflasche aufnimmt. Der Kofferraum ist mit 435 Litern (erweiterbar auf 1.410 Liter bei umgelegter Rückbank) für die Fahrzeugklasse eher durchschnittlich dimensioniert, bietet aber Stauraum unter dem Boden für das Ladekabel. Eine Skidurchreiche fehlt, doch der umlegbare Beifahrersitz kompensiert dies durch die Möglichkeit, sehr lange Gegenstände zu transportieren. Zudem überzeugt der C10 mit einer bemerkenswert geringen Geräuschkulisse, selbst bei Autobahngeschwindigkeit.

Infotainmentsystem

Die Bedienung des Innenraums ist maßgeblich auf das zentrale 14,6-Zoll-HD-Touchscreen-Infotainmentsystem ausgerichtet, dessen Gestaltung stark an Tesla-Modelle erinnert. Lediglich essenzielle Funktionen wie Blinker, Automatikhebel und Fensterheber sind konventionell gelöst, wobei die inverse Bedienung der Fensterheber gewöhnungsbedürftig ist. Das System zeichnet sich durch schnelle Reaktionen, eine übersichtliche Struktur und ruckelfreie Bedienung aus. Ergänzend zum großen Display befindet sich hinter dem Lenkrad ein 10,25 Zoll großes Informationsdisplay. Zwei multifunktionale Rollen am Lenkrad ermöglichen die Steuerung verschiedener Funktionen. Die Basisausstattung ist bereits äußerst umfassend und beinhaltet Features wie ein 7.1-Surround-Soundsystem mit zwölf Lautsprechern, ein Panorama-Glasdach und induktives Laden. Eine nahezu vollständige Vollausstattung ist für einen geringen Aufpreis von nur etwa 1.500 Euro erhältlich.

Antrieb & Fahrverhalten

Die BEV-Variante des Leapmotor C10 wird von einem 160 kW (218 PS) starken Elektromotor an der Hinterachse angetrieben, der eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden ermöglicht. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 170 km/h begrenzt, was als ausreichend für den Alltag, aber im Vergleich zu anderen E-SUVs als eher gering gilt. Das Fahrverhalten ist auf Komfort ausgelegt und bietet eine sanfte Beschleunigung sowie kaum spürbare Vibrationen. Obwohl der C10 stets ausreichend Leistung im Alltag zur Verfügung stellt, zeigt das komfortable Fahrwerk bei starken Fahrbahnunebenheiten und in Kurven leichte Schwächen mit Nachfedern und Wanken. Die Lenkung ist präzise und direkt, aber aufgrund der starken elektronischen Unterstützung sehr leichtgängig. Die Bremsen können sich bei hohen Geschwindigkeiten „schwammig“ anfühlen.

Der C10 ist auch als Range Extended EV (REEV) erhältlich. Bei dieser Variante treibt ein Elektromotor die Hinterräder an, während ein Benzinmotor ausschließlich dazu dient, die Batterie zu laden. Dies ermöglicht eine Gesamtreichweite von bis zu 970 km. Der REEV fährt sich konstant wie ein reines Elektroauto, da der Verbrenner unmerklich im Hintergrund als Generator arbeitet. Verschiedene Energie-Programme optimieren den Einsatz des Benziners.

Verbrauch & Unterhalt

Die BEV-Version des Leapmotor C10 ist mit einer Batteriekapazität von 69,9 kWh ausgestattet, die eine WLTP-Reichweite von 420 bis 425 km ermöglicht. Der vom Hersteller angegebene Durchschnittsverbrauch von 19,8 kWh/100km liegt vergleichsweise hoch im Segment, jedoch konnten im Test oft Werte um 18 kWh/100km realisiert werden. Ein wesentlicher Kritikpunkt der BEV-Variante ist die vergleichsweise geringe Ladeleistung: maximal 84 kW an DC-Schnellladestationen und nur 6,6 kW an AC-Ladepunkten (statt der üblichen 11 kW). Dies führt zu längeren Ladezeiten im Vergleich zur Konkurrenz; eine Aufladung von 30 auf 80 Prozent dauert rund 30 Minuten, basierend auf dem angegebenen Startwert von 30 Prozent statt der branchenüblichen 10 Prozent. Eine Vollladung an der Haushaltssteckdose (5-100%) beträgt 7 Stunden 48 Minuten.

Die REEV-Variante besitzt eine 28,4 kWh Batterie, die eine rein elektrische Reichweite von 145 km ermöglicht. Überzeugend ist hier die Schnellladezeit von nur 18 Minuten an Gleichstromladesäulen. Leapmotor bietet eine Batteriezusicherung von 8 Jahren oder 160.000 Kilometern. Die Kooperation mit Stellantis und dessen großes Händler- und Servicenetzwerk in Deutschland (über 100 Standorte, geplant 140) bietet einen wichtigen Vorteil für Zuverlässigkeit und Service.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Leapmotor legt Wert auf ein hohes Maß an passiver Sicherheit. Die Karosserie des C10 ist so konstruiert, dass sie im Falle eines Aufpralls Energie optimal absorbiert. Ein umfassendes Airbag-System mit Front-, Seiten-, Vorhang- und Beifahrer-Airbags gewährleistet den Schutz der Insassen. Das Fahrzeug ist mit insgesamt 17 Fahrassistenzsystemen ausgestattet, darunter eine Notbremsfunktion, ein Spurhalteassistent, eine Toter-Winkel-Warnung, eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, ein Reifendrucküberwachungssystem sowie Parksensoren vorne und hinten. Eine 360-Grad-Kamera erleichtert das Rangieren und hilft, Kollisionen bei niedriger Geschwindigkeit zu vermeiden. Trotz der Fülle an Systemen zeigten die Assistenzsysteme im Test jedoch leichte Schwächen: Der Abstandstempomat agierte nicht immer verlässlich und die Fahrbahnmarkierungen wurden teilweise unklar erkannt.

Fazit

Der Leapmotor C10 positioniert sich als ein vielversprechendes, preisgünstiges Mittelklasse-SUV, das mit seinem hochwertigen Interieur, dem beeindruckenden Raumangebot und der umfassenden Serienausstattung überzeugt. Während die BEV-Variante insbesondere bei der Ladeleistung noch Verbesserungspotenzial aufweist, brilliert die REEV-Version mit einer praxisnahen Gesamtreichweite von fast 1000 Kilometern und deutlich schnelleren DC-Lademöglichkeiten. Wer über die Schwächen der BEV-Ladeinfrastruktur hinwegsehen kann oder das REEV-Modell präferiert, erhält ein komfortables und erstaunlich leises Familien-SUV. Die strategische Partnerschaft mit Stellantis sichert ein zuverlässiges Vertriebs- und Servicenetz ab, was den Einstieg von Leapmotor in den europäischen Markt maßgeblich unterstützen dürfte. Der C10 ist ein bedeutender Schritt chinesischer Hersteller, die den Markt für Elektromobilität in Europa aktiv mitgestalten wollen.