Einleitung

Der Lada Vesta, seit Februar 2017 in Deutschland erhältlich, markiert den Beginn einer neuen Ära für Lada. Er wurde konzipiert, um die Marke mit einem frischeren Design und modernerer Ausstattung in die Zukunft zu führen. Der Vesta positioniert sich als preiswerte Kompaktklasse-Limousine, die nach Jahren der eher rustikalen Modelle einen deutlichen Entwicklungsschritt der russischen Marke aufzeigen soll. Ziel ist es, neue Kundenkreise zu erschließen, die ein ehrliches und unkompliziertes Alltagsauto suchen. Die ersten Tests zeigen ein zwiespältiges Bild: Während der Vesta in einigen Bereichen positiv überrascht, offenbart er in anderen deutlichen Nachholbedarf gegenüber der westlichen Konkurrenz.

Design & Verarbeitung

Der Lada Vesta präsentiert sich mit einer frischen Formensprache, die von Chefdesigner Steve Mattin entwickelt wurde. Charakteristisch ist die X-förmige Front, die sich im Kühlergrill und den Lampenumrandungen widerspiegelt. Diese Designelemente finden sich auch in den Seitenteilen wieder, was dem Fahrzeug eine dynamische Optik verleiht. Die Karosserie ist manierlich gezeichnet und wirkt gefällig. Im Innenraum dominieren zwar einfache Kunststoffe, die Verarbeitung wird jedoch als solide und robust beschrieben, vergleichbar mit dem Niveau vom Dacia. Die angenehme Ordnung im Cockpit trägt zur funktionalen Ästhetik bei, auch wenn auf Hightech-Schnickschnack verzichtet wird.

Innenraum & Komfort

Das Raumangebot im Lada Vesta ist eine seiner Stärken, besonders in der Innenraumbreite, die den Passagieren ausreichend Platz bietet. Auf den Vordersitzen sind die Platzverhältnisse großzügig. Auch im Fond finden Erwachsene genügend Beinfreiheit, lediglich die Kopffreiheit kann für größere Personen knapp werden. Die Sitze selbst sind einfach gepolstert und bieten wenig Kontur, verfügen aber immerhin serienmäßig über eine Sitzheizung. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 480 Litern geräumig und lässt sich durch asymmetrisch umklappbare Rücksitzlehnen erweitern. Auch ein vollwertiges Ersatzrad findet im Kellerabteil Platz. Das Innengeräusch ist bis etwa 130 km/h akzeptabel gedämmt, was Telefonate ermöglicht.

Infotainmentsystem

Das Infotainmentsystem des Lada Vesta ist auf das Wesentliche reduziert. In der „Luxus“-Ausstattung ist ein Multimediasystem mit 7-Zoll-Farbdisplay integriert, das über Bluetooth, AUX- und USB-Anschlüsse verfügt. Eine Freisprecheinrichtung ist ebenfalls vorhanden. Die Displayqualität wird teils als grobpixelig und veraltet beschrieben, während ein Navigationssystem mit Karten für Deutschland, Ungarn und Russland verfügbar ist. Moderne Konnektivitäts-Features oder komplexe Fahrprogramme sind nicht vorhanden, was für eine wohltuende Reizarmut bei der Bedienung sorgt. Die analoge Anzeigen und klassischen Schalter heben sich von überladenen Hightech-Cockpits ab.

Antrieb & Fahrverhalten

Der Lada Vesta wird von einem 1,6-Liter-Benziner mit 78 kW (106 PS) angetrieben. Dieser Saugmotor zeigt unter 3000 U/min wenig Leistungsbereitschaft und das maximale Drehmoment von 148 Nm liegt erst bei 4200 U/min an. Dies führt zu einer bedächtigen Beschleunigung, und der Motor kann bei höheren Drehzahlen rau und laut werden. Das optionale automatisierte Fünfganggetriebe wird als gewöhnungsbedürftig und langsam beschrieben, mit spürbaren Schaltpausen, die den Fahrkomfort beeinträchtigen. Das manuelle Getriebe ist hier klar die bessere Wahl. Das Fahrwerk ist robust und kommt mit groben Unebenheiten wie Schlaglöchern und Bahnübergängen gut zurecht, was auf die Entwicklung für russische Straßenverhältnisse hindeutet. Kleinere Unebenheiten leitet es hingegen recht ungefiltert an die Passagiere weiter. Die Lenkung ist indirekt, gefühllos und schwergängig, was Sportlichkeit vermissen lässt. Die Bremsleistung wird als nicht zeitgemäß und schlecht bewertet.

Verbrauch & Unterhalt

Der Verbrauch des Lada Vesta liegt nach ADAC EcoTest bei durchschnittlich 7,0 Litern Super pro 100 Kilometer, was für die Fahrzeug- und Leistungsklasse als zu hoch eingestuft wird. Innerorts können es bis zu 8,1 l/100km sein, während auf der Autobahn 7,5 l/100km und außerorts 6,2 l/100km gemessen wurden. Dies resultiert in einer hohen CO2-Bilanz von 193 g/km. Bei den Schadstoffen schneidet der Vesta jedoch relativ gut ab und hält sich unauffällig zurück, auch wenn leichte Erhöhungen beim Kaltstart und auf der Autobahn festgestellt wurden. Das Auto erreicht im ADAC EcoTest insgesamt 3 von 5 Sternen. Bei den Fix- und Werkstattkosten schneidet der Vesta gut ab, allerdings muss mit einem hohen Wertverlust gerechnet werden. Eine Umrüstung auf Autogas ist optional erhältlich, ein Diesel ist nicht geplant.

Sicherheit & Assistenzsysteme

Die Sicherheitsausstattung des Lada Vesta entspricht den gesetzlichen Mindestanforderungen, zeigt aber deutliche Lücken bei modernen Assistenzsystemen. Serienmäßig sind ABS, ESP, ein Bremsassistent, Reifendruckkontrolle sowie Fahrer- und Beifahrerairbags vorhanden. Seitenairbags vorne sind ebenfalls Serie. Isofix-Befestigungen für Kindersitze sind hinten vorhanden. Weitergehende Sicherheitssysteme wie Abstandsregelung, Spurhalteassistenten oder erweiterte Airbag-Systeme sind weder serienmäßig noch optional verfügbar. Dies führt zu einer mäßigen Bewertung im Bereich aktive und passive Sicherheit. Der Fußgängerschutz wird als befriedigend eingestuft. Die Bremsleistung ist ein kritischer Punkt der Sicherheit.

Fazit

Der Lada Vesta ist ein ehrlicher Versuch, die Marke Lada zu modernisieren und ein konkurrenzfähiges Angebot im Niedrigpreissegment zu schaffen. Er überzeugt mit einem frischen Design, einem großzügigen Raumangebot, insbesondere im Kofferraum, und einer für den Preis überraschend umfangreichen Serienausstattung, inklusive langer Garantien. Die Bedienung ist unkompliziert und das robuste Fahrwerk ist für schlechte Straßen gut geeignet, mit einer bemerkenswert hohen Bodenfreiheit. Allerdings offenbart der Vesta deutliche Schwächen beim Antrieb, insbesondere mit dem trägen Motor und dem gewöhnungsbedürftigen automatisierten Getriebe, der gefühllosen Lenkung und der unzureichenden Bremsleistung. Auch bei der Sicherheitsausstattung hat der Lada Vesta deutlichen Nachholbedarf. Er ist eine interessante Alternative für Käufer, die ein einfaches, funktionales und preiswertes Fahrzeug suchen und auf modernste Technik sowie Fahrdynamik verzichten können. Er ist klar besser als frühere Lada-Modelle, aber technisch teilweise noch gut zehn Jahre zurück.