Einleitung
Der Jeep Avenger ist als erstes vollelektrisches SUV der Marke ein wichtiger Schritt für Jeep in Europa. Mit einer Länge von nur 4,08 Metern ist er der "kleinste Jeep aller Zeiten", der zudem in Europa designt, entwickelt und im polnischen Tychy gebaut wird. Neben der Elektroversion ist der Avenger auch als Benziner und Mildhybrid erhältlich, was seine Vielseitigkeit unterstreicht. Er positioniert sich als attraktives und familienfreundliches Kleinwagen-SUV.
Design & Verarbeitung
Äußerlich präsentiert sich der Avenger mit einer gefälligen und robusten Jeep-Optik. Dazu gehören der markante Kühlergrill, die ausgestellten Kotflügel und die X-förmigen Rückleuchten, die die Geländewagen-Historie der Marke zitieren. Die kompakten Abmessungen erleichtern das Manövrieren im urbanen Raum. Praktische Kunststoffleisten an Radläufen sowie Front und Heck schützen den Lack vor kleineren Beschädigungen.
Im Interieur zeigt sich der Avenger puristisch, übersichtlich und modern, aufgelockert durch farbige Armaturenbrettverkleidungen. Die Verarbeitung ist in der Regel gut, jedoch fällt der großflächige Einsatz von Hartplastik, insbesondere an den Türverkleidungen und in der Mittelkonsole, auf. Dies kann einen weniger wertigen Gesamteindruck vermitteln und ist zudem kratzempfindlich.
Innenraum & Komfort
Das Platzangebot im Jeep Avenger ist vorne großzügig, die Vordersitze sind bequem, wenngleich sie teilweise wenig Seitenhalt bieten. Die Sitzheizung ist nicht im Basismodell verfügbar. Im Fond wird es für Erwachsene ab etwa 1,75 Metern Körpergröße eng, sowohl bei der Beinfreiheit als auch beim Einstieg, da die Fondtüren recht kurz ausfallen. Maximal vier Erwachsene können bequem reisen.
Ein großer Pluspunkt sind die Ablagemöglichkeiten. Mit einem Gesamtvolumen von 34 Litern bietet der Avenger doppelt so viel Stauraum wie vergleichbare Fahrzeuge im Segment. Praktische Cupholder lassen sich anpassen, und es gibt Platz für Flaschen und Smartphones.
Der Kofferraum überzeugt mit einem überdurchschnittlichen Volumen von 355 bis 380 Litern. Bei umgeklappter Rückbank erhöht sich das Ladevolumen auf bis zu 1277 Liter, auch wenn keine komplett ebene Ladefläche entsteht. Ein doppelter Ladeboden ist ab der Longitude-Ausstattung serienmäßig. Die Ladekante liegt bei 72 Zentimetern, elektrische Heckklappen sind in höheren Ausstattungslinien verfügbar.
Das Fahrwerk des Avenger ist straff abgestimmt, bietet aber einen guten Restkomfort und bügelt Unebenheiten souverän aus. Windgeräusche können bei höheren Geschwindigkeiten jedoch spürbar werden.
Infotainmentsystem
Der Jeep Avenger ist digital auf dem neuesten Stand. Das volldigitale Kombiinstrument ist in zwei Größen (7,0 oder 10,25 Zoll) erhältlich, während das zentrale Infotainment-Display stets 10,25 Zoll misst. Die Navigation erfolgt über TomTom, und Updates werden „over the air“ eingespielt. Smartphone-Integration funktioniert tadellos via kabellosem Apple CarPlay und Android Auto. Die „Jeep Mobile App“ bietet zudem praktische Fernfunktionen wie Fahrzeugortung, Türver-/entriegelung und Vorklimatisierung.
Die Bedienung ist überwiegend intuitiv, da wichtige Funktionen wie Heizung und Lüftung über klassische haptische Tasten geregelt werden. Auch ein physikalischer Lautstärkeregler ist vorhanden. Kritisiert werden können die ungünstig platzierten Heckklappentasten und eine teilweise verzögerte Reaktion des Touchscreens. Der Blinkerton wird von manchen als gewöhnungsbedürftig empfunden.
Antrieb & Fahrverhalten
Der elektrische Jeep Avenger wird von einem 115 kW (156 PS) starken Elektromotor angetrieben, der 260 Nm Drehmoment liefert. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h liegt bei 9,0 bis 9,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit bei 150 km/h. Der Antrieb ist leise und elastisch, wobei die volle Leistung nur im Sportmodus abrufbar ist. Der Avenger wiegt mit 1,5 Tonnen relativ wenig für ein Elektro-SUV, was zu einem agilen und leichtfüßigen Fahrgefühl beiträgt.
Alternativ gibt es den Avenger als 1.2 e-Hybrid mit einem 74 kW (100 PS) starken 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo in Kombination mit einem 21 kW (29 PS) Elektromotor und einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Dieser beschleunigt in 10,9 bis 11,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das Zusammenspiel der Motoren ist meist sanft, der E-Motor ermöglicht rein elektrisches Anfahren und Fahren bis 30 km/h. Allerdings kann es zuweilen zu ruckeligen Schaltvorgängen und erhöhter Geräuschkulisse bei höheren Geschwindigkeiten kommen. Eine reine Benziner-Version (100 PS, Schaltgetriebe) ist ebenfalls verfügbar.
Das Fahrverhalten wird allgemein als sicher und handlich beschrieben. Die Lenkung ist angenehm direkt und straff, das Fahrwerk bügelt Unebenheiten gut aus. Der tiefe Schwerpunkt durch die Batterie sorgt für gute Straßenlage. Im ADAC Ausweichtest zeigt das ESP eine treffsichere Regelung. Offroad-Fähigkeiten sind trotz Frontantrieb vorhanden: 200 mm Bodenfreiheit, 20° Böschungswinkel vorn und hinten sowie 20° Rampenwinkel ermöglichen Fahrten auf Feldwegen. Das Selec-Terrain-System mit verschiedenen Fahrmodi (Schnee, Schlamm, Sand) passt das Fahrzeug an unterschiedliche Untergründe an. Ein Allradantrieb ist für später angekündigt. Der Elektro-Avenger besitzt keine Anhängerkupplung ab Werk, die Hybrid- und Benziner-Varianten bieten eine Anhängelast von bis zu 1100 kg.
Verbrauch & Unterhalt
Die WLTP-Reichweite des Elektro-Avenger liegt bei 389 bis 404 km mit einem Verbrauch von 15,3 bis 15,9 kWh/100km. Im realen ADAC-Test wurden auf der Autobahn (8°C) etwa 270 km Reichweite bei 18,8 kWh/100km erreicht. Im AutoBild-Test lag die Reichweite bei 285 km (Testverbrauch 20,32 kWh/100km). Im Stadtverkehr verspricht Jeep bis zu 550 km Reichweite. Das Laden an einer DC-Schnellladesäule (100 kW) dauert 24 Minuten (20-80%), an einer AC-Wallbox (11 kW) 5 Stunden und 34 Minuten (0-100%).
Der Hybrid-Avenger hat einen WLTP-Verbrauch von 4,9 l/100km, im Praxistest lag dieser bei 6,1 bis 6,5 l/100km. Der Benziner verbraucht ebenfalls ca. 6,5 l/100km. Der Hybrid kann seine Verbrauchsvorteile vor allem im Stadtverkehr ausspielen. Die Elektroversion ist ab 37.000 Euro erhältlich (Stand Anfang 2024), wobei eine Umweltprämie berücksichtigt werden konnte. Die Hybrid-Variante startet bei 27.000 Euro, der Benziner bei 25.000 Euro.
In puncto Versicherung wird der Avenger in Typklasse 16 (Haftpflicht), 22 (Teilkasko) und 25 (Vollkasko) eingestuft. Die Garantie beträgt 2 Jahre auf das Fahrzeug, 7 Jahre gegen Durchrostung und 8 Jahre oder 160.000 km auf die Batterie.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Jeep Avenger bietet ein umfassendes Sicherheitspaket. Serienmäßig sind der Spurhalteassistent, die Bergabfahrhilfe, der Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Tempomat, Verkehrszeichenerkennung und Müdigkeitserkennung an Bord. Höhere Ausstattungslinien erweitern dies um den Auffahrwarner, Parksensoren (hinten/vorn), ACC-Tempomat, Toter-Winkel-Assistent und eine 360-Grad-Rückfahrkamera. Das optionale „Assistenz Paket“ bietet teilautonomes Fahren (Level 2) und erweiterte Verkehrszeichenerkennung, ist jedoch nicht für das Basismodell verfügbar. Die Batterie ist sicher im Fahrzeugboden untergebracht und bei Unfällen gut geschützt.
Fazit
Der Jeep Avenger, ausgezeichnet als "Car of the Year 2023" und "Women's World Car of the Year" (bestes Familien-SUV), ist ein gelungenes Debüt für Jeep im Elektro-Segment. Er überzeugt mit seinem markentypischen Design, seinen kompakten Abmessungen und der guten Alltagstauglichkeit, insbesondere in urbanen Gebieten. Der Innenraum bietet viel praktischen Stauraum, auch wenn der Platz im Fond begrenzt und die Materialauswahl teils verbesserungswürdig ist. Das Fahrverhalten ist sicher und agil. Zwar überzeugt die Reichweite des E-Modells auf der Langstrecke weniger, doch die verfügbaren Hybrid- und Benzinvarianten bieten attraktive Alternativen. Insgesamt ist der Avenger eine überzeugende Wahl für Kaufinteressenten, die einen kompakten und charakterstarken SUV suchen.