Einleitung
Der DFSK Glory 580 trat ab 2018 als vergleichsweise reiferes chinesisches Mittelklasse-SUV auf den deutschen Markt. Er wurde als Neuwagen zu Kampfpreisen angeboten. Dieser Gebrauchtencheck eines über 100.000 Kilometer gelaufenen Exemplars soll klären, wie sich das Fahrzeug im Alltag bewährt und ob das ursprüngliche „Dumpingangebot“ auch im Alter noch überzeugt.
Design & Verarbeitung
Obwohl der Glory 580 mit 4,68 Metern Länge ein stattliches SUV ist, wirkt seine Formgebung gemessen am Baujahr bereits etwas angestaubt, aber keinesfalls unansehnlich. Er präsentiert sich als „ehrliche Haut“, die auch nach über 100.000 Kilometern routiniert verarbeitet ist und nicht nennenswert rappelt. Das Cockpit nimmt Designanleihen bei deutschen Premiummarken, erreicht deren Qualitätsniveau jedoch bei Weitem nicht. Ein entscheidender Schwachpunkt ab Werk ist der extrem dürftige Rostschutz, der dringend eine fachkundige Nachkonservierung erfordert. Die serienmäßigen China-Reifen sollten ebenfalls durch Markenreifen ersetzt werden.
Innenraum & Komfort
Einer der größten Pluspunkte des Glory 580 ist sein sehr gutes Raumangebot. Mit bis zu sieben Sitzplätzen agiert er als echte Van-Alternative. Die längs verschiebbare zweite Sitzreihe mit Easy-Entry-Funktion erleichtert den Zugang zur optionalen dritten Sitzreihe, die auch für Jugendliche noch praxistauglich ist. Bei umgeklappten Sitzen bietet der Laderaum mit bis zu 1,96 Metern Länge ein XL-Format. Mit ausgeklappter dritter Reihe schrumpft das Volumen allerdings auf magere 39 Zentimeter. Fahrkomfort bietet der Glory 580 durch sein robust konstruiertes, recht weiches Fahrwerk, das zu defensivem Fahrstil animiert.
Infotainmentsystem
Das Fahrzeug ist serienmäßig mit einem Infotainmentbildschirm ausgestattet, dessen Bedienung unkompliziert ist und auch ohne Blick ins Bordbuch klappt. Eine Besonderheit ist die ohne Aufpreis integrierte Dashcam. Während praktische Features wie Keyless-Entry und ein Panoramaschiebedach von Webasto zur umfangreichen Serienausstattung gehören, sind aufwendige Assistenzsysteme Mangelware. Die Funktionalität steht hier klar vor modernen Spielereien.
Antrieb & Fahrverhalten
Als einziger Motor kommt ein 1,5-Liter-Turbo-Benziner mit 145 PS und 210 Nm Drehmoment (Euro 6) zum Einsatz. Dieser harmoniert leider nicht optimal mit dem stufenlosen CVT-Getriebe. Ab Landstraßentempo wirkt der Motor angestrengt. Der Glory 580 ist eher auf Komfort denn auf Dynamik ausgelegt, Kurven nimmt er mit verhaltener Haltung. Die Bremsleistung ist trotz roter Bremssättel nur mittelmäßig. Mit seiner üppigen Bodenfreiheit von 20 Zentimetern und einer optionalen Anhängelast von bis zu 1500 Kilogramm ist er zwar praxistauglich, eine Allradoption für Offroad-Ausflüge fehlt jedoch.
Verbrauch & Unterhalt
Der 1,5-Liter-Turbo-Benziner zeigt sich durstig: Ein Testverbrauch von 9,8 Litern Super pro 100 Kilometer ist Standard, in der Stadt oder bei zügiger Fahrweise können es schnell zwei Liter mehr werden. Obwohl die Ersatzteilversorgung über den Importeur gesichert ist, liegen die Kosten für Teile und Wartung nicht auf Dumpingniveau. Inspektionen können zwischen 350 und 700 Euro kosten. Auch die Versicherungstarife sind eher hoch, und nicht jeder Versicherer hat das Fahrzeug in seiner Datenbank gelistet, was die Suche erschweren kann. Die Kfz-Steuer (Euro 6) beläuft sich auf 186 Euro.
Sicherheit & Assistenzsysteme
In puncto passiver Sicherheit bietet der Glory 580 sechs Airbags und ESP. Weitere aufwendige Assistenzsysteme, die in modernen Fahrzeugen üblich sind, fehlen jedoch. Ausfälle betreffen typischerweise Probleme mit ausflockender Kühlmittelflüssigkeit, Wassereinbrüche im Dachbereich durch falsch verlegte Abläufe sowie defekte LED-Blinker. Die Abgasanlage neigt zu früher Korrosion, ist aber aktuell noch kein TÜV-Relevanzpunkt. Elementar für Garantieansprüche sind die Wartungsintervalle (erstmalig nach 5000 km, danach jährlich oder alle 20.000 km). Beim Kraftfahrt-Bundesamt sind keinerlei Rückrufe hinterlegt.
Fazit
Der gebrauchte DFSK Glory 580 zeigt eine deutlich bessere Qualität als frühe China-Importe. Sein größtes Plus ist das flexible und großzügige Raumangebot, das ihn zu einer echten Van-Alternative macht. Allerdings sind die Fahrleistungen mäßig und der Benzinverbrauch hoch. Entscheidend für die Werterhaltung und Langlebigkeit ist eine gründliche Prüfung der Wartungshistorie sowie eine unbedingt erforderliche, fachgerechte Nachkonservierung des Rostschutzes. Trotz des ehemals niedrigen Neuwagenpreises sind die Unterhaltskosten und Ersatzteilpreise nicht günstig.