Einleitung
Der Cupra Formentor, 2020 als erstes eigenständiges Modell der Marke eingeführt, entwickelte sich schnell zum Bestseller. Sein Facelift 2024 soll diese Erfolgsgeschichte fortschreiben. Die Überarbeitung konzentriert sich auf ein noch markanteres Design, eine verbesserte Innenraumtechnologie und optimierte Antriebsvarianten, einschließlich eines weiterentwickelten Plug-in-Hybrids. Diese Zusammenfassung destilliert die zentralen Erkenntnisse aus verschiedenen professionellen Fahrzeugtests.
Design & Verarbeitung
Das Facelift verleiht dem Formentor eine noch eigenständigere und dynamischere Optik, die ihn klar von der Muttermarke Seat abgrenzt.
- Front: Eine komplett neue Frontpartie mit dreiecksförmiger Lichtsignatur und markanter "Sharknose" sorgt für einen aggressiveren Auftritt. Die Lufteinlässe sind offen gestaltet, was das sportliche Erscheinungsbild zusätzlich schärft.
- Heck: Das durchgezogene Leuchtenband am Heck mit beleuchtetem Markenlogo und den nun dreieckigen Leuchtelementen ist ein deutliches Highlight.
- Profil: Neue 18- und 19-Zoll-Felgenoptionen betonen die sportliche Linie. Die Verarbeitung des Innenraums wird allgemein als ordentlich beschrieben. Durch feine Anpassungen, wie eine aufgepolsterte Mittelkonsole, wirkt das Interieur im Vergleich zum Vorgänger insgesamt etwas wertiger, wenngleich punktuell noch Verbesserungsbedarf besteht. Knarz- und Klappergeräusche halten sich im Rahmen.
Innenraum & Komfort
Der Innenraum wurde primär durch Technologie-Upgrades aufgewertet, während Lenkrad und Armaturenbrett weitgehend unverändert blieben.
- Infotainment-Display: Das auffälligste Merkmal ist der neue, größere 12,9-Zoll-Touchscreen für das Infotainment. Das digitale Kombiinstrument bleibt bei 10,25 Zoll.
- Bedienung: Die oft kritisierten Slider für Lautstärke und Klimaanlage sind nun beleuchtet, was die Bedienung erleichtert.
- Sitze: Sportliche Sitze sind serienmäßig. Optional gibt es für die Topmodelle VZ Cup-Schalensitze mit Mikrofaserbezug aus recycelten Materialien. Diese bieten exzellenten Seitenhalt und Komfort.
- Sound: Eine optionale Sennheiser-Soundanlage mit elf Lautsprechern und Subwoofer (390 Watt) sorgt für ein hochwertiges Klangerlebnis.
- Platzangebot: Das Platzangebot für Passagiere, auch im Fond, ist angemessen. Selbst größere Personen finden ausreichend Platz.
- Kofferraum: Das Kofferraumvolumen variiert stark je nach Antrieb:
- Benziner/Diesel: 420 bis 450 Liter (ADAC misst 320 Liter, geklappt 1185 Liter).
- Plug-in-Hybrid: 345 Liter (wegen Akkupaket), geklappt 1415 Liter. Dies schränkt die Reisetauglichkeit mit viel Gepäck ein.
Infotainmentsystem
Das serienmäßige 12,9-Zoll-Zentraldisplay beherbergt ein neues, Android-basiertes Betriebssystem.
- Bedienung: Die Optimierung von Hard- und Software führt zu einer logischeren Bedienung mit verbesserten Schnellzugriffen durch feste Favoriten- und Klimaleisten.
- Sprachsteuerung: Ein lernfähiger KI-Assistent kann nach dem Ruf "Hallo, Cupra" angesprochen werden, um unter anderem Klima- und Sitzheizungsfunktionen zu steuern. Die Antworten sind teils charmant, aber nicht alle Fragen können beantwortet werden.
- Funktionalität: Einige Tester bemängeln die Komplexität des Systems und berichteten von Software-Problemen, etwa bei der Echtzeit-Verkehrsinformation des Navigationssystems, die im Test immer wieder in den Offline-Modus sprang. Apple CarPlay und Android Auto funktionieren kabellos.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Cupra Formentor bietet eine breite Palette von acht Antriebsoptionen, die von 150 PS bis 333 PS reichen, darunter Benziner, Diesel und Plug-in-Hybride.
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Fahrwerk & Lenkung: Das Fahrverhalten wird als ausgewogen, agil und alltagstauglich beschrieben. Dank des adaptiv einstellbaren Fahrwerks (DCC) meistert der Formentor unterschiedliche Straßenbeläge gut. Unebenheiten werden komfortabel abgefedert, während im sportlichen Cupra-Modus die Dämpfer straffer werden, ohne unkomfortabel zu wirken. Die Lenkung ist präzise und direkt; jedoch wurde bei einigen Modellen ein breiter mittiger Totpunkt bemängelt, der auf der Autobahn etwas Feedback vermissen lässt.
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Plug-in-Hybrid (PHEV): Die neueste Generation des VW-Konzerns mit 1,5-Liter-Turbobenziner und E-Motor (204 PS oder 272 PS Systemleistung) bietet bis zu 100 km elektrische Reichweite (WLTP). Der Übergang vom E- zum Verbrennermotor erfolgt meist nahtlos. Der Antritt im Hybridmodus ist gut für den Alltag, rein elektrisch dürfen keine Rekorde erwartet werden. Ein großes Plus ist die Schnellladefähigkeit mit bis zu 50 kW DC. Beim maximalen Schub kann das Zusammenspiel der Motoren jedoch zu Zerren an den Vorderrädern führen.
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Top-Modelle (VZ): Die leistungsstarken 2.0 TSI-Aggregate mit 265 PS oder 333 PS (Allrad) überzeugen mit soliden Fahrleistungen und ordentlichem Vortrieb.
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333 PS VZ: Dieses Topmodell, inklusive Torque-Splitting an der Hinterachse (vom Golf R), ist ein echtes Spaßgerät. Es verteilt die Antriebsmomente bedarfsgerecht und sorgt für Agilität in Kurven, bis hin zu einem Drift-Modus außerhalb öffentlicher Straßen. Der Motorsound ist, besonders mit der optionalen Akrapovic-Abgasanlage, aggressiv und natürlich. Der Wagen kann sein Gewicht bei Lastwechseln nicht völlig verbergen und tendiert im Grenzbereich zum Untersteuern, wo der Torque Splitter jedoch stabilisierend eingreift. Die optionalen Akebono-Bremsen bieten scharfen Biss und eine feine Dosierbarkeit mit sehr guten Verzögerungswerten.
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Geräuschentwicklung: Auf der Autobahn sind Windgeräusche deutlich wahrnehmbar, treten jedoch vor allem hervor, da der Antrieb im Teillastbereich sehr leise ist. Der künstliche Soundgenerator im Cupra-Modus bei den Benzinern wird von einigen als störend empfunden.
Verbrauch & Unterhalt
Der Verbrauch des Cupra Formentor variiert stark je nach Motorisierung und Fahrweise.
- Leistungsstarke Benziner: Der ADAC Ecotest für den VZ 2.0 TSI (265 PS) ergab einen hohen Durchschnittsverbrauch von 8,6 Litern Super pro 100 Kilometer. Eine CO₂-Bilanz von 228 g/km ist entsprechend hoch. Das 333-PS-Modell schluckt bei flotter Fahrt bis zu 13,0 Liter, kann auf Testrunden mit Landstraße/Stadt/Autobahn aber auch 9,6 Liter oder im Sparverbrauch 7,8 Liter erreichen.
- Plug-in-Hybrid: Der Testverbrauch für den Plug-in-Hybrid liegt im Hybridmodus bei etwa 7,1 Litern pro 100 Kilometer, hinzu kommt ein Stromverbrauch von 20,7 kWh/100 km. Die elektrische Reichweite von bis zu 100 km trägt zur Effizienz im Alltag bei, wenn regelmäßig geladen wird.
- Preise: Die Preise beginnen bei rund 39.400 Euro (Konfigurator) für das Basismodell und reichen bis über 57.000 Euro für die VZ-Topmodelle. Mit Optionen können diese noch deutlich steigen. Das Leasing wird oft als günstig beschrieben.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Die Sicherheit des Cupra Formentor wird im ADAC Autotest als gut bewertet (Note 1,6, doppelt gewichtet).
- Fahrsicherheit: Im ADAC Ausweichtest zeigt sich der VZ 2.0 TSI dynamisch. Während die Vorderachse sehr gripstark ist, zeigte die Hinterachse eine Tendenz zum Übersteuern bei größeren Lenkwinkeln, was für ungeübte Fahrer kritisch sein kann. Das ESP greift jedoch stets zielsicher und stabilisierend ein. Die Bremswege sind gut.
Fazit
Das Facelift festigt die Position des Cupra Formentor als sportliches Crossover mit eigenständigem Charakter. Die geschärfte Optik, das deutlich verbesserte Infotainmentsystem und die breite Palette an leistungsstarken und effizienten Motoren (besonders der optimierte Plug-in-Hybrid) machen ihn zu einer attraktiven Wahl. Seine Stärken liegen im agilen, sportlichen Fahrverhalten, das viel Fahrspaß bietet, ohne den Alltagskomfort zu vernachlässigen. Insbesondere die VZ-Modelle mit Torque-Splitting betonen die sportliche DNA. Allerdings müssen Kaufinteressenten den teilweise hohen Verbrauch der stärkeren Benziner und das eingeschränkte Kofferraumvolumen der PHEV-Varianten in Kauf nehmen. Trotz kleinerer Schwächen bei der Lenkungsrückmeldung und der Infotainment-Komplexität bleibt der Formentor ein "Alltagsauto mit Sportgenen" und eine interessante, preislich kompetitive Alternative im Segment.