Einleitung
Der Audi Q3 (Generation F3, Baujahre 2018-2024) löste mit seiner Neuauflage eine sehr erfolgreiche erste Generation ab, die über 1,1 Millionen Mal verkauft wurde. Dieses Kompakt-SUV, das in Györ, Ungarn, sowie in Martorell, Spanien, produziert wird, wurde in fast allen Bereichen überarbeitet und deutlich vergrößert. Die zweite Generation positioniert sich als "erwachsener" und geräumiger, um den Anforderungen an ein Familien-SUV gerecht zu werden. Der Q3 teilt sich die technische Basis mit dem Modularen Querbaukasten (MQB) des VW Golf. Konkurrenten in der 4,50-Meter-Klasse sind unter anderem BMW X1, Mercedes GLA und Volvo XC40. Die größte Kritik am Q3 sind traditionell sein stolzer Preis und die umfangreiche Aufpreispolitik.
Design & Verarbeitung
Das Design des Audi Q3 blieb der Marken-DNA treu, wirkt jedoch "kerniger" und kantiger als beim Vorgänger. Eine stark konturierte Motorhaube, der markantere Singleframe-Kühler und betonte Radhäuser unterstreichen seine SUV-Präsenz. Er wuchs erheblich in Länge, Breite und Radstand, was ihm ein weniger "knuffiges" und stattdessen ein erwachseneres Format verleiht. Optional ist zudem ein Sportback-Ableger mit Fließheck erhältlich. Die Karosseriestruktur gilt als solide, was sich auch in den Euro NCAP-Testergebnissen widerspiegelt. Die Materialqualität im Innenraum ist auf hohem Niveau, obwohl einige Details unerwartet harte Kunststoffe aufweisen können. Die Verarbeitung ist markentypisch sehr ordentlich.
Innenraum & Komfort
Der Innenraum wurde im Vergleich zum Vorgänger erheblich vergrößert und bietet nun sowohl vorne als auch hinten ausreichend Platz für Erwachsene, selbst für Personen bis zwei Meter Körpergröße. Der gewachsene Radstand sorgt für ein deutliches Plus an Beinfreiheit im Fond. Das Gepäckabteil ist ebenfalls erheblich größer geworden und schluckt zwischen 530 und 1.525 Liter (Plug-in-Hybrid: 380 bis 1.375 Liter), was ihn familientauglich macht. Besonders hervorzuheben ist die hohe Variabilität:
- Die Lehnen der Rückbank lassen sich neigen.
- Die Rückbank ist um 15 Zentimeter längs verschiebbar.
- Die Rückbank ist im Verhältnis 40:20:40 umklappbar.
- Der Laderaumboden ist höhenverstellbar.
- Die Hutablage kann in einem Fach unter dem Unterboden verstaut werden. Die Ladefläche bietet gute Maße für den Transport größerer Gegenstände. Der Komfort wird durch eine gute Geräuschisolation und eine feine Federung unterstützt, die Unebenheiten selbst mit Sportfahrwerk und großen Rädern gut wegbügelt.
Infotainmentsystem
Im Bereich Infotainment hat der Audi Q3 der zweiten Generation eine deutliche "digitale Revolte" erlebt. Modernste Systemlösungen halten Einzug:
- Serienmäßiges digitales Kombiinstrument: Ein 10,25 Zoll großes Display (Audi virtual cockpit) zeigt individuell anpassbare Inhalte an.
- MMI-Touchdisplay: Ein großer, zentraler Touchscreen (bis zu 10,1 Zoll) steuert nahezu alle Funktionen. Die Bedienung wird mit konventionellen Lüftungsreglern darunter als vorteilhaft beschrieben.
- Konnektivität: LTE-Internetverbindung, Smartphone-Einbindung via Android Auto und Apple CarPlay, kabelloses Laden und sogar das Verschließen des Fahrzeugs via Smartphone sind möglich. Auch USB-C-Anschlüsse sind verfügbar. Das spektakuläre Audi virtual cockpit mit 3D-Panoramakarte hinter dem Lenkrad gehört in der höchsten Ausbaustufe (MMI Navigation plus) zur Serienausstattung und wird gelobt.
Antrieb & Fahrverhalten
Der Audi Q3 bietet ein breites Antriebsspektrum, das von vernünftig bis hochemotional reicht. Es kommen Vierzylinder-Benziner (TFSI) und Diesel (TDI) zum Einsatz, die Leistungen von 150 PS bis 245 PS abdecken. Das sportliche Topmodell RS Q3 leistet sogar 400 PS.
- Benziner: Der 35 TFSI (150 PS) bietet ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder eine 7-Gang-Automatik (S tronic). Der 40 TFSI quattro (180 PS) und 45 TFSI quattro (245 PS) verfügen über Allrad und 7-Gang-Automatik. Der 45 TFSI (245 PS) schiebt laut Test kraftvoll an.
- Diesel: Der 35 TDI (150 PS) mit Frontantrieb und der 40 TDI quattro (193 PS) mit Allrad sind erhältlich. Dieselmotoren gelten als sparsam und zugkräftig, auch als Zugwagen mit bis zu 2,2 Tonnen Anhängelast.
- Plug-in-Hybrid: Der zuvor erhältliche 45 TFSI e (Systemleistung 245 PS) kombiniert einen 1,4-Liter-Turbobenziner mit einem Elektromotor. Er bietet eine elektrische Reichweite von bis zu 61 km (WLTP). Der Hybrid eignet sich gut für Stadtfahrten, kann bei leerem Akku oder sportlicher Fahrweise einen erhöhten Verbrauch aufweisen. Kritikpunkte sind das Fehlen von Allrad beim Hybrid (Batterie blockiert Kardanwelle) und die Begrenzung auf Frontantrieb, was die Sportlichkeit an die Haftgrenze bringt. Das Fahrverhalten des Q3 wird als souverän und unkompliziert beschrieben. Der tiefere Fahrzeugschwerpunkt und die verbesserte Sitzposition tragen zur Fahrdynamik bei. Das SUV liegt "satt, spurstabil und sicher" auf der Straße. Die Lenkung ist präzise und vermittelt ein ordentliches Gefühl für die Fahrbahnoberfläche; die optionale Progressivlenkung wird gelobt. Obwohl er sportiver als der Vorgänger ist, kann er Modellen wie dem X1 oder E-Pace auf kurviger Landstraße nicht ganz folgen, bleibt aber gutmütig. Mit Sportfahrwerk oder Adaptivfahrwerk lässt sich die Abstimmung variieren. Der Wendekreis ist mit optionalen 20-Zoll-Rädern relativ groß.
Verbrauch & Unterhalt
Die Verbrauchswerte des Audi Q3 variieren stark je nach Motorisierung und Fahrweise:
- Diesel: Der 35 TDI s tronic liegt bei 5,4 bis 6,0 l/100 km (WLTP), der 40 TDI quattro bei 6,2 bis 6,9 l/100 km. Im Test lag der 35 TDI bei 7,4 l/100 km.
- Benziner: Der 35 TFSI verbraucht 6,5 bis 7,3 l/100 km (WLTP), während der 45 TFSI quattro sich 8,2 bis 9,1 l/100 km (WLTP) genehmigt. Getestet wurde der 45 TFSI quattro mit 9,6 l/100 km im Durchschnitt. Bei sportlicher Fahrweise kann der Verbrauch über 10 Liter steigen.
- Plug-in-Hybrid (45 TFSI e): Der Normverbrauch liegt bei 1,4 bis 1,7 l/100 km, jedoch nur bei regelmäßiger Aufladung und Nutzung der elektrischen Reichweite. In der Praxis steigt er bei leerem Akku oder schneller Autobahnfahrt über acht, teilweise sogar über zehn Liter. Die Kostentabelle zeigt nur geringe Differenzen zwischen Diesel und Benziner, erst bei sehr hohen Jahresfahrleistungen wird der Diesel spürbar günstiger. Die Kfz-Steuer für den Q3 liegt bei ca. 272 Euro pro Jahr. Versicherungskosten (Haftpflicht, Teil-/Vollkasko) bewegen sich im Mittelfeld. Die Ersatzteilpreise sind typisch für ein Premiumfahrzeug hoch. Der Anschaffungspreis ist mit 44.600 € bis 59.900 € (Listenpreis) stolz, hinzu kommt eine aggressive Aufpreispolitik, die den Endpreis schnell in Richtung Oberklasse treiben kann.
Sicherheit & Assistenzsysteme
Der Audi Q3 erreichte im Euro NCAP-Crashtest die Maximalwertung von fünf Sternen und bewies damit ein hohes Sicherheitsniveau.
- Insassensicherheit: 95 Prozent der Maximalpunktzahl.
- Kindersicherheit: 86 Prozent.
- Fußgängerschutz: 76 Prozent.
- Assistenzsysteme: 85 Prozent. Die Serienausstattung umfasst ESP, ABS, Airbags, Spurverlassens- und Spurwechselwarner, Notbremssystem, Geschwindigkeitsbegrenzer und Berganfahrassistent. Viele weitere fortschrittliche Assistenzsysteme, wie der adaptive Fahrassistent oder der Parkassistent, sind jedoch optional und kosten extra. Die Bremsen des Q3 sind überzeugend; der 40 TDI kam im ADAC-Test aus 100 km/h nach sehr guten 34,0 Metern zum Stehen.
Fazit
Der Audi Q3 der zweiten Generation stellt einen deutlichen Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger dar. Er ist in jeder Hinsicht erwachsener geworden, bietet deutlich mehr Innen- und Kofferraum sowie eine sehr hohe Variabilität, die ihn zu einem praktischen Familien-SUV macht. Die breite Motorenpalette, das hochwertige und digitalisierte Infotainmentsystem sowie das ausgewogene und sichere Fahrverhalten tragen zum Premium-Anspruch bei und rücken ihn in die Nähe des teureren Q5. Trotz seiner Stärken sind der selbstbewusste Anschaffungspreis und die umfangreiche Aufpreispolitik für viele Interessenten kritische Punkte. Wer jedoch bereit ist, das Budget zu investieren, erhält ein qualitativ überzeugendes und vielseitiges Kompakt-SUV, das dem Markenimage von Audi gerecht wird. Der Q3 eignet sich sowohl für komfortbewusste als auch für dynamisch orientierte Fahrer, wobei der Plug-in-Hybrid eher für Stadtbewohner und der Diesel für Vielfahrer eine attraktive Option darstellt.